--}}
 

Mobilitätsfaktoren und Immobilien

Mobilitätsfaktoren werden in Zukunft für die Bewertung von Immobilien eine immer gewichtigere Rolle spielen. Nicht nur, um kosteneffizienter wirtschaften zu können, sondern auch, um auf die Bedürfnisse der eigenen Klientel besser eingehen zu können. Der demografische Wandel mit einem Anstieg der älteren Bevölkerung und hohen Umzugsraten in Österreich machen Studien auf diesem Gebiet notwendiger denn je. Zwei Forschungsprojekte widmeten sich unterschiedlichen Mobilitätsaspekten in der Immobilienwirtschaft: „Genderorientierte Standortbewertung der Mobilitätsqualität“ (GeSMo) sowie „Mobilitätsausweis für Immobilien“ (MAI).

5.240 Euro gab der Durchschnittsösterreicher im Jahr 2011 für Mobilität aus (vgl. mobilitaetsausweis.at. o.J., zitiert nach Statistik Austria, VCÖ 2011). Dies führte dazu, dass im Jahr 2009/2010 ca. 15% des Haushaltsbudgets für Mobilität ausgegeben wurden, überraschenderweise aber nur 1,1% für den öffentlichen Verkehr. Dadurch wird deutlich, in welch engem Zusammenhang der Immobilienstandort mit den Mobilitätskosten steht. Gesellschaftlich ist das Bewusstsein für den Kostenfaktor Mobilität eben (noch) nicht gegeben.

Forschungsprojekt

Die GeSMo, ein fast zweijähriges Forschungsprojekt des Mobility Departments des Austrian Institute of Technology GmbH (AIT) und der Technischen Universität Wien (TU), Fachbereich Stadt- und Regionalforschung, konzentrierte sich in der österreichweit durchgeführten Studie vor allem auf den soziologischen Aspekt von Mobilitätseinschränkungen, besonders bei AlleinerzieherInnen und Personen über 60 Jahre. Mittels repräsentativer Erhebungen und Tiefeninterviews forschten das AIT und die TU österreichweit im Zeitraum von September 2011 bis August 2013. Dieses bestimmt die Qualität von Wohnstandorten in Abhängigkeit von den Bedürfnissen der Zielgruppen und der vorhandenen Infrastruktur (zum Beispiel Verkehrsanbindung). „Können tägliche Wege auch ohne PKW rasch erledigt werden, wird eine besonders hohe Standortqualität erreicht. So tragen diese in letzter Konsequenz zu einer positiven Energiebilanz bei“, so Andrea Baidinger, Geschäftsführerin der bauen wohnen immobilien Kommunikationsberatung GmbH, die maßgeblich an der GeSMo mitarbeitete.

Landleben und Mobilitätsverlust

Die aktuellen österreichischen Umzugszahlen bringen einige interessante Aspekte zutage: Von aktuell 3,68 Millionen Wohneinheiten (vgl. www.statistik.at 2013b) werden 43.797 Wohneinheiten, das sind ca. 1,2% der Gesamtanzahl, neu bezogen (Stand 2012). Obwohl der größte Zuzug in den Landeshauptstädten zu verzeichnen ist, zieht es die ältere Bevölkerungsschicht, die immerhin 17,9% der Gesamtbevölkerung Österreichs (= ca. 1,5 Millionen von ca. 8,43 Millionen) ausmacht, in ländliche Regionen zurück (Stand: 2012). Doch genau diese hat dort oftmals mit schlechten Verkehrsanbindungen und erheblichen Mobilitätseinschränkungen zu kämpfen. Baidinger meinte dazu: „Viele unserer Befragten, die am Land leben, tun das gerne fürchten sich vor der Zeit, wo sie nicht mehr mit eigenem Auto mobil sind. es gibt einen enormen Bedarf an alternativen Mobilitätskonzepten, die wirklich alltagstauglich sind, denn ein Umzug in die Stadt kommt für die wenigsten infrage.“

„Für die Zukunft des ländlichen Raums braucht es kluge Modelle“, erklärt Baidinger. Einerseits kommt es zu einer Überalterung am Land. Andererseits zentralisieren sich Arbeitsmärkte in den Städten; Infrastruktur und Nahversorgung auf dem Land werden ausgedünnt. Auch die fehlende öffentliche Verkehrsanbindung forciert den Zustrom in die urbanen Gebiete. „Für private Immobilien besteht die Gefahr eines massiven Wertverlusts“, zeigt Baidinger eines der Risiken auf.

MAI: erster Schritt in Richtung Kostentransparenz

Neben der GeSMo sorgte die Entwicklung des „Mobilitätsausweises für Immobilien“ (MAI) in der Immobilienbranche für Aufsehen. Der MAI stellt den ersten wichtigen Schritt unter anderem für Endkunden dar, um die Bestimmung von Mobilitätskosten und deren Folgekosten (Unfallrisikokosten, CO2-Emissionen etc.) bei Immobilien zu ermöglichen. Dieser Punkt ist nicht zu unterschätzen, da gerade die mobilitätsbedingten Folgekosten für Käufer schwer prognostizierbar sind, aber einen großen Teil des Haushaltsbudgets ausmachen können.).

