Mit einem Gesamtscore von 95,4 Prozent hat das Büro- und Geschäftsensemble EDGE Südkreuz Berlin den höchsten Wert in der Geschichte der DGNB-Zertifizierung erreicht. Der Lohn: Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen hat dem derzeit wohl größten Holz-Hybridgebäude Deutschlands den Platin-Status verliehen. Zusätzlich bekam das Projekt für seine gestalterische Qualität jetzt die Auszeichnung „DGNB Diamant“ verliehen.
„Bei der gewählten Holzhybridbauweise ergänzen sich die Materialien Holz und Stahlbeton gemäß ihren Eigenschaften hervorragend. Mit über 3 300 Kubikmetern hat Holz den Hauptanteil inne, was sich neben der verbesserten Energiebilanz positiv auf das Raumklima auswirkt“, begründete die Jury ihre Entscheidung. Zudem, so das Gremium weiter, spare die Bauweise im Vergleich zum konventionellen Stahlbeton rund 80 Prozent CO2 ein und wirke sich auch positiv auf den Bauablauf sowie den Straßenverkehr während der Bauphase aus.
Kombination aus Holz, Systembau und Vorfertigung
Möglich wurde dies durch den Einsatz des Cree Systems, bestehend aus Holz-Beton-Verbunddecken und Brettschichtholzstützen in der Fassade. Das System wurde in der Rhomberg Bau-Gruppe entwickelt, 2012 entstand so das weltweit erste mehrstöckige Hybrid-Passivhaus aus Holz mit einem modularen Bausystem. „Die Kombination aus Holz und Vorfertigung hat es uns überhaupt erst erlaubt, in großem Maßstab nachhaltig zu bauen“, erklärt Helmut Salzgeber, bei Rhomberg Bau für die Ausführung des Projekts verantwortlich. Holz, so der Fachmann, sei der perfekte nachhaltige Baustoff: „Es wächst lokal nach, speichert das schädliche Klimagas CO2, hat ein geringes Transportgewicht, eine Top-Verarbeitbarkeit, ermöglicht flexible Einsatzmöglichkeiten und wirkt positiv auf Gesundheit und Wohlbefinden.“ Hinzu kommen die Vorteile des Systembaus, bei dem ein Gebäude aus Bauteilen oder Modulen zusammengesetzt wird. Die einzelnen Bauteile werden industriell vorgefertigt, zur Baustelle transportiert und nach dem Baukastenprinzip zusammengesetzt. Dadurch ermöglicht diese Bauweise kurze Bauzeiten, eine große Witterungsunabhängigkeit – da die Elemente in Produktionshallen auch bei strömendem Regen oder eisiger Kälte vorgefertigt werden können – und eine hohe Präzision der seriell gefertigten Bauteile. Weitere Vorteile sind ein hoher Qualitätsstandard, eine große Planungssicherheit und damit verbunden Termin- und Kostentreue. Salzgeber: „Insgesamt profitieren wir hier von einer hohen Wirtschaftlichkeit.“
Klare und freundliche Architektursprache
Innerhalb von nur 24 Monaten wurden durch die Arbeitsgemeinschaft Rhomberg Systembau, Zech Bau und Cree Buildings so auf einem rund 10 000 m2 großen Grundstück direkt am Südkreuz in Tempelhof-Schöneberg bis März 2022 zwei sieben- bzw. achtstöckige Büro- und Geschäftsgebäude errichtet. Die gleichmäßig gerasterte, mit Faserzementplatten beplankte Fassade lässt zunächst nicht auf die innovative Holzhybridbauweise schließen. Erst im Innenraum ist der Hauptwerkstoff Holz präsent. Neben der sichtbar gelassenen Holzkonstruktion sorgen bodentiefe Fenster, Türen und Handläufe aus Holz für eine klare und freundliche Architektursprache. Hauptattraktion ist das zentrale Atrium im 20 000 m2 großen, achtstöckigen Carré-Gebäude. Ein transparentes Folienkissendach sorgt hier für reichlich Tageslicht in allen Bereichen. Vier große Plattformen, die wie Bäume aus dem Boden des Atriums entspringen, verbinden über Treppen und Brücken das Atrium mit den Bürogeschossen und bieten Raum für formelle und informelle Kommunikation. Mieter des Carré-Gebäudes ist der Energieversorger Vattenfall mit seiner neuen Deutschland-Zentrale. Im kleineren Solitär ist der Photovoltaikanbieter Q Cells ansässig, das Erdgeschoss wird hier mit Gastronomie und Einzelhandel bespielt. Bauherr ist der Projektentwickler Edge, die Pläne stammen von Tchoban Voss Architekten, „granz und zecher Architekten“ sowie Buro Happold.