„Stay alive till 25“ hat es 2023 geheißen, jetzt heißt es „You are in heaven at 27“ – das ist schön, aber 27 ist noch weit weg. Nämlich eineinhalb Jahre, und das ist sehr lang. Wenn wir 27 im Heaven sind, dann will ich nicht wissen, wie es im Herbst 26 aussieht. Denn der ist da ja noch dazwischen. Wobei sich doch der eine oder andere nicht ganz sicher ist, ob sich das auch ausgehen wird. Eine EXPO zwischen Hoffnung und Ernüchterung eben. Der Grund: Von der schwersten Krise seit Jahren ist die Rede, aber – und das ist durchaus berechtigt – man spricht hier im Kern nicht von einer Immobilienkrise, sondern von einer allgemeinen Wirtschaftskrise, die von den jeweiligen Staaten nicht unbedingt verursacht, aber doch verschärft wurde.
Das Thema Refinanzierung wird uns weiter begleiten: Die Bewertungen aus der Nullzinsen-Ära wurden durch das neue Zinsumfeld brutal entlarvt, während sich die Refinanzierungsvolumina 2027/2028 bedrohlich anhäufen. Zehnjährige Mietverträge, die zu Zinssätzen von unter zwei Prozent unterzeichnet wurden, werden in die heutige finanzielle Realität zurückgesetzt, wodurch eine Refinanzierungsmauer entsteht, die viele Vermieter nicht so leicht überwinden werden. Schon allein deshalb, weil sich der Investmentmarkt als äußerst schwierig erweist. „Die Preise sind im Keller, und das wird in den nächsten Jahren so bleiben“, meint ein Insider und verweist auch auf Deutschland: „Die 1.000 Milliarden, die für Kriegstüchtigkeit ausgegeben werden, fehlen letztendlich im Budget.“
Zurück zur Messe und zu einigen positiven Aspekten: „Über 20 Unternehmen nützen die Öffentlichkeit der EXPO, um hier ihre ÖGNI-Zertifikate entgegenzunehmen. Peter Engert, Geschäftsführer der ÖGNI: „Mitglieder, die den Gedanken der Nachhaltigkeit auch in ihrer Firmenphilosophie verankert haben, sind selbst in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten stabil und zukunftsorientiert unterwegs. Das zeigt diese einmalige Anzahl von Verleihungen bei der Messe, eine Anzahl, die wir in wirtschaftlich gut gehenden Zeiten nicht hatten.“ Apropos positiv: Es heißt, dass die Messe München bei den Standgebühren auch mit sich verhandeln ließ.
„Letztes Jahr war die gute Stimmung etwas aufgesetzt, aber heuer ist sie fundierter“, zeigt sich Wolfgang Kradischnig, CEO der DELTA Gruppe, angenehm überrascht: „Optimismus ist sehr spürbar, und daraus erwachsen wieder Perspektiven und Chancen für die Branche.“ „Es ist vorsichtiger Optimismus angesagt, und die Stimmung ist besser als letztes Jahr“, gibt ihm Michael Ehlmaier, EHL Immobilien, recht, fügt aber hinzu: „Es wird in der nächsten Zeit noch etwas zäh werden.“
„Die ersten Sprossen des Frühlings zeigen sich, weil langsam wieder Liquidität zurückkommt“, sagt Sebastiano Ferrante, Head of European Real Estate bei PGIM. Diese kommt auch von einer neuen Käufergruppe. Das heißt, nicht ganz neu, aber doch mit etwas mehr Geld und neuer Erfahrung. Sebastiano Ferrante: „Family-Offices kaufen in einer Größenordnung, die wir vorher nicht kannten, selbst vor fünf oder zehn Jahren war das nicht denkbar. Einerseits haben wir bei den Family Offices eine unglaubliche Vermögensteigerung gesehen, und zweitens haben wir einen Bullenmarkt bei den Aktien, etwa auch bei den Tech-Werten.“ Family-Offices vertrauen diesem Anstieg aber nicht und wollen Geld in einer Assetklasse parken, die eine gewisse Stabilität hat. Investiert wird in eigene Immobilien und nicht in Beteiligungen oder Fonds, denn aus den Pleiten der letzten Jahre von Konstruktionen, die viel versprachen, aber letztendlich nichts hielten, hat man gelernt. Übrigens: Am ehemaligen Platz von SIGNA stellt jetzt Saudi-Arabien aus. Dort werden ebenfalls Immobilien in den Sand gesetzt, aber eben etwas anders. „In gewisser Weise haben die Saudis den Stand ja schon mehrfach vorfinanziert“, meint ein österreichischer Anwalt.