Ofen aus! Handwerk & Gewerbe auf Stadtflucht

Reparieren statt wegschmeißen ist das Ding der Stunde: bei Fahrrädern, Waschmaschinen und Handys. Dafür sorgt der Reparaturbonus. Doch die Abholung von bis zu 200 Euro pro Rechnung ist schwer. Es fehlt die Infrastruktur, die kaputten Geräten ein zweites Leben schenkt: Handwerker und Gewerbeflächen sind Mangelware.

Fotocredit: Marcus Deak/IMMOBILIENRENDITE AG

Mathias Mühlhofer, Markus Kitz-Augenhammer & Michael Rajtora

Einen goldenen Boden hatte Handwerk früher einmal. Aktuell befinden sich die Betreiber von Werkstätten, kleinen Gewerbe- und produzierenden Unternehmen auf Stadtflucht, allen Förderungen zum Trotz. Markus Kitz-Augenhammer, Vorstand der IMMOBILIENRENDITE AG, kennt den Grund: „Fast niemand tut es sich mehr an, einen Betrieb zu beantragen oder zu führen. Denn Werkstätten und Industrie sind im urbanen Raum zunehmend unerwünscht. Sie könnten laut sein und stinken. Außerdem brauchen sie Mitarbeiter mit handwerklichen Fähigkeiten. Doch die werden nirgends mehr gelehrt.“

Immer öfter würden protestierende Anrainer für nicht zu erfüllende behördliche Auflagen sorgen. Wie bei einem Wiener Hersteller von Ölbindemitteln. Das Produkt ist dafür gedacht, großflächig im Freien ausgebracht zu werden – wenn zum Beispiel eine Pipeline im Wald leckt. Doch heimische Auflagen zwingen den Betreiber zum aufwendigen Nachweis, dass nichts davon jemals ins Freie gelangt.

 Wegschmeißen statt reparieren?

Dazu kommt: Selbst in Zeiten der Digitalisierung dauern Bewilligungen von Betriebsanlagen oft mehr als zwei Jahre. In dieser Phase können Unternehmer nichts produzieren. Dennoch müssen sie ihre Mitarbeiter bezahlen – auf Dauer nicht leistbar. Auch Stadt-Logistiker haben ein (Image-) Problem: Weil der Onlinehandel zulasten stationärer Flächen boomt, benötigen sie immer neue Lager und erzeugen zunehmend Verkehr. Zudem ändern sich im Jahrestakt rechtliche Rahmenbedingungen: Emissions-, Arbeitgeber-, Finanz- und EU-Vorschriften – eine unternehmerische Planung ist nicht möglich. Ein Teufelskreis mit Abwärtsspirale.

Für die letzten Betreiber von Werkstätten bedeutet all das Preise, die nicht mehr konkurrenzfähig sind. Mathias Mühlhofer, Vorstand der IMMOBLIEN-RENDITE AG: „Viele Gewerbetreibende gehen pleite. Andere wandern ins östliche oder asiatische Ausland ab. Der urbane Raum verliert damit Wertschöpfung und Arbeitsplätze.“

Kein Platz für Gewerbe & Industrie

Die Verdrängung von Handwerk, Gewerbe und Industrie ist auch auf dem Immobilienmarkt sichtbar: In Wien gibt immer weniger Gewerbeobjekte. Offizielle Zahlen fehlen, doch laut Mühlhofer hat die Stadt „einen Riesenbedarf an Werkstätten und Lagern“. Die Wiener Wirtschaftskammer warnte bereits: „Der Industrie geht der Platz aus.“ Aktuell gibt es hier 2.127 Hektar gewidmete Betriebs-flächen. Doch davon sind nur mehr 140 frei – bald herrscht akuter Platzmangel. Die Folgen: Neue Betriebe können nicht ansiedeln, bestehende nicht erweitern und die Preise steigen.

Früher kosteten einfache Büros neben Werkstätten in der Stadt zwischen 8 und 10 Euro pro Quadratmeter, angeschlossene Lager zwischen 4 und 5 Euro. Heute liegt das Büro bei 16 Euro plus und das Lager bei 8 bis 12 Euro. Vor drei Jahren vermietete die IMMOBILIENRENDITE AG in Spillen bei Korneuburg eine 5.500 Quadratmeter große Halle: das Büro um 9, das Lager um 6,50 Euro. Dann kaufte ein Wiener Gewerbebetrieb das Objekte: In der Stadt konnte er nicht mehr wachsen.  

