Aktuelle Retail Trends im Überblick:
- Handels-Umsätze in den Jahren 2022 und 2023 real im Minus. Für 2024 leichte Steigerung prognostiziert
- Deutlich positive Umsatzentwicklung bei Anbietern von Kosmetik, Pharmazie- und Gesundheitsartikeln
- Ausgaben für Gastronomie steigen überproportional. Gastrolandschaft im Wandel.
- Anhaltend hoher Flächenbedarf von Diskontern
- Geänderter Branchenmix auf Geschäftsstraßen
Inflation, geopolitische Unsicherheiten und hohe Energiepreise waren im vergangenen Jahr die bestimmenden Einflussfaktoren für den Einzelhandel. Die Hoffnung auf eine Senkung der Leitzinsen durch die EZB sorgt derzeit aber sowohl bei Händlern als auch bei Konsumenten für steigende Werte im Vertrauensindex. „Die Trendwende ist in greifbarer Nähe. Nach zwei Jahren des Rückgangs erwarten wir 2024 einen leichten Anstieg der Handelsumsätze, sowohl Online als auch im stationären Handel“, sagt Walter Wölfler, Head of Retail bei CBRE. „Vor allem Anbieter von Kosmetik, Pharmazie- und Gesundheits- sowie Nahrungsergänzungsartikeln verzeichnen überdurchschnittliches Umsatzwachstum.“, so Wölfler.
Konsumausgaben in der Gastronomie steigen. Branche im Wandel
Auch in der Gastronomie stiegen die Konsumausgaben, von 2022 auf 2023 um rund 8%, von 2023 auf Anfang 2024 um 3%. „In der Gastronomie wachsen die Konsumausgaben überproportional“, so Wölfler. Festzustellen ist die steigende Zahl an Neugründungen in der Gastronomie; getrieben wird dieser Trend von Systemgastronomie und jungen, trendigen Lokalen mit außergewöhnlichem Design und Architektur.
„Durch die aktuellen Entwicklungen verändert sich der Branchenmix in den Einkaufsstraßen sowie in den Einkaufszentren“, so Wölfler. Als Folge der ausgelaufenen staatlichen Corona-Hilfszahlungen erhöhte sich im Handel die Zahl der Insolvenzen deutlich. „In den Jahren 2020 bis 2023 erfolgten österreichweit aufgrund von Zahlungsunfähigkeit 390 Filial-Schließungen größerer internationaler Ketten – überwiegend im mittelpreisigen Modebereich. Nachbesetzt wurde rasch von Diskontern, Dienstleistern oder Händlern für Accessoires“, so Wölfler. Aktuell ist der Markt – sowohl in Einkaufsstraßen als auch in Einkaufszentren - von einer wachsenden Diversifizierung geprägt.
Stimmung am Investmentmarkt zunehmend positiv
„Das vergangene Jahr war für den Investmentmarkt insgesamt sehr schwach“, sagt Lukas Schwarz, Head of Investment Properties bei CBRE. Zwar lag der Anteil an Einzelhandelsimmobilien am gesamten Investmentvolumen 2023 mit 26 Prozent sogar über dem des Vorjahres, doch geben diese Zahlen kein exaktes Bild wieder. Denn abseits der durch die Turbulenzen der SIGNA Gruppe bedingten Abverkäufe, wie beispielsweise der Kika/Leiner Gruppe oder anderen High-Street Standorten in Top-Lagen, wurde im vergangenen Jahr lediglich geringe Aktivität am Investmentmarkt verzeichnet. Verkauft wurden darüber hinaus lediglich kleinere Fachmarktzentren oder Supermärkte.
Eine europaweite Befragung von CBRE deutet in diesem Bereich auf Erholung. 7 % der Befragten gaben an, den Einzelhandel für Investments zu präferieren. Drei Viertel dieser Investoren plant 2024 gleich viel oder sogar mehr als im Vorjahr investieren zu wollen. Allgemein zeigten die Befragten größeres Vertrauen in die Widerstandsfähigkeit und Erholung des Sektors, wobei Assets mit einem geringeren Risikoprofil priorisiert werden.
Die Spitzenrenditen im Einzelhandel sind weiter gestiegen. Im Jahr 2023 lagen sie für Einkaufsstraßen bei rund 4,6%, für Fachmarktzentren bei rund 5,65 % und für Einkaufszentren bei rund 6 %.
Nachhaltigkeit als bedeutender Faktor bei Einzelhandelsimmobilien
Konstant schärfer werdende Regularien, wie die CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive), oder die im April 2024 beschlossene EU-Lieferkettenrichtlinie beeinflussen auch die Zukunft des Einzelhandels. So wird sich beispielsweise zeigen, wie der anhaltend hohe Flächenbedarf der Diskonter auf die restriktivere Bodenpolitik (EU-Taxonomie) reagiert. Auch kommen immer öfter „Green Leases“, also Verträge, die Nachhaltigkeitsziele festlegen, zum Einsatz. Darüber hinaus gewinnen Gebäudezertifizierungen weiter an Relevanz. „Mittlerweile sind rund 20 Prozent der insgesamt vier Mio. Quadratmeter an Einzelhandelsflächen in Einkaufs- oder Fachmarktzentren zertifiziert“, so Wölfler. Neben den jeweiligen vollständigen Gebäuden werden auch immer öfter einzelne, meist von Luxusmarken genutzte Flächen, zertifiziert.