--}}
 

Inflation, Zinsen und Energiekosten – schwierige Zeiten für Projektentwickler

Die derzeit schwierigen Rahmenbedingungen machen das ohnehin herausfordernde Geschäft für Projektentwickler schwer. Die Herausforderungen liegen insbesondere bei den erhöhten Baukosten, aber auch bei den Rahmenbedingungen getrieben durch Inflation, Zinsen und Energiekosten – und hausgemachten Problemen.

Fotocredit: seventyfourimages

Projektentwicklung ist schon grundsätzlich kein „leichtes Gschäft“, auch wenn sich damit gutes Geld verdienen lässt. „Innerstädtische Großprojekte, wie wir sie hier haben – mit Abbruch und Neubau –, sind eine riesige Herausforderung“, erklärt Christoph Stadlhuber von SIGNA zum Abschluss der Rohbauarbeiten für das Luxury Department Store „LAMARR“ und Lifestyle-Hotel Thompson Vienna in der Mariahilfer Straße. Schon allein die Baustellenlogistik ist eine Challenge: „Es muss jede Lkw-Fahrt an ein System gemeldet werden, und diese Zeitpläne müssen penibel genau eingehalten werden, weil in der Baustelle kaum Reversierflächen sind – geschweige denn Lagerflächen für das Material.“ Alltagsprobleme für die Projektentwickler, die sie mit viel Know-how bewältigen, aber derzeit stehen noch einige Herausforderungen mehr an.

Das Tüpfelchen auf dem "i" 

Diese ergeben sich insbesondere durch die erhöhten Baukosten, aber auch aus den Rahmenbedingungen, geprägt durch die Faktoren Inflation, Zinsen und Energiekosten. „Die hohen Zinsen und Baukosten sind in Wahrheit nur noch das Tüpfelchen auf dem i“, sagt Hans Jörg Ulreich, Bauträgersprecher WKO: „Das grundlegende Problem sind die fehlenden rechtlichen Rahmenbedingungen. Ohne klare Vorgaben ziehen sich Bauprojekte unendlich in die Länge, das ist für die meisten aufgrund der hohen Zinsen nicht mehr leistbar.“ Spielte die Zeit bei niedrigen Zinsen nicht unbedingt eine so große Rolle, so geht es sich nun mit den steigenden Kosten „für immer mehr nicht mehr aus“. Ein Teil der Probleme ist hausgemacht, wie Hans Jörg Ulreich kritisiert: „Die Rechtslage ist so unüberschaubar, die Verfahrensdauer so elendslang geworden, dass Beamte und Entwickler quasi jedes Mal vor einem Puzzle mit einer Million Teile sitzen. Und am Ende kommt man drauf, dass das letzte Stück fehlt.“ Überbordende Normen tragen ihr Übriges dazu bei. Das Problem gehöre an den Wurzeln gepackt, so Ulreich, denn das würde Rechtssicherheit bringen.

Verknappung der Wohnbauten 

Die aktuellen Umstände veranlassen auf jeden Fall viele Bauträger dazu, geplante Baustarts bis auf Weiteres zu verschieben. Darunter auch die BUWOG Group, erklärt Geschäftsführer Andreas Holler: „Im Moment richten wir im Development unsere ganze Energie auf die noch fertigzustellenden Projekte.“ Daneben wird aber auch daran gearbeitet, geplante Entwicklungsprojekte baureif zu machen, um direkt weiterbauen zu können, sobald sich die Lage etwas entspannt hat. „Die Lage wird sich entspannen“, ist Christoph Stadlhuber überzeugt. Das ist auch zu hoffen, denn die aktuelle Marktlage in Verbindung mit rückläufigen Baubewilligungen und langwierigen Umwidmungsverfahren führt in den kommenden Jahren zu einer Verknappung der Fertigstellungen bei den Wohnbauten. „Es droht eine dramatische Angebotslücke“, so Andreas Holler. Wenn nicht dringend daran gearbeitet werde, die Rahmenbedingungen für den (leistbaren) Wohnbau zu verbessern, „wird es in spätestens zwei Jahren einen beachtlichen Nachfrageüberhang geben“. Selbst „die Gemeinnützigen bauen alle nicht, weil sie nicht mehr zusammenkommen zwischen Baupreisen und Mieten“, so Stadlhuber.

