WS-O Geschäftsführer Alfred Kitzwögerer konnte rund 100 ZuseherInnen im gesteckt vollen Ars Electronica Center begrüßen, die ein landespolitisches Zusammentreffen der Spitzenklasse erlebten. LH-Stv. und Wohnbaulandesrat Manfred Haimbuchner, Linz Bürgermeister und OÖ-Städtebund Präsident Klaus Luger und BürgermeisterInnen aus acht Städten Oberösterreichs diskutierten darüber, welche Herausforderungen und Chancen das „Wohnen der Zukunft“ in Stadt und Land mit sich bringt. In einer 1. Runde berichteten zuerst die BürgermeisterInnen über die Lage in ihren Städten, in der 2. Runde erfolgte eine Reflexion durch Haimbuchner und Luger.
Gemeinnütziger Wohnbau für mehr Lebensqualität
Elisabeth Feichtinger, Bürgermeisterin von Altmünster, legte die Ziele ihrer Gemeinde klar auf den Tisch: Abwanderung verhindern, Sorgen der einheimischen Bevölkerung ernst nehmen. Sie betonte das rege Vereinsleben im Gemeindegebiet, wie etwa drei Musikvereine und vier freiwillige Feuerwehren. Für leistbaren Wohnraum wird durch die vorrangige Widmung von Flächen für den gemeinnützigen Wohnbau gesorgt. Grundsätzlich gibt es Widmungen aber nur mehr für Hauptwohnsitze. Die große Bedeutung von Lebensqualität in der Region betonte auch Stefan Krapf, Bürgermeister der Stadt Gmunden: „Wir haben die Natur vor der Haustür, das schätzen Menschen die auch eine Work-Life-Balance schätzen.“ Die hohen Bemühungen der Stadt um leistbaren Wohnraum hob er hervor: „Wir sind auf gutem Weg und werden auch für jüngere Menschen wieder attraktiver.“
Kluge Flächenwidmung und nachhaltiger Tourismus
Das entscheidende Thema für Hannes Heide, Bürgermeister von Bad Ischl, ist die Betriebsansiedlung von hoch digitalisierten Unternehmen: „Es gibt eine Chance der Digitalisierung mit Tech-Unternehmen, die auch in kleinen Räumen arbeiten können.“ Außerdem pochte er auf mehr Qualität in der Tourismusbranche: „Wir brauchen einen wertschöpfenden Tourismus, der für Menschen bei uns sowohl Jobs als auch Lebensqualität schafft.“ Bürgermeister Albert Ortig aus Ried im Innkreis erklärte die Sicherung von ausreichend Grünraum zur Priorität in seiner Stadt. Dazu würden auch landwirtschaftlich genutzte Flächen aufgekauft, um Grünflächen sichern zu können. Eine klare Absage gab es von seiner Seite an die Tendenz, Nahversorgung und Einkaufsmöglichkeiten aus der Stadt auf die „grüne Wiese“ zu verlagern: „Wir brauchen belebte Innenstädte!“
Einzugsgebiete müssen attraktiv bleiben
Die geschäftsführende Bürgermeisterin aus Leonding, Sabine Naderer-Jelinek, wagte einen Blick in die Zukunft: „Meine zweijährige Tochter soll auch in zwanzig Jahren noch in einem lebenswerten Leonding leben können.“ Entscheidend dafür sei die kluge Mischung aus Grünraum und bebauter Fläche. Leonding soll die „grüne Stadt vor den Toren von Linz“ bleiben. Ebenfalls im Einzugsgebiet von Linz liegt Ansfelden, Bürgermeister Manfred Baumberger ist stolz auf das breite Freizeitangebot – vom Golfplatz bis zum Vorzeigeprojekt Motorikpark, ein Freiluft-Fitnesscenter von europäischer Dimension: „Was wir jedoch noch dringend benötigen, ist ein Lärmschutz entlang der Autobahn.“
Infrastruktur ausbauen und BürgerInnen beteiligen
So wie alle BürgermeisterInnen der Runde sieht auch Trauns Bürgermeister Rudolf Scharinger die größten Herausforderungen im Aufholen in Sachen Infrastruktur: „Wir haben es geschafft, die südliche Einfahrt von Traun komplett umzubauen.“ Außerdem soll die Zahl neu zugezogener BürgerInnen nicht mehr als 150 Menschen pro Jahr ausmachen. Paul Mahr, Bürgermeister von Marchtrenk, war angesichts der Auszeichnung seiner Stadt als „Beliebteste Gemeinde Österreichs“ im Jahre 2016 sichtlich stolz auf das bisher Erreichte. Machtrenk ist aktuell die prozentuell am stärksten wachsende Stadt Oberösterreichs, die Projekte dementsprechend zahlreich: „Wir bauen alle drei Jahre einen neuen Kindergarten, aktuell einen in Vollholzbauweise, denn Nachhaltigkeit ist uns sehr wichtig.“ Außerdem entstehe in Marchtrenk kein Projekt ohne breite Bürgerbeteiligung.
OÖ top bei Bauleistung, Linz will weltoffen bleiben
In der darauf folgenden Reflexionsrunde kamen LH-Stv. und Wohnbaulandesrat Manfred Haimbuchner und Linz Bürgermeister und OÖ-Städtebundpräsident Luger zu Wort. Haimbuchner betonte, dass Oberösterreich in Sachen leistbarem Wohnen gut dastehe: „Wir haben eine durchschnittliche Nettomiete von 5,30 Euro, im Schnitt müssen die OberösterreicherInnen 20,4 % des Monatseinkommens für Wohnen aufwenden. Das sind herzeigbare Zahlen“. Dies gelte auch für die Deckung des Bedarfs an neuen Wohneinheiten. Bis zu 8000 Wohnungen und Einfamilienhäuser jährlich seien laut Raumordnung gefordert, gebaut werden jedoch deutlich mehr. Mit fast 12000 Wohneinheiten pro Jahr sei Oberösterreich Spitzenreiter im Bundesländervergleich. Linz Bürgermeister Klaus Luger legte ein klares Bekenntnis zum Wachstum seiner Stadt ab: „Wir wollen expandieren, wir wollen wachsen.“ Dafür bringe man jährlich 800 geförderte Wohnungen auf den Markt. Luger ist stolz darauf, dass Linz zur Hälfte aus Grünland und Erholungsflächen besteht. Damit das so bleibt, sei es in Zukunft notwendig, mehr in die Höhe anstatt in die Breite zu bauen. Zum Abschluss brach Luger noch eine Lanze für Urbanität und das Lebensgefühl in einer offenen Stadt. Für eine zukunftsfähige Stadt brauche es eine innovative Einstellung der BürgerInnen: „Die Internationalität muss von der Bevölkerung mitgetragen werden, denn Veränderung beginnt in den Köpfen der Menschen.“