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Larry Silverstein über das ONE World Trade

Er ist einer der ganz Großen– nicht nur in der US-Immobilienszene, sondern auch weltweit: Larry Silverstein. Sein Name ist untrennbar mit der Geschichte des World Trade Centers und von Ground Zero mitten in Manhattan verbunden. Im Rahmen eines Meetings der Counselors of Real Estate (CRE) in New York erzählte der umtriebige Developer vor den geladenen Gästen „seine“ Story dieses geschichtsträchtigen Areals.
Zuerst ein kurzer Rückblick: Das World Trade Center, abgekürzt WTC, war ein aus sieben Gebäuden bestehender Gebäudekomplex in New York City. Die beiden bekanntesten Gebäude des Komplexes in Lower Manhattan, der Südspitze des New Yorker Stadtteils Manhattan, waren die beiden 110 Stockwerke umfassenden Zwillingstürme, die 1973 offiziell eröffnet wurden. Sie waren mit einer Höhe von 417 Metern auch die höchsten Gebäude New Yorks und ein Symbol für die Stadt. Sie blieben es auch weiterhin, obwohl sie 2001 durch einen Terrorangriff zerstört wurden. Jetzt kehrt dieses Symbol wieder in das Stadtbild zurück, und verantwortlich dafür zeichnet zu einem großen Teil Larry Silverstein.

1.776 Fuß hoch

Sieben Jahre dauerte es nach dem Spatenstich, bis das neue ONE World Trade im Herzen Manhattans seine volle Höhe erreicht hat– 541,3 Meter oder 1.776 Fuß, was eine Anspielung auf das Jahr der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung ist. Das neue World Trade Center ist damit offiziell das höchste Gebäude der westlichen Erdhalbkugel– weltweit überragen nur zwei andere Gebäude, der Burj Khalifa mit 829 Metern in den Vereinigten Arabischen Emiraten und der Royal Clock Tower mit 601 Metern in Saudi-Arabien das neue/alte Wahrzeichen des Big Apple. Die offizielle Eröffnung ist für 2014 geplant. Vor vier Jahren änderte die Stadt den Namen von Freedom Tower zwar in die schlichte Postadresse „One WTC“, aber für die Bürger New Yorks bleibt es weiterhin der Freedom Tower. Er ist das Kernstück von sechs neuen Wolkenkratzern und einer Gedenkstätte für die Opfer der Anschläge.

Blitzableiter und Sündenbock

Der Bebauung ging eine Vielzahl von Querelen und Streitereien voraus, denn Ground Zero, wie das Gelände nach den Anschlägen genannt wurde, löste bei allen Beteiligten und den Bürgern heftige Emotionen aus. An Silversteins Person erhitzten sich die Gemüter: Er wurde zum Blitzableiter für die Trauer, Wut und Hilflosigkeit der USA– und zum Sündenbock fürs Behördenversagen. Der gesamte Ground Zero ist zwar im Besitz der New Yorker Hafenbehörde, wurde jedoch von Silverstein Properties im Jahr 2001 auf 99 Jahre gepachtet. Schon lange, so meinte Silverstein in seinem Vortrag, sei er an den beiden Zwillingstürmen interessiert gewesen. Im Frühjahr 1987 hatte er sein bis dahin größtes und ehrgeizigstes Projekt realisiert: einen Wolkenkratzer mit dem Namen 7 World Trade Center, knapp außerhalb des jetzigen Ground Zero, was sich in weiterer Folge als Vorteil herausstellen sollte.

