Bereits im April fanden nur sehr wenige Transaktionen statt und im Mai wurden erstmals seit über zehn Jahren weniger als hundert Verkäufe registriert. Das 12-Monats-Mittel nähert sich somit wieder dem COVID-19-Tief und Beobachtungen aus laufenden Verkaufsprozessen lassen vermuten, dass es im Sommer noch darunter liegen wird. „Die aktuelle Entwicklung erinnert an den Beginn der COVID-19-Pandemie, allerdings sind die Triebkräfte völlig andere. So hat der Krieg in der Ukraine zwar kaum direkte Konsequenzen für den hiesigen Immobilienmarkt, jedoch treibt er die ohnehin schon hohe Inflation weiter an. Dies sorgte schließlich auch dafür, dass die Zinswende früher erfolgte und stärker ausfällt als bis dahin erwartet wurde. Sowohl die kurz- als auch langfristigen Zinserwartungen sind innerhalb kürzester Zeit so stark gestiegen wie selten zuvor und das sorgt an den Immobilieninvestmentmärkten derzeit offenbar für eine Art Zinsschock“, erklärt Marcus Lemli, CEO Germany und Head of Investment Europe bei Savills.
Seine Wirkung der Zinsanstieg dabei vor allem über den Finanzierungskanal und sorgte zuletzt dafür, dass die Fremdkapitalkosten deutlich stiegen. Wie üblich in Phasen geringer Marktliquidität ist es momentan zudem schwierig Preise zu bestimmen, so dass die Investoren derzeit zögern, Transaktionsprozesse voranzutreiben. „Wir interpretieren die aktuelle Entwicklung als Wendepunkt im Investmentzyklus. Sinkende Zinsen waren über Jahre ein und zuletzt wahrscheinlich sogar der entscheidende Antrieb für die extreme Dynamik am Immobilieninvestmentmarkt. Diese Triebfeder hat nun nicht nur temporär, sondern für absehbare Zeit ihre Spannung verloren“, sagt Matthias Pink, Director und Head of Research Germany bei Savills und ergänzt: „Zwar befindet sich der Markt aktuell in einer Art Schockstarre, jedoch glauben wird, dass sich die Aktivitäten schon bald wieder normalisieren werden und die Zykluswende insgesamt sanft ausfällt.“