Kaufkraft in Europa: Die regionalen Ungleichheiten werden größer

Die aktuelle RegioData Research Analyse zum verfügbaren Einkommen in Europa zeigt steigende Ungleichheiten bei den einzelnen Ländern, den Regionen und auch innerhalb der Bevölkerungsgruppen.

© FabrikaPhoto

Aufwärtstrend für Europas Kaufkraft

In Europa stand das Jahr 2023 ganz im Zeichen der wieder steigenden Kaufkraft. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Pro-Kopf-Kaufkraft in vielen Ländern um 10 % oder mehr, was allerdings zum Teil auch auf die Inflation zurückzuführen ist. Am Ranking der Länder hat sich jedoch nicht viel geändert: Die Länder mit der mit Abstand reichsten Bevölkerung sind nach wie vor Liechtenstein, die Schweiz, Luxemburg, Island und Norwegen. Und auch die Schlusslichter bleiben gleich: Republik Moldau, Kosovo, Albanien und Bosnien-Herzegowina. Der Unterschied beispielsweise zwischen Schweiz und der Republik Moldau ist weiter stark gestiegen und beträgt nun bereits das 27-fache.

Die reichen Länder werden rasch reicher

Während sich in den letzten 10 Jahren in der Republik Moldau die durchschnittliche Kaufkraft mit nur plus 1.000 €/Einwohner/Jahr etwa verdoppelt hat, ist sie im gleichen Zeitraum in der Schweiz um ca. 17.000 €/Einwohner/Jahr gestiegen. Die Schweiz hat damit in diesem Zeitraum, neben Island, den mit Abstand höchsten Sprung bei der Kaufkraft hingelegt. Die geringste Performance beim Wohlstandsniveau der Bevölkerung wurde in der Türkei, Kosovo und der Republik Moldau erzielt (alle Angaben umgerechnet in €).

Regionale Disparitäten nehmen allmählich zu

Neben der insgesamt positiven Entwicklung der Kaufkraft pro Einwohner in Europa ist zudem auch erkennbar, dass die regionalen Unterschiede innerhalb der einzelnen Länder entweder größer werden oder zumindest nicht signifikant kleiner. In den Ländern mit traditionell großen Unterschieden, wie etwa in Italien und Spanien, wurde in den letzten 10 Jahren die Kluft zwischen dem reichen Norden und dem armen Süden nicht kleiner. Und das trotz massiver Transferzahlungen, die bekanntermaßen auch zu deutlichen Separationstendenzen seitens der reichen Regionen führen.

Trotz 35 Jahren Wiedervereinigung sind die in Deutschland immer noch deutlich erkennbaren Unterschiede im Wohlstand zwischen Ost und West nur langsam rückläufig und auch in Kroatien, wo zwischen der reichen Küstenregion und dem armen Hinterland große Unterschiede bestehen, gibt es nur langsame Annäherung. In Großbritannien ist der Unterschied zwischen England um die Region London und den ärmeren Teilen in Wales und Schottland sogar leicht gestiegen.

Zunehmende Unterschiede innerhalb der Bevölkerungsgruppen

Auf Landesebene haben sich die Unterschiede in den letzten 10 Jahren zwischen arm und reich nicht wesentlich verändert. Während etwa in der Slowakei, Slowenien, Island und Tschechien eine relativ stabile Gleichverteilung besteht (Gini-Koeffizient jeweils unter 25 Punkte), bestehen die größten – und weiter steigenden – Ungleichheiten wie bisher in Kosovo (Gini-Koeffizient 44 Punkte), Türkei und Bulgarien. Einige Länder, insbesondere in ehemaligen osteuropäischen Gebieten sowie der Türkei, profitieren von einer starken Diaspora. Stärkere Ungleichverteilungen durch Transferzahlungen in die Heimat können so in Grenzen gehalten werden.

Langfristig ist eindeutig festzustellen, dass – quer durch alle Länder in Europa – die urbanen Regionen deutlich an Kaufkraft gewinnen und die peripheren Gebiete verlieren. Nach wie vor nimmt die Bedeutung ländlicher Gebiete ab, da immer mehr junge Menschen in die Städte ziehen, motiviert durch bessere Ausbildung und berufliche Möglichkeiten. Eine relativ neue Entwicklung ist jedoch, dass die Städte selbst an relativer Kaufkraft eher verlieren und sogar oft unter dem Landesdurchschnitt liegen, die sogenannten „Speckgürtel“ hingegen massiv gewinnen. Beispiele dafür wären Paris, Wien oder Istanbul. Die Gründe dafür liegen wohl im zum Teil massiven Zuzug sehr kaufkraftschwacher Bevölkerungsgruppen, die die Durchschnittswerte nach unten drücken.