Das Kernstück des World Trade Centers

Der Immobilientycoon war damals kein unbeschriebenes Blatt mehr, denn zu dieser Zeit gehörten ihm bereits einige der prominentesten Wahrzeichen New Yorks– oder hatten ihm gehört, wie etwa das historische Columbia Pictures Building an der Fifth Avenue, das er 1983 für 57,6 Millionen Dollar an Coca-Cola verkaufte– mit einem Gewinn von 400%. Er freute sich zwar vor 25 Jahren über den Erfolg des 7 World Trade Center, aber sein Interesse galt einem ganz anderen Turm beziehungsweise ganz anderen Türmen: „Wäre es nicht unglaublich”, so Silverstein, “wenn ich irgendwann die Twin Towers besitzen würde?“ Die standen nämlich gegenüber seines Wolkenkratzers, waren Eigentum der Hafenbehörde Port Authority und das Kernstück des World Trade Centers.

Der sinnloseste Deal des Lebens

Zwar hatte Silverstein in den Jahren davor zahlreiche Großdeals abgewickelt, doch die Twin Towers fehlten noch in seiner Sammlung. Die Hafenbehörde hatte zu dieser Zeit kein Interesse, die beiden Symbole zu verkaufen, beschloss aber 1998, das Management des gesamten World Trade Centers zu privatisieren. „Gemeinsam mit Westfield America, einem der weltgrößten Einkaufszentrumbetreiber, boten wir 3,2 Milliarden Dollar“, erinnerte sich Silverstein, der aus eigener Tasche rund 14 Millionen Dollar beisteuerte. Aber das Angebot reichte nicht, und das Konsortium wurde um 50 Millionen Dollar vom Immobilien-Investmentkonzern Vornado überboten. Dennoch kam Silverstein zu seinem Turm, denn Vornado sprang ab, und damit sicherte sich der gewiefte Immobilientycoon „einen 99-jährigen Pachtvertrag“. Es war die größte Immobilientransaktion in der Geschichte der USA, aber vielleicht auch die sinnloseste, denn sechs Wochen später lagen die beiden Türme in Schutt und Asche, und die folgenden zehn Jahre waren die schwierigsten in Silversteins Leben. „Es war der totale Horror“, so Silverstein zu den Gästen des CRE-Meetings: „Ich war damals am Tiefpunkt meiner Karriere. Nach der Zerstörung der zwei Türme stand ich vor der Entscheidung: Neubau oder Ausstieg?“

Die Pacht läuft weiter

Aber tatsächlich hatte er „keine wirkliche Wahl, denn aufgrund des Pachtvertrags war ich verpflichtet, mein Lebenswerk wieder aufzubauen.“ Aber die Zeit drängte, denn auch ohne die Bürotürme musste er der Hafenbehörde laut Vertragsklausel jährlich knapp über 100 Millionen Dollar Pacht zahlen. Was vorher durch Mieteinnahmen abgedeckt war, floss jetzt aus seiner eigenen Tasche. Es folgten Verfahren mit den Versicherungen (die letztendlich 4,7 Milliarden Dollar zahlen mussten), Streitereien mit und zwischen den Behörden– zum Beispiel um Design und die Finanzierung der Neubauten– und Verunglimpfungen durch Medien und Bevölkerung, denn „der allgemeine Tenor war, dass wir mit diesem Projekt scheitern würden“, so Silverstein. Als Erstes errichtete der New Yorker den 7 WTC neu, der ebenfalls bei den Anschlägen so schwer beschädigt wurde, dass man ihn schließlich abreißen musste. Der Bau ging deshalb so zügig und problemlos vonstatten, da dieser Turm außerhalb von Ground Zero lag. Es war der Turm, den er bereits 1987 erworben hatte. Im Streit um das restliche Areal gab er dann das Pachtrecht für den „Freedom Tower“ auf– den baut mittlerweile die Hafenbehörde– und errichtet stattdessen drei andere Bürohäuser am World Trade Gelände: die Türme 2, 3 und 4 World Trade Center. „Wenn wir Glück haben, sind wir 2016 fertig”, meint Silverstein zu seinen Zuhörern und sagt zum Abschluss seines Vortrags: “Ich bin dankbar, dass ich das alles noch erleben darf.“

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  • Erschienen am:
    04.11.2013
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