Dabei sind sie vor allem von dem System der Bauteilaktivierung im Zusammenhang mit hochwärmegedämmten Gebäudehüllen begeistert. Begonnen haben sie das Planen und Bauen mit Bauteilaktivierung mit einem Doppelhaus in Purkersdorf, ein solares Passivhaus, das zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien versorgt wird – mit Hilfe der Bauteilaktivierung und einer prädiktiven Steuerung. Das Doppelhaus wird vom Institut für Verfahrens- und Energietechnik der Universität für Bodenkultur, Boku, wissenschaftlich begleitet und es läuft ein umfangreiches Monitoring. Nun gibt es erste Ergebnisse und Zahlen, die nicht nur die Bewohner in puncto Betriebskosten verblüffen und zukunftsweisend für weitere Projekte sind.
Das zweite Projekt mit Bauteilaktivierung aus dem Hause Treberspurg ist der Volkshilfe Hafen „Frauen-Generationen-Wohnen der Zukunft“. Auch hier werden mit Grundwasserwärmepumpen alle Innovationen der fossilfreien Energie genutzt. Dort gibt es ebenso eine prädiktive Steuerung, das heißt, das System „beobachtet“ die Wetterlage und entscheidet je nachdem das Heizen oder Kühlen.
Das dritte Projekt von Treberspurg & Partner Architekten ZT GmbH ist zurzeit in Bau – die gemeinnützige Wohnhausanlage Podhagskygasse „Campo Breitenlee“ in Wien-Donaustadt mit mehr als 320 Wohneinheiten in Zusammenarbeit mit Synn Architekten, Bauträger ist ÖVW, Wiener Heim. Der Wohnbau ist Teil eines Forschungsprojekts zur Umsetzung von urbanen Zukunftsquartieren, „ZQ3Demo“, und wird von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG im Rahmen der Ausschreibung „Stadt der Zukunft“ als Demonstrationsprojekt gefördert.
Sebastian Spaun, Geschäftsführer der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie, VÖZ, zeigt sich beim Besuch vor Ort begeistert: „Was Treberspurg & Partner Architekten hier gelungen ist, ist einzigartig – nämlich das Herunterbrechen einer simplen Technologie auf den sozialen Wohnbau. Wir sind stolz, dass unser Baustoff Beton hier sein Multitalent für das Bauen der Zukunft unter Beweis stellt. Mit Bauteilaktivierung gelingt in Kombination mit erneuerbaren Energien der Sprung in eine fossilfreie Zukunft.“ Die Zahlen sprechen für sich – sehr niedrige Energiekosten, unabhängig von explodierenden Energiepreisen, wartungsfrei und unter Berücksichtigung des Lebenszyklus und der langen Lebensdauer extrem günstige Gesamtkosten.
Für Architekt Christoph Treberspurg ist der Baustoff Beton eine gute Wahl, um ein Gebäude fossilfrei zu versorgen: „Beton war für uns eine eindeutige Entscheidung – nicht zuletzt deshalb, weil wir die Speicherfähigkeit von Beton im Deckenbereich zum Heizen und Kühlen nützen wollten.“
Doppelhaus in Purkersdorf
Das Doppelhaus wird seit 2019 von zwei Familien bewohnt. Die beiden Häuser sind baulich und gebäudetechnisch miteinander verbunden. Das Gebäude ist als solares Passivhaus mit großen Südfenstern in Stahlbetonkonstruktion ausgeführt und bietet neben den hohen Speichermassen die Möglichkeit großer Spannweiten. Im Bereich der stützenfreien Fassadenkonstruktion ist der darüberliegende Gebäudeteil als räumlich tragende Box konzipiert, die seitlich nur auf einem einzigen Punkt aufliegt. Die Regelung des Gebäudes erfolgt über eine prädiktive Steuerung, die mittels Wetterprognosedaten den Wärmeeintrag in- oder aus dem Gebäude optimiert. Für Energietechnikerin Magdalena Wolf von der Boku ist die Kombination aus thermischer Bauteilaktivierung und prädiktiver Steuerung sehr sinnvoll, da neben der Optimierung des Wohnkomforts auch ökologische und ökonomische Faktoren berücksichtigt werden können. Zudem kann auf Wetterereignisse bereits im Vorfeld reagiert werden. Die Steuerung erkennt hohe solare Erträge und drosselt Stunden vor dem Eintreten bereits den Wärmeeintrag, um ein Überhitzen der Räume zu vermeiden und nutzt damit maximal die solare Einstrahlung als Beitrag zur Wärmebereitung des Gebäudes. Die Ergebnisse aus dem Energiemonitoring sprechen für sich: in den letzten vier Heizperioden lag der durchschnittliche Wärmebedarf bei 17 kWh/m²a. Die Arbeitszahl der Wärmepumpe für Heizwärme- und Warmwasserbereitung lag bei ca. vier. Umgerechnet auf derzeitige Strompreise (Annahme: 40,5 Cent/kWh) belaufen sich die Kosten für die Heizwärmebereitung auf 1,70 €/m²a.
