Kaufkraft erholt sich: 2024 + 2025 bringen reales Plus
Die durchschnittliche Kaufkraft in Österreich hat sich über die letzten zehn Jahre insgesamt positiv entwickelt: Während im Jahr 2014 jedem Einwohner im Schnitt knapp 20.400 € zur Verfügung standen, liegt dieser Wert 2024 bereits bei etwa 28.000 € – ein Anstieg von rund 40 %. Trotz Krisen wie der Pandemie blieb das verfügbare Einkommen langfristig stabil.
Auch inflationsbereinigt – also real – verzeichnete die Kaufkraft seit 2016 durchgehend Zuwächse von bis zu 4 % pro Jahr, bis sie 2020 infolge der Pandemie erstmals rückläufig war (–2 % gegenüber dem Vorjahr). In den Hochinflationsjahren 2022 und 2023 konnten die nominellen Einkommenszuwächse die Preissteigerungen nicht vollständig kompensieren – es kam also zu realen Einkommensverlusten.
2024 markiert die Wende: Erstmals übertraf der Zuwachs der Kaufkraft mit knapp 7 % wieder deutlich die Inflationsrate. Für 2025 bleibt die Prognose positiv: Die Inflation sinkt voraussichtlich auf unter 3 %, während die reale Kaufkraft weiter steigt.
(Die „Kaufkraft“ ist definiert als die Summe aller Einkunftsarten, also unselbständige Einkommen, selbständige Einkommen, Kapitalvermögen, Vermietung, Landwirtschaft, Pensionen, Transferzahlungen, Beihilfen etc. Abgezogen davon werden die Zwangsabgaben, also Steuern und Sozialversicherung. Die Kaufkraft bezeichnet somit das frei verfügbare Einkommen.)
Regionale Unterschiede: Salzburg an der Spitze, Wien fällt zurück
Während die durchschnittliche Kaufkraft der Österreicher ihren Siegeszug feiert, zeigen sich durchaus regionale Diskrepanzen. Salzburg führt aktuell das Bundesländer-Ranking der Pro-Kopf-Kaufkraft an und überholt damit erstmals auch den bisherigen Spitzenreiter Niederösterreich. Mit 29.814 € liegt Salzburg knapp vor Niederösterreich (29.587 €) und Oberösterreich (29.035 €).
Wien verzeichnet eine vergleichsweise schwache Entwicklung: Lag die Hauptstadt 2014 noch leicht über dem Bundesschnitt, fällt sie 2024 – relativ gesehen – auf 27.326 € zurück – rund 1.000 € unter dem Österreichdurchschnitt von etwa 28.400 €.
Alle Bundesländer konnten ihre Kaufkraft im Zehnjahresvergleich deutlich steigern. Der durchschnittliche Zuwachs beträgt rund 40 %, wobei Kärnten (+8.122 €), die Steiermark (+8.213 €) und das Burgenland (+8.410 €) besonders stark aufgeholt haben.
Dennoch bleiben regionale Unterschiede bestehen: Während westliche Bundesländer wie Vorarlberg und Tirol bei der Pro-Kopf-Kaufkraft knapp unter dem Spitzenfeld liegen, weisen einige ostösterreichische Regionen trotz Zuwächsen weiterhin ein niedrigeres Niveau auf.
„Top und Flop Five“ 2025: Kaufkraftgefälle innerhalb Wiens größer denn je
Die Spitzenposition im aktuellen Kaufkraftranking nimmt – wenig überraschend – die Wiener Innenstadt (1. Bezirk) ein, mit einer Pro-Kopf-Kaufkraft von 44.686 €. Auf den weiteren Rängen folgen Wien-Hietzing (13.) mit 35.584 € sowie der niederösterreichische Bezirk Mödling (35.342 €). Auch Wien-Döbling (19.) und Korneuburg zählen zu den kaufkraftstärksten Regionen Österreichs.
Dem gegenüber steht ein ausgeprägtes Wohlstandsgefälle am unteren Ende des Rankings: Die fünf einkommensschwächsten Bezirke Österreichs liegen allesamt in Wien. Schlusslicht ist Rudolfsheim-Fünfhaus (15.) mit nur 22.600 € Kaufkraft pro Kopf – das sind über 20.000 € weniger als in der Inneren Stadt. Auch Brigittenau, Ottakring, Simmering und Favoriten liegen deutlich unter dem österreichischen Durchschnitt.
Bezirk | Durchschnittliche Kaufkraft pro Kopf 2024 in €
Die 5 kaufkräftigsten Bezirke Österreichs
Wien 1., Innere Stadt | 44.686 €
Wien 13., Hietzing | 35.584 €
Mödling | 35.342 €
Wien 19., Döbling | 33.230 €
Korneuburg | 32.802 €
Die 5 kaufkraftschwächsten Bezirke Österreichs
Wien 11., Simmering | 24.594 €
Wien 16., Ottakring | 24.142 €
Wien 10., Favoriten | 23.007 €
Wien 20., Brigittenau | 22.711 €
Wien 15., Rudolfsheim-Fünfhaus | 22.600 €
Starke Dynamik abseits der Ballungsräume: Ländliche Bezirke holen auf
Besonders bemerkenswert ist jedoch die langfristige Entwicklung: Während die absoluten Kaufkraftniveaus weiterhin stark von urbanen Zentren dominiert werden, verzeichnen viele ländliche Bezirke die höchsten Zuwächse. An der Spitze: Lienz (+54 %), Murau (+53 %) und Tamsweg (+51 %). Insgesamt haben mehr als 30 Bezirke ihre Kaufkraft in zehn Jahren nahezu verdoppelt (Österreich-Durchschnitt: +40 %).
Dieser Aufschwung basiert auf mehreren Faktoren: Zuzug, steigende Erwerbschancen und regionale Investitionen machen viele ländliche Regionen zunehmend attraktiv – sowohl wirtschaftlich als auch als Wohnstandort. Auch strukturschwächere Bezirke wie Güssing (+48 %), Oberwart (+47 %) oder Voitsberg (+48 %) konnten deutlich zulegen und überproportional aufholen.
Stagnation in den Städten, solides Wachstum im Umland
Im Gegensatz zur Entwicklung vieler ländlicher Regionen verzeichnen die großen Städte ein deutlich verhalteneres Wachstum. In zahlreichen Wiener Bezirken liegt der Kaufkraftzuwachs in den vergangenen zehn Jahren bei unter 30 %. Besonders auffällig: Die Innere Stadt (1. Bezirk) weist trotz des höchsten Ausgangsniveaus mit lediglich +14 % das mit Abstand geringste Wachstum aller Bezirke auf. Auch Städte wie Linz, Graz und Klagenfurt bleiben deutlich unter dem österreichweiten Durchschnitt.
Die Speckgürtelregionen – etwa Mödling (+35 %), Korneuburg (+37 %) oder Salzburg-Umgebung (+42 %) – bewegen sich im soliden Mittelfeld. Sie profitieren von ihrer Nähe zu urbanen Zentren, können jedoch nicht mit der Dynamik vieler ländlicher Bezirke mithalten.
Fazit
Die Entwicklung der letzten zehn Jahre zeigt: Österreich ist insgesamt wohlhabender geworden – aber nicht überall gleich stark. Der Wohlstand verteilt sich zunehmend neu: Viele ländliche Bezirke holen auf, während urbane Zentren stagnieren oder an relativer Bedeutung verlieren. Innerhalb der Städte wiederum wachsen die Unterschiede zwischen einkommensstarken und einkommensschwachen Bezirken.