Die Einstimmung auf die EXPO REAL in München war schon einmal sehr gut. Das hat schon in Österreich begonnen, als wir erfahren haben, dass die Eintrittskarte zur EXPO auch als Fahrschein für die öffentlichen Verkehrsmittel gilt. Hoffentlich ist das jetzt kein schlechtes Zeichen, haben wir gedacht, denn das könnte auch damit zu tun haben, dass die Messeveranstalter befürchten, es würden weniger Besucherinnen und Besucher zur EXPO kommen. Aber weit gefehlt. Die Stadt München – sprich der MVV – Münchner Verkehrs- und Tarifverbund – hat auch den U-Bahn-Takt verkürzt, damit sich bei der Hinfahrt zur EXPO kein „Sardinen-Feeling“ einstellt. Also, alles gut gelaufen bis zur Messe. Auch das öffentliche WLAN wurde verbessert, was die Arbeit am Computer durchaus vereinfacht.
Auf der Messe selbst ist am ersten Messetag viel los, aber sie ist nicht mehr überlaufen. Das tut gut. Vor allem sind die Kontakte konkreter und nicht wie vor zwei Jahren noch von Glücksrittern und Spekulanten geprägt. Man spricht auch über Konkretes. „Es gibt Käufer, es gibt Verkäufer. Der Markt bewegt sich wieder, aber in einer anderen Dimension als zuvor“, so ein heimischer Immobilienmakler: „Die Stimmung ist bei vielen schlechter, bei manchen aber sehr gut, weil sie wieder Chancen auf dem Markt erkennen.“
Diejenigen, die Chancen sehen, sind – wie gesagt – in der Minderzahl, dafür ist „das Angebot enorm. Die Käufer können sich aussuchen, was sie kaufen wollen.“ Für zahlreiche Verkäufer, also für 30 Prozent (so von dem angesprochenen Makler geschätzt), eher ein Alptraum: Steigende Kosten, fallende Preise und Zinsanstiege innerhalb eines Jahres, Unsicherheit und vor allem kein Cashflow – daher hat „ein Drittel der Investoren echt existenzielle Probleme“.
Wobei die Österreicher die Situation gelassener sehen als die deutschen Aussteller und Besucher. „Die Deutschen jammern ihren Markt krank“, so ein Projektentwickler, aber das lässt sich wohl derzeit nicht ändern. Inwieweit die Probleme auch auf Österreich übergreifen, wird sich erst in den nächsten Monaten zeigen.
Die Anspannung am Markt lässt sich noch an einer anderen Tatsache ablesen. Es gibt wieder mehr Streitigkeiten. Probleme, die vor einigen Jahren größtenteils noch einvernehmlich gelöst wurden, führen jetzt oftmals zum Einschalten von Rechtsanwaltskanzleien. „Die Unternehmen streiten öfter“, sagt ein Rechtsanwalt: „Das ist auch bei den großen Unternehmen so, denn die Situation ist sehr angespannt.“
Diese Entwicklung ist in meinen Augen sehr schade, denn die derzeitige Situation würde eher verlangen, dass die Unternehmen beziehungsweise die Beteiligten enger als bisher zusammenarbeiten und versuchen, die Herausforderungen, vor denen wir stehen, gemeinsam zu lösen.
Letztendlich zeichnet sich eine Konsolidierung in der Immobilienwelt ab – und die EXPO REAL zeigt diese Entwicklung klar auf.