3,3 Milliarden Investment, sieben Kliniken, neun Pflegeanstalten: Als größter Gesundheitsdienstleister Österreichs führt der Wiener Gesundheitsverbund (WIGEV) derzeit das größte Modernisierungsprogramm seiner Geschichte durch. Die bauliche Infrastruktur sämtlicher Gesundheitseinrichtungen der WIGEV, die teilweise 100 Jahre und älter sind, soll bis 2040 auf den neuesten Stand gebracht werden. Mit diesem Schritt bereitet man sich auf zukünftige Herausforderungen vor. Denn laut Wiener Gesundheitsbund werden 2040 rund zwei Mio. Menschen in Wien leben von denen rund 20 Prozent älter als 65 Jahre sein werden. Die Nachfrage nach Spitalsleistungen wird dementsprechend steigen.
Die Modernisierung der Infrastruktur soll im Vollbetrieb ohne Einschränkungen für Patient:innen und Personal erfolgen und in jeder Hinsicht nachhaltig: nach ökologischen, ökonomischen und sozialen Gesichtspunkten. Konkret bedeutet dies vor allem eine flexible Bauweise, um auf zukünftige Veränderungen, beispielsweise auf Neuerungen in der Medizintechnik rasch reagieren zu können, eine Optimierung der Energieeffizienz, die Implementierung von Kreislaufwirtschaft und eines agilen Umweltmanagements.
Herausforderungen nehmen zu
„Der Bau einer Klinik war schon bisher auf Grund der hohen Komplexitäten eine große Herausforderung“, erklärt Gerald Herndlhofer von Drees & Sommer Österreich. „Mit der Energiewende, den Ansprüchen eines nachhaltigen Klinikbetriebs in allen Bereichen und den generell steigenden Anforderungen nehmen die Herausforderungen in allen Bereichen zu“, erklärt Jürgen Zimmermann, Organisator des alljährlichen Wiener Fachkongresses „Die Klinikimmobilie der nächsten Generation“ und Associate Partner von Drees & Sommer SE.
„Dies erfordert einen 360-Blick auf alle Bereiche vom Planen und Bauen bis hin zum Betreiben und darüber hinaus, nämlich dem Abbruch am Ende des Lebenszyklus eines Gebäudes und eines Gebäudeteils.“ Wie weit die Themen bei Klinikprojekten reichen, zeigt etwa die Neugestaltung der Klinik Ottakring, bei der auch die Themen Biodiversität und Artenschutz am Klinikareal eine Rolle spielen.
Um alle notwendigen Blickwinkel auf solche Projekte zusammenzuführen, braucht es ein effizientes und kollaboratives Planen - beispielsweise mit Building Information Modeling (BIM). „Die Komplexität in Healthcare-Projekten steigt enorm, genauso wie der Termindruck, der Druck den laufenden Betrieb einer Klinik dabei immer aufrecht zu erhalten und die Dichte an Informationen. Daher ist es unter diesen Rahmenbedingungen unsere größte Aufgabe, die Kompliziertheit so gut es möglich ist, herauszunehmen“, betont Arnold Schmitzer, von Drees & Sommer.
„Mit BIM können wir Unmengen an Projektdaten in einer Umgebung zusammenführen. Jedoch ist es viel wesentlicher, den Projektbeteiligten mit einem gut strukturierten Datenmanagement jeweils nur jene Informationen bereitzustellen, die sie auch wirklich brauchen. So legen wir die Basis für effizientere Planungs- und Bauprozesse sowie einem effizienteren Gebäudebetrieb. Zudem können wir so den ökologischen Fußabdruck von Gebäuden minimieren und diese nachhaltiger und ressourcenschonender gestalten.“
Maximale Kostensicherheit
„Bei all diesen großen Herausforderungen, die bei der Neugestaltung von Kliniken heute bewältigt werden müssen, liegt eine der Größten darin, die Kosten sauber zu planen und einzuhalten“, betont Schmitzer. „Dies wurde mit den Folgen der Teuerungskrise oder des Kriegs in der Ukraine zuletzt nicht gerade leichter. Entscheidend sind jedoch eine möglichst frühzeitige Integration der Nutzer:innen und Betreiber:innen einer Klinikimmobilie mit maximaler Transparenz, ein professionelles Kostenmanagement auf Basis von Markt-Know-how und entsprechenden Erfahrungen aus anderen Großprojekten und der Einsatz von Lean-Baumanagement-Methoden.“ Bei all der zunehmenden Komplexität in der Realisierung von Krankenhäusern, hat sich an diesem Grundsatz nichts geändert, betonen Herndlhofer und Schmitzer.