Krise als Chance

Krisen sind allerdings auch immer eine Chance für Fokussierung und für neue Geschäftsfelder. Walter Hammertinger, Chief Development Officer der value-one-Gruppe: „Wir nutzen unsere Erfahrung im Bereich nachhaltige Immobilienentwicklung und bieten für Bestandshalter Fee Development und Beratung from grey to green – Analyse, Maßnahmen und Umsetzung, um den Immobilienbestand EU-Taxonomie-fit zu machen.“ Mit dem Bestand beschäftigt man sich auch bei der BUWOG, allerdings auf andere Weise, wie Andreas Holler erklärt: „Wir fokussieren uns auf bestehende Möglichkeiten in der Nachverdichtung bzw. den Dachgeschoßausbau im eigenen Bestand.“

Eine wesentliche Veränderung wird aber die derzeitige Lage definitiv bringen, sie deutet sich bereits an. Es wird keine Zeit „danach“ geben, meint Walter Hammertinger, sondern eine neue Zeitrechnung, in der es weniger um Einzelkämpfer als um starke Partnerschaften gehen wird: „Wir glauben an die Kraft von Partnerschaften auf allen Ebenen: Unternehmensbeteiligung, Development und Operations.“ Aktuell sucht value one Kooperationen und Partnerschaften mit Kapitalpartnern – „vor allem im Bereich der Projektentwicklung“.

Ein grundsätzliches Kriterium hat sich für Walter Hammertinger aber nicht geändert: „Wir setzen weiterhin auf ESG als unternehmerische Haltung – das war schon in der Vergangenheit ein wichtiger Erfolgsfaktor und wird es in Zukunft noch viel mehr sein.“

Meistgelesen in den letzten 7 Tagen:

Artikel

24.04.2024 06:00

Walter Senk

Delta, 6B47, CBRE, Otto Immobilien – Neuigkeiten aus den Unternehmen

Das erste Quartal ist um, und in der Immobilienwirtschaft gibt es weiterhin viel Neues in Bezug auf MitarbeiterInnen und Unternehmen. Hier ein kurzer Überblick.

JETZT LESEN
Views: 6580
Lesezeit: 4 min
Likes: 0

Artikel

26.04.2024 06:00

Walter Senk

Alte Häuser, neue Werte

Am Zinshausmarkt wird es wieder spannend, vor allem für InvestorInnen und EigentümerInnen. Für diejenigen, die kaufen wollen, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, für diejenigen die besitzen kann es teilweise recht teuer werden.

JETZT LESEN
Views: 4889
Lesezeit: 4 min
Likes: 0

Artikel

23.04.2024 06:00

Andreas Pfeiler

Die Wohnbaukrise hat den Stammtisch erreicht!

Die Bundesregierung hat ein lang überfälliges Wohnbauprogramm gestartet. Ausschlaggebend dafür war ein Vorschlag der Sozialpartner, der medial aber zu Unrecht auf einen Punkt reduziert und ebenso intensiv wie oberflächlich diskutiert wurde.

JETZT LESEN
Views: 3242
Lesezeit: 2 min
Likes: 1
Geschrieben von:

Walter Senk

Letzter Login: vor 1 Tag
104
1052
Dieser Inhalt:
  • Erschienen am:
    12.06.2023
  • um:
    08:05
  • Lesezeit:
    3 min
  • Aufrufe:
    800
  • Bewertungen und Kommentare:
    0
  • Jetzt bewerten

Kategorie: Inland

Artikel:752

Die vielfältigen Inhalte unser Artikel und Videos befassen sich mit der Immobilienmarktentwicklung in Österreich und geben gemeinsam mit den relevanten Branchennews einen aktuellen Überblick. Allerdings werfen wir auch einen Blick in die Zukunft der einzelnen Assets. 
Mit diesem Blick in die Zukunft garantieren wir allen Lesern und Leserinnen, bei den entscheidenden Entwicklungen vorne dabei zu sein. Wir denken oft schon über Themen nach, die andere noch gar nicht als solche erkannt haben und greifen Entwicklungen auf, bevor sie sich am Markt etabliert haben.

Newsletter Abonnieren

Abonieren Sie unseren täglichen Newsletter und verpassen Sie keine unserer redaktionellen Inhalte, Pressemeldungen, Livestreams und Videos mehr.

Bitte geben Sie Ihren Vor- und Nachnamen ein, es sind exakt 2 Worte beginnend mit Großbuchstaben erlaubt.

Vielen Dank! Ihre Daten wurden gespeichert. Damit Ihre Anmeldung gültig wird klicken Sie bitte den Link in dem Bestätigungsmail das wir Ihnen gesendet haben.

Werbung

Das Immobilien-Redaktion Unternehmen der Woche 16/2024

Wir Gratulieren Raiffeisen WohnBau zu erreichten 99 Punkten!

Platz 2

Platz 3