Im aktuellen Retailmarktbericht von CBRE analysieren die Expert:innen des national wie international führenden Immobilienspezialisten den Markt und dessen Zukunft. Viele stationäre Händler setzen sich mit ihrer zukünftigen Ausrichtung auseinander und evaluieren sowohl ihre Onlinepräsenz als auch ihre In-Store-Inszenierung.
„Im Jahr 2021 sind beinahe 10% der Mieter in der Wiener Innenstadt ausgezogen. Das ist ein Indikator dafür, dass sich der Retailmarkt mitten in einem Change Prozess befindet“, so Walter Wölfler, Head of Retail Österreich und CEE bei CBRE, der auch betont, dass der aus dem Auszug resultierende Leerstand rasch wieder kompensiert werden konnte.
Neben der Analyse der Ist-Situation legt CBRE den Fokus auf die aktuellen Trends und gibt einen Ausblick auf den Retailmarkt der kommenden Jahre.
Fünf Schlüsseltrends und Erkenntnisse für den österreichischen Retailmarkt:
1. Der Online Einzelhandel boomt.
Im Jahr 2020 stiegen die Umsätze im Online Einzelhandel um 16%, im Jahr 2021 um weitere 5,5% – der stationäre Handel wuchs im Jahr 2021 um 3,2%. Für 2022 gehen Expert:innen (Quelle: Euromonitor) von 5,2% Wachstum im Online und 2,4% im stationären Handel aus.
2. Die Zukunft heißt Omni-Channeling.
Webshops und stationärer Handel werden miteinander verknüpft, wodurch beide Channels profitieren. Werbung über digitale Channels, Click & Collect Angebote sowie personifizierte After-Sales-Services induzieren eine positive Korrelation.
3. Veränderte Anforderungen an Logistik.
Das Angebot im Logistiksektor wuchs in den vergangenen Monaten – bedingt durch die gesteigerte Nachfrage im Online-Lebensmittelhandel – rapide. In den Städten entstanden zahlreiche sogenannte „Dark Stores“, d.h. Logistikflächen für Online Supermärkte, durch die dank der zentralen Lage sehr kurze Lieferzeiten sichergestellt werden können.
4. Neuinszenierung und Entertainment verhelfen stationärem Handel zu mehr Attraktivität.
„Einkaufserlebnis“ ist die Antwort des stationären Handels auf das wachsende Online Angebot. Immer mehr Flagshipstores in Bestlagen tragen zur Imagebildung bei und bieten Entertainment und persönlichen Kundenservice als Ergänzung zum Online Angebot.
5. Branchendiversität wächst dank neuen internationalen Markteintritten.
In den A-Lagen der großen Städte ist der Mieterwechsel seit Beginn der Pandemie auffallend hoch. Freiwerdende Flächen boten für (internationale) Newcomer die Gelegenheit, sich in Top-Lagen zu etablieren, was signifikant zur Diversität beitrug.
Die Zukunft des Retailmarktes ist nachhaltig
Zertifizierungen und nachhaltige Konzepte werden in der Assetklasse Retail immer wichtiger. „Der Wandel steht zwar noch ganz am Anfang, aber das Umdenken hat bereits begonnen“, so Wölfler. Zertifizierungen von Retailimmobilien schaffen Vergleichswerte und haben immer mehr Einfluss auf den monetären Gebäudewert. „Eigentümer, die den aktuellen CO2 Fußabdruck ihrer Immobilien kennen, können diese dementsprechend entwickeln und am Markt positionieren“, so Wölfler.
Die Stadt der kurzen Wege sollte bereits in wenigen Jahren Realität sein: Bewohner:innen in lebendigen Stadtquartieren ist es zunehmend wichtig, nicht nur Händler für den Grundbedarf in unmittelbarer Umgebung zu wissen, sondern auch Gastronomie, Grünräume, attraktive Plätze und Events. Dies hat zur Folge, dass sich Retail wieder verstärkt in die Wohngebiete ausweitet.