Darüber hinaus kann mit der Kombination Bauteilaktivierung und prädiktive Steuerung die Wärmeerzeugung und Wärmeabgabe zeitlich entkoppelt werden. Die Wärmepumpe produziert Wärme in Zeiten, in denen Photovoltaikanlagen oder Windparks erneuerbaren Strom erzeugen, während die Wärmeabgabe durch die aktivierten Bauteile Stunden später erfolgt, ohne Komforteinschränkungen für die Nutzer.
Gebäudetechnik: Geothermie, Wärmepumpe, Solarthermie, Photovoltaik, Bauteilaktivierung, prädiktive Wettersteuerung, Wohnraumlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung inklusive Zusatzheizungsfunktion.
Volkshilfe Hafen
Das Projekt ist Sieger eines Bauträgerwettbewerbs des Wohnfonds Wien mit BDN Fleissner & Partner GmbH/Auris Immo Solutions/Treberspurg & Partner Architekten/Volkshilfe Wien. Mit dem Projekt „Volkshilfe Wien hafen*, Frauen-Generationen-Wohnen der Zukunft“, wird für rund 40 Frauen der Traum vom selbstbestimmten Leben wahr – und zugleich die Vision der Architekten, nachhaltigen, leistbaren Wohnraum auch für sozial benachteiligte Menschen zu bauen. Im Zentrum steht dabei das System der Bauteilaktivierung und die 100 Prozent erneuerbare Energieversorgung. In diesem sozial-ökologischen, mehrstöckigen Wohnhaus beim Nussdorfer Platz finden die Bewohnerinnen frisch gestaltete, moderne Wohnungen. „Volkshilfe Wien hafen* ist exklusiv für Frauen gebaut und eingerichtet worden. Moderne Wohnqualität trifft leistbaren Wohnraum – Segel setzen und ankommen in einem sicheren Hafen auf Zeit“, so Martin Binder-Blumenthal von Volkshilfe Wien.
Gebäudetechnik: Bauteilaktivierung, prädiktive Wettersteuerung, Druckbelüftung, Grundwasserspende- und Schluckbrunnen für den Betrieb der Wärmepumpe.
Campo Breitenlee
Treberspurg & Partner Architekten haben gemeinsam mit Synn Architekten den Bauträgerwettbewerb des Wohnfonds Wien mit einem ökologischen Musterprojekt gewonnen. Seit Beginn an wird die Planung des Gebäudes von dem Forschungsprojekt „ZQ3Demo“ begleitet, bei dem es um die Umsetzung von Plus-Energie-Quartieren geht. Boku, FH Technikum und Institute of Building Research & Innovation untersuchen gemeinsam mit einem Expertenteam aus Bauträgern, Architekten und Fachplanern anhand von Demo-Quartieren wie dem Campo Breitenlee, die ökonomische und ökologische Machbarkeit von Plus-Energie-Quartieren im urbanen Kontext.
Gebäudetechnik: Bauteilaktivierung, prädiktive Wettersteuerung, Geothermie, Wärmepumpe, Photovoltaik.