Auch auf dem Land steigen die Preise. Und die Entwicklung dauert an, weiß Michael Rajtora, Vorstand der IMMOBILIENRENDITE AG: „Solange Wien so rasant weiterwächst und es kaum neue Gewerbewidmungen gibt, wird der Trend anhalten.“ Leere Büros würden schnell in Wohnraum verwandelt. Und Offices in A-Lagen rasch vermietet. „Die wegen des Home-Office-Booms erwartete Entspannung auf dem Büromarkt ist bislang nicht eingetreten.“ Das zeigt auch die volle Buchungslage bei den über 200 kleinen leistbaren Büros der IMMOBILIENRENDITE AG in Wien und im niederösterreichischen Weikersdorf: Die dortige Gewerbehalle ist sogar für Industrieproduktion gewidmet.

Ausgerechnet die Konflikte in der Welt könnten das Problem fehlender Betriebe in der Stadt nun lösen: durch das Ende der Globalisierung und die Rückübersiedlung von Handwerk, Gewerbe und Industrie. Jetzt fehlen nur noch die Flächen.

Immobilienrendite AG

Hollandstraße 14, 1020 Wien

Die Immobilienrendite AG sucht unterbewertete Immobilien, um mit kreativen Lösungen neuen Nutzen für Mieter, Investoren, Banken und Käufer zu schaffen.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Jetzt Bewerten Pressemeldungen Öffentliche Seite

16.05.2024

Artikel

Energiegemeinschaften bei PV Anlagen

Energiegemeinschaften bieten eine Vielzahl von Vorteilen, die es ihnen ermöglichen, ein effizientes und nachhaltiges Energiesystem zu schaffen. Diese Vorteile lassen sich in drei Säulen einteilen: Synergieeffekte, smarte Finanzierungen sowie wirtschaftliche und soziale Förderungen. Beginnen wir mit den Synergieeffekten, die durch Energiegemeinschaften entstehen.

14.05.2024

Artikel

Wohnbau: Viele offene Fragen …

Das angekündigte Wohnbaupaket der Bundesregierung hat in der heimischen Bau- und Immobilienwirtschaft große Hoffnungen geweckt, dass endlich ein wirksames Instrument gegen die Konjunkturflaute gefunden wurde. Aber noch sind viele Details ungeklärt und die kritischen Stimmen werden lauter.

10.05.2024

Artikel

Büroimmobilien – Anpassung an veränderte Marktbedingungen

In der Assetklasse Office gibt es aktuell einige Unsicherheiten durch Umbrüche auf den Märkten, die Konjukturabkühlung oder die allgemeine Zinslandschaft. Gleichzeitig ergeben sich daraus interessante Chancen, da viele Branchenplayer dieses Segment derzeit meiden. Wer sich an das Asset heranwagt, kann entsprechend belohnt werden.

Dieser Inhalt:
  • Erschienen am:
    02.05.2024
  • um:
    09:00
  • Lesezeit:
    3 min
  • Aufrufe:
              
  • Bewertungen und Kommentare:
    0
  • Jetzt bewerten

Newsletter Abonnieren

Abonieren Sie unseren täglichen Newsletter und verpassen Sie keine unserer redaktionellen Inhalte, Pressemeldungen, Livestreams und Videos mehr.

Bitte geben Sie Ihren Vor- und Nachnamen ein, es sind exakt 2 Worte beginnend mit Großbuchstaben erlaubt.

Vielen Dank! Ihre Daten wurden gespeichert. Damit Ihre Anmeldung gültig wird klicken Sie bitte den Link in dem Bestätigungsmail das wir Ihnen gesendet haben.

Werbung

Das Immobilien-Redaktion Unternehmen der Woche 19/2024

Wir Gratulieren eMentalist zu erreichten 42 Punkten!

eMentalist

Bauernmarkt 10, 1010 Wien

Willkommen bei eMentalist, Ihrem Spezialisten für strategische Konzeption und Beratung bei Digitalisierungsvorhaben. Wir unterstützen Unternehmen verschiedener Branchen dabei, ihre Ziele in der digitalen Transformation zu erreichen.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News

Platz 2

DWK DIE WOHNKOMPANIE GmbH

Hohenstaufengasse 6, 1010 Wien

Als österreichischer Bauträger übernimmt DIE WOHNKOMPANIE gerne die Verantwortung für nachhaltige und wertorientierte Wohnprojekte. Der Fokus liegt beim Wohnungsneubau, bei der Quartiersentwicklung und Schaffung neuer Wohnareale. Zu unseren Stärken zählt auch die sensible Einbindung von Bestandsimmobilien.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News

Platz 3

BUWOG Group GmbH

Rathausstraße 1, 1010 Wien

Die BUWOG ist der führende Komplettanbieter am österreichischen Wohnimmobilienmarkt und deckt die gesamte Wertschöpfungskette des Wohnungssektors ab.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Hiring Profil News