Anmerkung

Die „Kaufkraft“ ist definiert als die Summe aller Einkunftsarten, darunter unselbständige Einkommen, selbständige Einkommen, Kapitalvermögen, Vermietung, Landwirtschaft, Pensionen, Beihilfen etc. Abgezogen davon werden die Zwangsabgaben, also Steuern und Sozialversicherung. Die Kaufkraft bezeichnet somit das frei verfügbare Einkommen.

Zur Studie

Die RegioData Kaufkraftkennziffern stellen das regionale Wohlstandsniveau eines Landes auf übersichtliche Art und Weise dar. Unter Kaufkraft wird dabei die Fähigkeit einer Person oder eines Haushalts verstanden, innerhalb einer bestimmten Periode mit zur Verfügung stehenden Geldmitteln Güter, Dienstleistungen und Rechte erwerben zu können. Der Index gibt die Abweichungen vom jeweiligen nationalen Mittelwert des Wohlstandsniveaus (fixiert mit 100) an.

Die Studie „Kaufkraft Europa – Ausgabe 2023“ ist pro Land ab € 800,- (zzgl. 20% MwSt.) bei RegioData erhältlich. Nähere Informationen unter www.regiodata.eu


RegioData Research GmbH

Theobaldgasse 8, 1060 Wien

RegioData Research recherchiert, berechnet und analysiert seit über 20 Jahren Daten und Strukturen in europäischen Consumer- und Real-Estate Märkten.Das Leistungsportfolio umfasst länderspezifische Marktdaten, kleinräumige Strukturdaten, Standort- und Frequenzdaten und Softwaretools zur Auswertung für Marketing, Vertrieb, Controlling und Expansion. 

Unternehmen

Produkt/Leistung

Jetzt Bewerten Pressemeldungen Öffentliche Seite

04.02.2025

Roland Schatz: Vom Quereinsteiger zum Experten für Luxusimmobilien

In der aktuellen Folge des Immobilien Redaktionsformats #OfficeTalk gewährt Roland Schatz, ein renommierter Name in der österreichischen Immobilienbranche, Einblicke in seinen bemerkenswerten Werdegang. Schatz’ Karriere zeichnet sich durch einen unkonventionellen Weg aus, der ihn von der Autozubehör- und Baumarktbranche in die Welt der Luxusimmobilien führte.

03.02.2025

Community Management im Büro: Insights von Jasmina Rotermund

Im Immobilien Redaktion OfficeTalk teilt Jasmina Rotermund vom Team Gnesda ihre Expertise im Bereich Community Management. Als erfahrene Fachkraft gibt sie wertvolle Einblicke in die Kunst, eine positive Arbeitsatmosphäre zu schaffen und die Gemeinschaft im Büro zu fördern.

01.02.2025

Nutzung oder Abriss? Eine fast philosophische Frage

Sollen wir den Bestand abreißen und neue, energieeffiziente Gebäude errichten oder den Bestand umnutzen und neu beleben? Bei diesem Thema treffen zwei Welten aufeinander, und wie so oft überwiegt beim ArchitekturMorgen wieder der Gedanke der Gemeinsamkeit.

Dieser Inhalt:
  • Erschienen am:
    25.01.2024
  • um:
    09:00
  • Lesezeit:
    3 min
  • Bewertungen und Kommentare:
    0
  • Jetzt bewerten

Newsletter Abonnieren

Abonieren Sie unseren täglichen Newsletter und verpassen Sie keine unserer redaktionellen Inhalte, Pressemeldungen, Livestreams und Videos mehr.

Bitte geben Sie Ihren Vor- und Nachnamen ein, es sind exakt 2 Worte beginnend mit Großbuchstaben erlaubt.

Vielen Dank! Ihre Daten wurden gespeichert. Damit Ihre Anmeldung gültig wird klicken Sie bitte den Link in dem Bestätigungsmail das wir Ihnen gesendet haben.

Werbung

Das Immobilien-Redaktion Unternehmen der Woche 5/2025

Wir Gratulieren Raiffeisen Immobilien Österreich zu erreichten 40 Punkten!

Raiffeisen Immobilien Österreich

Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Platz 1, 1020 Wien

Raiffeisen Immobilien ist die Maklerorganisation der Raiffeisenbanken Gruppe in Österreich und bietet Fullservice: Immobilienvermittlung, Bewertung, Investment

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News

Platz 2

Platz 3

Forvis Mazars

Kärntner Ring 5-7, 1010 Wien

Forvis Mazars ist ein weltweit führendes Professional Services-Netzwerk aus zwei Unternehmen unter einer einheitlichen Marke – bestehend aus: Forvis Mazars, LLP in den Vereinigten Staaten und Forvis Mazars Group SC, einer international integrierten Partnerschaft, die in über 100 Ländern und Regionen tätig ist.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News