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Blackout: Flucht aus der Stadt (Teil 1)

Sollte man bei einem Blackout so schnell wie möglich die Stadt verlassen? Was passiert, wenn das alle machen (wollen)?

© mstandret / envato

Schwitzende Hände umklammern das Lenkrad. Die Knöchel treten hervor. Der Tachometer spielt verrückt. Null km/h seit rund zwei Stunden. Der Stress wächst – der Verkehr steht, seitdem es in der Stadt einen flächendeckenden Blackout gegeben hat. In einem Anfall kollektiver Panik hat sich ein Großteil der Bevölkerung entschlossen, der Empfehlung zu folgen, die Stadt sofort zu verlassen. Der Kommentar vom Beifahrersitz „Ich habe dir doch gesagt, wir sollten später fahren“ schadet zusätzlich der Stimmung im Wagen.

Regel Nummer eins

Daher Regel Nummer eins bei einem Blackout: Ruhe bewahren. Radio einschalten und einmal hören, was in den Nachrichten an Informationen durchgegeben wird. Es ist immer sinnvoll, ein Radio zu Hause zu haben, das keinen Stromanschluss benötigt, sondern mit Kurbel oder Solarzelle aufgeladen wird. Unter „Kurbelradio“ findet sich auf Google eine Vielzahl an Geräten – von rund 50 Euro bis hin zu 150 Euro. Keines zu besitzen ist ein Fehler, denn in solchen Ausnahmesituationen sind die Information und der Empfang derselben am relevantesten. Wobei es mittlerweile auch Menschen gibt, die den Mainstream-Medien nicht mehr vertrauen und meinen: „Wenn mir in den Nachrichten die Uhrzeit angesagt wird, dann schaue ich automatisch auf meine Uhr, ob das auch stimmt.“ 

Antizyklische Bewegung

Auf jeden Fall ist es empfehlenswert, sich antizyklisch zu bewegen. Entweder man fährt sofort los, wenn der Strom aus ist, oder man wartet einmal ab, wie sich die Situation entwickelt. Bevor man aber einen Le-Mans-Start hinlegt, sollte man kontrollieren, ob nicht nur in der eigenen Wohnung der FI-Schalter gefallen ist. Das lässt sich aber auf zweierlei Arten überprüfen: durch einen in Blick in den Sicherungskasten oder einen Blick aus dem Fenster. Handelt es sich tatsächlich um einen weitreichenden Ausfall der Stromversorgung, ist anzunehmen, dass die größte Welle dann beginnt, wenn der Blackout offiziell verkündet wurde. Das wird anzunehmenderweise eine gewisse Zeit dauern. 

Fahrgemeinschaft aus Solidarität

Bis dahin sind auch alle Angehörigen beisammen, die man eben mitnehmen will. Oder muss. Vermutlich sitzt man nicht allein im Wagen, sondern es sind noch diverse Familienmitglieder mit dabei – Familienmitglieder oder Verwandte, denen man bisher in der Wohnung oder bei privaten Feierlichkeiten aus dem Weg gehen konnte. Jetzt muss man sie notgedrungen mitnehmen. Sie wissen schon: „Meine Mutter kommt auf jeden Fall mit!“ Gemeinsam gilt es jetzt, eine Stresssituation zu bewältigen, auf der Fläche von der Größe eines Badezimmers.  

Raus aus der Garage

Es wird sich allerdings nur ein Teil der Bewohner auf den Weg machen. Viele bleiben noch zu Hause. Müssen noch zu Hause bleiben, denn auch das elektrische Garagentor lässt sich nicht öffnen. Private Garagen sind meistens sehr gut gegen Einbruch gesichert. Dabei wurde aber die 1:1-Million-Chance eines Ausbruchs nicht eingeplant. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, ein Garagentor manuell zu entriegeln. Natürlich hilft immer die „Goaßhaxn“ (umgangssprachlich für Brecheisen; sie findet Verwendung, um etwas auseinanderhebeln zu können.) 

Besser ist es aber, sich im Vorfeld zu informieren, ob das hauseigene Garagentor bei einem Stromausfall auch funktioniert respektive sich öffnen lässt. Viele Antriebssysteme haben eine Notentriegelung, die vorzugsweise für Stromausfälle gedacht ist. Eine solche Notentriegelung kann von außen und/oder von innen aktiviert werden: von außen über ein kleines Schloss im oberen, mittleren Bereich des Garagentors – mittels eines Notentriegelungsschlüssels – und von innen meist über ein einfaches Zugseil direkt an der Führungsschiene. Garagentore lassen sich diesbezüglich auch nachrüsten. 

Mitten im Verkehr

Jetzt aber gilt es, sich auf den Verkehr zu konzentrieren, denn es geht bereits weiter. Die Kolonne setzt sich in Bewegung. Irgendwo war ein Auffahrunfall. Auf die Polizei warten, die den Verkehr regelt und das Unfallprotokoll aufnimmt: Fehlanzeige. Die kommt nicht, die hat ganz andere Sorgen. Die Empfehlung, die Stadt zu verlassen, ist gut, allerdings wurde nicht kommuniziert, wie. In den kleineren Städten ist man schnell außerhalb der Stadtgrenze, in den größeren wird es schon schwieriger. Jetzt lässt sich erst ermessen, wie viele Pkw-Zulassungen es in Wien gibt. Anfang 2022 waren in der Bundeshauptstadt rund 725.000 Pkws angemeldet, rund 615.000 davon in Privatbesitz und 110.000 im Besitz von Firmen. Auf 100 erwachsene Wiener kommen somit etwa 38 private Pkws. Rund 150.000 davon sind nun auf dem Weg aus der Stadt. Da sehnt man sich wieder nach dem entspannten Montagmorgenstau auf der Südosttangente.