Energieausweis vs. Mobilitätsausweis (MAI)

Durch den Energieausweis können Kauf- und Mietpreise, Betriebs- oder Energiekosten heute gut verglichen werden. Mobilitätsbedingte Folgekosten werden jedoch kaum realistisch eingeschätzt. Diese umfassen beispielsweise Energiekosten, Unterhaltskosten wie Reparaturen, Steuern und Verschleiß sowie Kosten für öffentliche Verkehrsmittel.

Die Ziele des MAI sind daher unter anderem:

  • Bewusstsein für den „Kostenfaktor Mobilität“ und das eigene Mobilitätsverhalten zu schaffen
  • Förderung einer realistischen Einschätzung von mittel- bis langfristigen Folgekosten aufgrund der Standortwahl
  • Die Schaffung einer besseren Vergleichbarkeit von Immobilien unterschiedlichen Standorts (vgl. www.mobilitaetsausweis.at o.J.)

Der MAI ist somit eine neue Möglichkeit, die Gesamtkosten von Immobilien umfassender kalkulieren zu können.

Beide Studien und deren Tools tragen maßgeblich dazu bei, Bewusstsein für die Bedeutung der Mobilität und deren Auswirkungen sowohl auf die anfallenden Kosten als auch auf den Alltag von Menschen zu schaffen, und sollten in die Immobilien- und Liegenschaftsbewertung zukünftig stärker miteinbezogen werden.

Meistgelesen in den letzten 7 Tagen:

Artikel

28.04.2024 06:00

Gerhard Popp

Der Wandel der Immobilienbranche und die Bedeutung des Versicherungswesens

Die Immobilienbranche ist in den letzten Jahren einem enormen Wandel unterworfen gewesen. Besonders die Digitalisierung hat einen starken Einfluss auf den Markt gehabt und neue Möglichkeiten eröffnet. In diesem Interview mit Bernhard Suler, einem Versicherungsmakler aus Wien, wird deutlich, wie sich diese Veränderungen auf das Versicherungsgeschäft ausgewirkt haben.

JETZT LESEN
Views:
          
Lesezeit: 3 min
Likes: 0

Artikel

02.05.2024 06:00

Walter Senk

Ein Quartier ist ein urbanes Ökosystem

Stadtquartiere werden in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen. Ihnen wird ein großes Potenzial zugeschrieben, die zukünftigen Herausforderungen für die Städte zu bewältigen.

JETZT LESEN
Views:
          
Lesezeit: 4 min
Likes: 0
Geschrieben von:

Katharina Wachter

Dieser Inhalt:
  • Erschienen am:
    10.02.2014
  • um:
    12:15
  • Lesezeit:
    4 min
  • Aufrufe:
              
  • Bewertungen und Kommentare:
    0
  • Jetzt bewerten

Kategorie: Trends

Artikel:472

Auch wenn Immobilien nicht beweglich sind, so sind es doch ihr Umfeld und ihr Innenleben. Viele Trends und Entwicklungen in unserer Welt betreffen entweder direkt oder indirekt die Immobilie. 
Einer der Megatrends des 21. Jahrhundert ist jedenfalls die Digitalisierung. Sie wird massive Veränderungen in unserer Gesellschaft bringen. Natürlich macht sie auch vor Immobilien nicht halt. Der digitalisierte Wandel verändert die Immobilienwelt in einem ungeahnten Ausmaß. Deshalb haben wir dieser digitalen Revolution neben den „Trends“ einen ganz wesentlichen Stellenwert eingeräumt.

Newsletter Abonnieren

Abonieren Sie unseren täglichen Newsletter und verpassen Sie keine unserer redaktionellen Inhalte, Pressemeldungen, Livestreams und Videos mehr.

Bitte geben Sie Ihren Vor- und Nachnamen ein, es sind exakt 2 Worte beginnend mit Großbuchstaben erlaubt.

Vielen Dank! Ihre Daten wurden gespeichert. Damit Ihre Anmeldung gültig wird klicken Sie bitte den Link in dem Bestätigungsmail das wir Ihnen gesendet haben.

Werbung

Das Immobilien-Redaktion Unternehmen der Woche 17/2024

Wir Gratulieren TPA Steuerberatung GmbH zu erreichten 30 Punkten!

TPA Steuerberatung GmbH

Wiedner Gürtel 13, 1100 Wien

TPA ist eines der führenden Steuerberatungsunternehmen in Österreich. Unser Angebot umfasst Steuerberatung, Buchhaltung, Personalverrechnung, Bilanzierung, und Unternehmensberatung und mehr! Rund 750 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in vierzehn österreichischen Niederlassungen stehen Ihnen zur Seite. Unsere Standorte finden Sie in Graz, Hermagor, Innsbruck, Klagenfurt, Krems, Langenlois, Lilienfeld, Linz, Schrems, St.Pölten, Telfs, Villach, Wien und Zwettl. Mehr über TPA Steuerberatung

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News

Platz 2

Platz 3

INFINA Credit Broker GmbH

Brixner Straße 2, 6020 Innsbruck

Infina ist ein österreichweit tätiges, unabhängiges Beratungsunternehmen und der Wohnbau-Finanz-Experte für Immobilienfinanzierungen.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News