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Hülle statt Inhalt

Gondeln statt Autos, Kanäle statt Straßen – Venedig ist eine einzigartige Stadt und sicher eine der bekanntesten der Welt. Und dennoch: Die Lagunenstadt kämpft mit immer mehr Problemen, und die Zeit drängt …

Auf den ersten Blick ist für einen Außenstehenden nichts zu erkennen. Auf den zweiten Blick– nämlich am Abend– kommen die ersten Zweifel auf, und wenn man ins Detail geht, steht man vor einem potemkinschen Dorf. Venedig ist nicht (mehr) Venedig. Vielmehr hat man das Gefühl, durch eine Stadt zu gehen, die ebenso ein chinesischer Nachbau sein könnte, wie das österreichische Hallstatt in der subtropischen Provinz Guangdong. Vor lauter Touristen kann man die Einwohner gar nicht mehr sehen, aber das wäre auch schwierig, es gibt nämlich nicht mehr so viele.

Kaum Einwohner, Millionen Touristen

Einschließlich der auf dem Festland gelegenen Vorstädte hat die Stadt rund 270.000 Einwohner. In der Altstadt selbst leben aber nur etwa 70.000 Menschen. 50 % der Venezianer sind direkt in der Tourismusbranche beschäftigt, dazu kommen täglich 40.000 Pendler. Jedes Jahr halten sich bis zu 16 Millionen Touristen in Venedig auf. Die „Perle der Adria“ gilt als meistbesuchte Stadt Italiens. Doch der Tourismus hat auch Nachteile. Er verdrängt die städtische Infrastruktur: Supermärkte oder kleine Bäckereien müssen Souvenirläden oder überteuerten Cafés weichen. Die Bedürfnisse der Touristen werden bedient, die der Einheimischen bleiben dabei auf der Strecke: Größere Einkäufe erledigen die meisten Venezianer auf dem Festland. Postämter, Kindergärten und Schulen verschwinden langsam von der Bildfläche, und besonders augenscheinlich ist der Verlust der Nahversorgung bei den Lebensmittelgeschäften. Es gibt kaum welche, und der zentrale Markt ist für die eingesessenen Bewohner eine der wenigen Versorgungsmöglichkeiten– aber auch den soll es nicht mehr allzu lange geben. Venedig ist eine sterbende Stadt, was man aber nicht gleich erkennt, wenn die Touristen die Straßen fluten.

Preise sind für Einheimische zu hoch

Trotzdem– und das ist eigentlich ein Paradoxon und weiteres Problem– sind die Preise für Immobilien teilweise extrem teuer. In einem prestigeträchtigen Gebäude am Canale Grande muss man für 240 Quadratmeter knapp zwei Millionen Euro zahlen, eine Villa am Lido ist für knapp 8.000 Euro pro Quadratmeter zu haben. Damit sind die Spitzen aber noch nicht erreicht: 10.000 bis 12.000 Euro kann der Quadratmeter ebenfalls kosten.

Renovierungsbedürftiges Eigentum gibt es um vergleichsweise günstige 3.000 Euro pro Quadratmeter. Ob renovierungsbedürftig oder nicht: Erstens können die Einheimischen die Preise nicht aufbringen, und zweitens bedeutet „renovierungsbedürftig“, dass die Wohnung in einem schlechten Zustand ist– da ist vom Gebäude noch gar nicht die Rede.

Mieten ist ebenfalls Fehlanzeige, wobei dazugesagt werden muss, dass die meisten Gebäude baufällig sind und daher zur Miete vielerorts hohe Kosten für Renovierungsarbeiten dazukommen.

Zahlreiche Häuser sind inzwischen an reiche Ausländer vermietet oder verkauft und dienen als Zweitwohnsitz oder Feriendomizil. Das führt dazu, dass viele Palazzi die meiste Zeit leer stehen und tatsächlich nur ein oder zwei Mal im Jahr genutzt werden.

Die Bausubstanz

Über den Zustand der Grundfesten von Venedig sind sich nicht einmal Experten einig, aber oberhalb der Wasseroberfläche ist günstiges Bauen und Renovieren angesagt. Immerhin müssen alle Materialien mit dem Schiff gebracht werden. Während die alte Basis bei den Häusern noch Jahrhunderte überdauern kann, sind die Sanierungen– wie es ein ansässiger Makler ausdrückte– „Pfusch“ und werden wohl in spätestens 20 bis 30 Jahren wieder renovierungsbedürftig sein. Was Venedigs Bausubstanz schwer zusetzt, ist das ständige Wasser. Aber es ist nicht das Meerwasser; vielmehr gibt es bis heute kein funktionierendes Abwassersystem, und was das für eine 70.000-Einwohner-Stadt mit rund 16 Millionen Touristen jährlich bedeutet, kann man sich ja denken. Der Wellenschlag der Motorboote, aber noch viel mehr jener der Kreuzfahrtriesen, die oft doppelt so hoch sind wie die Paläste, frisst zudem an den Fundamenten der gebrechlichen mittelalterlichen Gebäude. Die Kolosse lassen die Stadt überhaupt in ihren Grundfesten erbeben.

Wenn der Amtsschimmel wiehert

Natürlich profitiert die Stadt von den Touristen, aber es stellt sich die Frage, ob nicht ein paar Touristen weniger mehr helfen als schaden würden. Aber bis es so weit ist, fahren noch viele Hochseedampfer durch die Stadt. Denn in Venedig wird oft jahrelang über Verbesserungen oder Veränderungen debattiert, bis tatsächlich etwas geschieht. So ist zum Beispiel für die Gewässer rings um Venedig eine ganze Reihe von Behörden zuständig, zwischen denen jede Maßnahme einzeln abgestimmt werden muss. Bis etwas getan wird, könnte es schon zu spät sein, denn was der Stadt eindeutig fehlt, ist ein zukunftsträchtiges Konzept. Derzeit entsteht nur Flickwerk.

Aber vielleicht finden die Chinesen an der alten Stadt Gefallen und bauen sie zumindest irgendwo nach.

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  • Erschienen am:
    10.07.2014
  • um:
    10:37
  • Lesezeit:
    4 min
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