Wie in den späten 60er-Jahren

Bilder aus den späten 60er- und frühen 70er-Jahren tauchen auf, als der Urlaubsverkehr Richtung Süden aus der Stadt rollte. Damals waren aber nicht nur die Wiener unterwegs, sondern auch gleich ein Teil der niederösterreichischen Bevölkerung, die über die einzig denkbare Route – nämlich über die Triester Straße – zum Meer fuhr. Dabei waren im Jahr 1970 in Wien lediglich 319.853 Pkws zugelassen. Gegenüber 2023 war die Triester Straße in den 60er-Jahren noch ein Spaziergang. Also, Spaziergang wird es sowieso bleiben, zumindest was die Geschwindigkeit betrifft.

Blackout 2005

Bereits 2005 hat sich der ÖAMTC mit dem „Black-out“ im Straßenverkehr beschäftigt. Damit war aber nicht, wie heute, der Ausfall des Stroms gemeint, sondern des Gehirns: „Mit dem Auto will man rasch von A nach B kommen. Werden diese Gefühle von Selbstbestimmung und Unabhängigkeit beschnitten, kommt es zu Frustration und mitunter auch zu aggressivem Verhalten. Ziel ist dann, weiterzukommen, sich durchzusetzen und zu behaupten.“ Laut einer gemeinsamen Umfrage von ÖAMTC und der Ö3-Verkehrsredaktion unter 1.000 Autofahrern österreichweit erlebt jeder zweite Lenker wöchentlich auf der Straße Aggressionen anderer. Und jetzt gibt es viel mehr Verkehr und Frustration.

 Die gefährlichste Hürde: der Stadtverkehr 

Gut, wer sich noch an die Verkehrsregeln erinnern kann: 1. Zeichen vor Licht. 2. Der Rechtskommende hat Vorrang. Möge das der Linkskommende auch wissen, denkt man sich, wenn man in seinem Auto sitzt und versucht, eine chaotische Stadt zu verlassen. Blöd nur, wenn man der Einzige ist, der diese Regel noch im Kopf hat, alle anderen leider nicht. Daher zur Erinnerung: 

Die Vorrangregeln

+ Bei einer Stopptafel muss man an der Haltelinie stehenbleiben und sich anschließend langsam „vortasten“. Die Kreuzung darf befahren werden, wenn sich kein bevorrangtes Fahrzeug nähert. Das Auto muss zuvor aber tatsächlich zum Stillstand gebracht werden.

+ Anders ist die Situation bei den dreieckigen „Vorrang geben“-Schildern: Hier muss nicht angehalten werden. Trotzdem gilt es, vorsichtig und langsam in die Kreuzung zu fahren, sodass einem bevorrangten Lenker die Vorfahrt gewährt werden kann. 

+ An Kreuzungen, wo der Vorrang weder durch Ampeln noch durch Verkehrszeichen festgelegt ist, gilt Rechtsvorrang. 

Empfohlene Rücksichtnahme

Der ÖAMTC appelliert: „Alle Verkehrsteilnehmer müssen beim Ausfall der Ampel verstärkt Rücksicht aufeinander nehmen. Gerade bei unübersichtlichen Kreuzungen mit mehreren Fahrstreifen ist besondere Vorsicht geboten.“ Rücksicht auf schwächere Verkehrsteilnehmer ist Pflicht.

Ein gut gemeinter Ratschlag, aber viel eher ist in einer solchen Situation nicht mit dem goldenen Wiener Herzen zu rechnen, sondern mit einem Rückfall in archaische Systeme, in denen die Hackordnung gilt. Da befinden sich Fußgänger, Skater oder Radfahrer am Ende der Skala. Wobei der Idee, mit einem Rad aus der Stadt zu flüchten, durchaus etwas abzugewinnen ist. Es lässt sich zwar nicht so viel Gepäck mitnehmen, aber dafür gibt es keine Verkehrsbehinderung. Stellt sich nur die Frage, wohin man fahren soll. Für ungeübte Radfahrer ist schon am Wienerberg, beim Bisamberg oder in Gablitz Endstation. Burgenland ist flach, aber weit. Dafür muss die Muskelkraft reichen, außer man hat ein E-Bike. Das muss aber aufgeladen sein … Sie sehen, die Herausforderungen sind mannigfaltig. 

Strom und Benzin

Die Probleme mit der Elektrik kommen auch auf die Autobesitzer zu. Bei der Frage, wer sich im Straßenverkehr bewegt, hat schon längst die elektrische Selektion eingesetzt: Dazu zählen einmal E-Autos, die kaum aufgeladen sind. Aber auch diejenigen, die halb geladen sind, bleiben auf einer größeren Strecke stehen, nämlich auf der halben.  Vor allem werden sich diejenigen nicht im Straßenverkehr befinden, deren Pkw in einer elektrischen Garage steht. Bei öffentlichen Parkgaragen ist das Entkommen noch relativ einfach, solange der Wagen stärker ist als der Schranken. Auch die Tankstellenanlagen fallen aus, und wer jetzt keinen (halb)vollen Tank hat, der wird wohl Luftlinie fahren müssen. 

Teil 2 am 14.5.

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Chefredakteur bei

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  • Erschienen am:
    13.05.2025
  • um:
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Kategorie: Inland

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