Auf den zunehmenden Druck seitens der europäischen, aber auch nationalen und lokalen Regulierungen, den Immobilienbestand nachhaltig auszurichten, reagieren 68 Prozent der von Union Investment im Rahmen ihrer Investitionsklima-Studie befragten 150 Immobilienunternehmen in den drei größten europäischen Volkswirtschaften vor allem mit Investitionen in die nachhaltige Sanierung ihres Bestands. In Deutschland setzen mit 73 Prozent die meisten Befragten auf die nachhaltige Transformation, in Frankreich sind es 72 Prozent. Den Schnitt nach unten ziehen die Investoren in Großbritannien, wo nur 57 Prozent vor allem in die nachhaltige Sanierung ihrer Bestände investieren wollen.
Mehrheit der Investoren achtet verstärkt auf Taxonomiekonformität
Über zwei Drittel (70 Prozent) der befragten britischen Immobilien-Investoren achten derzeit vor allem darauf, dass die Immobilien das lokal relevante Nachhaltigkeitszertifikat aufweisen. In Frankreich legen sogar 79 Prozent der Befragten Wert auf die passende Zertifizierung, in Deutschland sind es nur 60 Prozent. Ebenfalls 79 Prozent der in Frankreich Befragten achten zunehmend darauf, dass die Objekte taxonomiekonform sind, in Großbritannien 68 Prozent und in Deutschland 53 Prozent.„Zwar ist die Transformation der Immobilien im Vergleich zu Abriss und Neubau derzeit in der Regel noch die teurere Variante. Im Zuge weiter steigender Baupreise und der sich verschärfenden Nachhaltigkeitsregulierung wird die wirtschaftliche Attraktivität der Transformation von Immobilien aber deutlich relevanter werden“, so Volker Noack, Mitglied der Geschäftsführung und Leiter Asset Management der Union Investment Real Estate GmbH.
Preisaufschläge für nachhaltige Immobilien
Einig ist sich die Mehrheit der befragten Investoren, wenn es darum geht, ob nachhaltige Immobilien künftig mit einem Preisaufschlag gehandelt werden. Insgesamt 83 Prozent beantworten diese Fragte mit „Ja“. In Großbritannien rechnen sogar 96 Prozent mit steigenden Preisen für grüne Immobilien. In Deutschland sind es 87 Prozent. Nur in Frankreich sind die befragten Investoren skeptischer: Lediglich 65 Prozent rechnen mit einem Preisaufschlag.
Investitionsschwerpunkte: Mixed-Use-Konzepte immer gefragter
Bei der Frage nach den Investitionsschwerpunkten der kommenden zwölf Monate liegen nach wie vor die Nutzungsarten Büro und Wohnen auf den ersten beiden Plätzen. Insgesamt 35 Prozent der Umfrageteilnehmer wollen primär in Büros investieren, 30 Prozent in Wohnungen. Anders als in Frankreich und Großbritannien stehen in Deutschland allerdings nicht Büros, sondern Wohnungen ganz oben auf der Einkaufsliste: 45 Prozent der Befragten wollen hier in den kommenden zwölf Monaten investieren.
Mixed-Use-Konzepte spielen in der Anlagestrategie der befragten Investoren zudem eine immer größere Rolle: 38 Prozent der Umfrageteilnehmer investieren bereits verstärkt in gemischtgenutzte Immobilien. Weitere 27 Prozent würden gerne mehr investieren, aber das Angebot ist zu gering. Bei knapp einem Viertel (24 Prozent) spielen Mixed-Use-Konzepte hingegen aktuell keine Rolle.
Vor allem in Deutschland und Großbritannien (je 45 Prozent) wird bereits verstärkt in gemischtgenutzte Objekte investiert. Je 15 Prozent würden zudem gerne mehr investieren. In Frankreich scheint das Angebot an Mixed-Use-Konzepten besonders knapp zu sein, denn 56 Prozent der lokalen Investoren gaben an, gerne mehr investieren zu wollen. Die Transformation monogenutzter Objekte ist allerdings keine Option für die Befragten, um dem knappen Angebot entgegenzuwirken: Nur 5 Prozent der Investoren transformieren aktuell monogenutzte Objekte im eigenen Bestand zu gemischtgenutzten Immobilien.
Investitionsklimaindex: Moll-Stimmung in Deutschland
Trotz der aktuellen Omikron-Welle bleiben die europäischen Immobilien-Investoren vergleichsweise zuversichtlich. Der von Union Investment in Deutschland, Frankreich und Großbritannien ermittelte Immobilien-Investitionsklimaindex liegt in allen drei Ländern weiterhin auf oder leicht über dem Vor-Corona-Niveau. In Frankreich und Großbritannien hat sich die Stimmung im zweiten Halbjahr 2021 sogar noch einmal leicht verbessert: In Frankreich steigt der Index um 1,9 auf 69,1 Punkte und damit um 1,5 Punkte über das Vor-Corona-Niveau im zweiten Halbjahr 2019. In Großbritannien klettert der nationale Index um 0,1 auf 68,8 Punkte und liegt 4,4 Punkte über dem Vor-Corona-Niveau. Nur in Deutschland sinkt der nationale Index um 2,7 auf 64,0 Punkte. Damit liegt er aber immer noch 0,8 Punkte über dem Vor-Corona-Niveau.
„Die Stimmung der deutschen Investoren ist immer noch gut, nur die Euphorie aus der letzten Befragung ist verschwunden. Ihnen ist nun klar, dass uns die Corona-Pandemie länger als erwartet begleiten wird, und dass das Wirtschaftswachstum in Deutschland im laufenden Jahr unterhalb der noch zur Jahresmitte 2021 prognostizierten Werte liegen wird“, so Olaf Janßen, Leiter Immobilien-Research bei Union Investment.
Dementsprechend sind vor allem die Erwartungen der deutschen Investoren gesunken: Der Teilindikator ist im zweiten Halbjahr 2021 um 8,5 auf 51,1 Punkte gefallen. Trotzdem liegt er immer noch 0,5 Punkte über dem Ergebnis vor der Pandemie. In Großbritannien und Frankreich ist der Erwartungsindex hingegen leicht gestiegen: In Großbritannien (60,5) um 3,3 Punkte und damit auf 13,9 Punkte über das Vor-Corona-Niveau, in Frankreich (59,9) um 0,3 Punkte – 2,3 Punkte über den Stand vor der Pandemie.