Der gewerbliche Immobilienmarkt erlebt eine beispiellose Krise, wie unter anderem durch den Verkauf von 1740 Broadway in New York durch Blackstone und den Verkauf des AT&T Towers in St. Louis ersichtlich wird. Blackstone erlitt einen Verlust von 420 Millionen US-Dollar, als das Gebäude für einen Bruchteil seines ursprünglichen Kaufpreises den Besitzer wechselte – nachdem es 2014 für 605 Millionen US-Dollar erworben worden war, wurde es nun für nur noch 185 Millionen US-Dollar verkauft. Ähnlich dramatisch ist der Fall des AT&T Towers, der kürzlich für lediglich 3,55 Millionen US-Dollar verkauft wurde, obgleich er 2006 noch für über 205 Millionen US-Dollar zum Verkauf gebracht wurde. Auch das höchste Gebäude in Fort Worth, Texas, wechselte kürzlich für nur 12,3 Millionen US-Dollar bei einer Auktion den Besitzer, obwohl es im Jahr 2021 für satte 137,5 Millionen US-Dollar erworben worden war. Insbesondere die Stadt Chikago führt die Liste der Städte mit dem größten Anteil an riskanten Krediten an.
31 Prozent der Bürohypotheken in Schwierigkeiten
Etwa 52 Milliarden US-Dollar oder 31 Prozent aller Bürohypotheken in gewerblichen Hypothekenanleihen waren im März in Schwierigkeiten, so KBRA Analytics. Dieser Anteil ist im Vergleich zu 16 Prozent im Vorjahr drastisch angestiegen. Gemäß der Umfrage zur gewerblichen Immobilienfinanzierung 2023 der Mortgage Bankers Association stehen ungefähr 20 Prozent der 4,7 Billionen US-Dollar an ausstehenden gewerblichen Hypotheken, die von US-Kreditgebern und -investoren gehalten werden, im Jahr 2024 zur Fälligkeit an. Die anstehende Welle an Refinanzierungen stellt eine Herausforderung für kleine und mittelgroße Geschäftsbanken sowie private Hypothekenkreditgeber, die bereits unter dem hohen Zinsumfeld in den USA leiden, dar.
Hohe Zinsen verursachen Probleme
Laut der Beratungsfirma Klaros Group könnten bis zu sieben Prozent der Banken in den USA vor einem möglichen Zusammenbruch stehen. Während die Zinsen weiterhin hoch bleiben, wachsen die Bedenken, dass kleine Kreditgeber und Regionalbanken ins Wanken geraten und möglicherweise unter ihre von der Federal Reserve festgelegten Mindestkapitalanforderungen fallen könnten, erklärt Brian Graham von der Beratungsfirma Klaros Group.
Banken geraten unter Druck
Nach dem Scheitern der First Republic Bank, der Silicon Valley Bank und der Signature Bank im März 2023 geriet zuletzt auch die New York Community Bancorp unter Druck. Die Bank leidet unter einer „Vertrauenskrise“ im Zusammenhang mit gewerblichen Immobilien, insbesondere Mehrfamilienkrediten. Nachdem die Bank im ersten Quartal einen Verlust von 327 Millionen US-Dollar zu verbuchen hatte, stufte die Ratingagentur Moody’s die Bank von BB+ auf BB herab. Moody’s schätzt, dass die realisierten Verluste der NYCB im Laufe der Zeit eintreten und wahrscheinlich die der anderen Banken übertreffen werden, weil sich die Qualität der Vermögenswerte der NYCB deutlich verschlechtert hat. Neben Moody’s stufte auch die Ratingagentur Fitch die Bank im März 2024 von BB+/B auf BBB-/F3 herab.
„There will be bank failures“
Auch Fed Chair Jerome Powell betonte kürzlich mit dem Satz „There will be bank failures“, dass es zu Bankausfällen kommen könnte. Diese Feststellung verdeutlicht die Ernsthaftigkeit der Situation und weckt Bedenken bezüglich einer möglichen Verschärfung der finanziellen Probleme, die das Bankensystem belasten könnten. Mit einem wachsenden Bestand an notleidenden Krediten im gewerblichen Immobiliensektor und einer anrollenden Welle von Anschlussfinanzierungen stehen die Banken vor neuen Herausforderungen, die das Potenzial haben, das Finanzsystem zu beeinträchtigen und sich auf andere Märkte auszudehnen.