Vom einzelnen Gebäude zur Gebäudeinfrastruktur

Vernetzung, Mobilität und Verknappung: was das lebenszyklusorientierte Gebäude in seinem Umfeld braucht

Mit einer hochkarätig besetzten Diskussionsrunde aus Vertretern öffentlicher und privater Bauträger leitete die IG Lebenszyklus Bau jetzt ihr Arbeitsjahr 2019 ein. Bisher auf das einzelne Gebäude fokussiert, richtet der Verein seine Aufmerksamkeit nun verstärkt auf das Gebäudeumfeld. Die sich daraus ergebenden Themenschwerpunkte: Mobilität, Verknappung und Vernetzung. „Derzeit wird die gebäudeübergreifende Vernetzung massiv verhindert, weil das Quartierdenken bei den verschiedenen Stakeholdern noch nicht angekommen ist. Wir werden – aus organisatorischer, kultureller und technologischer Sicht – auch heilige Kühe angreifen,“ kündigt Christoph M. Achammer, ATP architekten ingenieure an, seit Anfang 2019 erneut Vorstandsmitglied und Mitinitiator der aktuellen Weiterentwicklung des Vereins.

„Vernetzung hat viel mit Mobilität zu tun und soll Verknappung entgegenwirken. Um wirklich effizient zu sein, müssen wir den Gebäudelebenszyklus in ein holistisches Ganzes einbetten. Es braucht ein optimales systemisches Umfeld, damit einzelne Maßnahmen Sinn machen“, begrüßt Thomas Madreiter, Planungsdirektor der Stadt Wien, die drei Themenschwerpunkte, in deren Rahmen die IG Lebenszyklus Bau 2019 u.a. Themen wie Infrastrukturentwicklung, Mobilitätstrends, Nachverdichtung, Energie und Daten sowie CO2 Bilanzen und Ressourcenmanagement beleuchtet.

Vernetzung: Nachhaltige Quartiere in einer lebenswerten Stadt

„Eine ganzheitliche Sichtweise bedeutet nicht nur, dass wir unseren Fokus vom einzelnen Gebäude auf ganze Stadtteile ausweiten müssen, sondern wir müssen auch von sozialer Vernetzung sprechen, die sich mit liegenschaftsübergreifenden Gemeinschaftsflächen forcieren lässt“, ergänzt Josef Ostermayer, Generaldirektor der Sozialbau AG.

Das Ziel ist ein „nachhaltiges Quartier in einer lebenswerten Stadt“. Unter der Fragestellung „Wer und was muss wann und wie miteinander vernetzt werden?“ erarbeiten Bauherren, Stadtplaner, Stadtentwickler, Energieversorger und Konsulenten daher in der von Klaus Reisinger, iC Consulenten und Margot Grim, e7 geleiteten Arbeitsgruppe eine Vision einer nachhaltigeren Stadt. Ausgangspunkt ist dabei ein ideales, völlig „smartes“ Gebäude, welches selbständig mit anderen genauso „smarten“ Gebäuden kommuniziert.

Mobilität neu gedacht

„Verringerte Mobilität bedeutet nicht nur eine Ressourcenminderung, sondern kann auch gleichzeitig eine Erhöhung der Lebensqualität bedeuten“, tritt Michael Baert, Vorstand der IFA AG, für ein Neudenken des Mobilitätsbegriffes ein.

Und: Verbundenes und autonomes Fahren, alternative Antriebssysteme oder Mobilität als Service – die Art und Weise wie sich Menschen und Güter in Zukunft bewegen, wird sich fundamental verändern. Unter der Leitung von Erich Thewanger, KPMG, werden die wesentlichen Herausforderungen in den Bereichen Personen, Güter und Daten sowie deren Implikationen für die Objekt-, Quartier- und Stadtentwicklung erarbeitet.

Verknappung: Ressourcenintensive Bauindustrie

„Wir wollen nachhaltige Lebensräume mit multifunktionellen Einheiten schaffen – das ist durchaus eine Kraftanstrengung, die sich aber lohnen wird“, ist Peter Ulm, Vorstand 6B47 Real Estate Investors AG, überzeugt.

Ausgehend vom hohen Ressourcenverbrauch der Baubranche werden unter der Leitung von Christoph M. Achammer, ATP architekten ingenieure und Karl Friedl, M.O.O.CON, innovative Konzepte rund um den Verbrauch an Grund und Boden, über die Wiederverwendbarkeit von Baumaterialien bis zu den durch gebaute Strukturen ausgelösten Verbräuchen in der Nutzung, erarbeitet.

Weitere Schwerpunktthemen: Hybrides Projektmanagement und Implementierung von Lebenszyklen in Genehmigungsverfahren

Wer versucht, den rasanten und komplexen Wandel aus Digitalisierung, Komplexitätsanstieg und Globalisierung der letzten Jahrzehnte mit nur einem Wort zu beschreiben, nennt es „VUCA-Welt“. Das Akronym „VUCA“ kommt aus dem Englischen und setzt sich aus den vier Begriffen „Volatilität“, „Unsicherheit“, „Komplexität“ und „Ambiguität“ zusammen. Bereits 2018 hat sich die IG Lebenszyklus Bau mit dem 2018 entwickelten K.O.P.T-Modell mit neuen Managementmethoden auseinandergesetzt, 2019 wird dies unter der Leitung von Wolfgang Kradischnig, DELTA und Bernhard Herzog, M.O.O.CON, vertieft. „Der volle Nutzen der Digitalisierung kann nur bei gleichzeitiger Weiterentwicklung der sozialen Interaktion ausgeschöpft werden. Unterstützend dazu entwickeln wir für die Bauprozesse entsprechende Projektmanagement-Methoden“, kündigt Wolfgang Kradischnig an.

Unter der Leitung von Stephan Heid und Berthold Lindner, Heid und Partner Rechtsanwälte, wird die Implementierung von Lebenszyklen in Genehmigungsverfahren am Beispiel der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) aufgearbeitet. Hintergrund: Auf unionsrechtlicher Ebene ist eine gesamtheitliche Betrachtung von Bauvorhaben seit vielen Jahren durchaus üblich. Diese Sichtweise hat vor allem in der (primär Großvorhaben betreffenden Umweltverträglichkeitsprüfung) Niederschlag gefunden. Das Beispiel UVP zeigt, dass durch entsprechende rechtliche Vorgaben in Genehmigungsverfahren Grundlagen geschaffen werden können, die standardmäßig die Betrachtung des Lebenszyklus für alle Marktteilnehmer vorgeben. Damit wird ein fair play im Wettbewerb geschaffen, indem lebenzyklusorientierte Bauweise nicht mehr benachteiligt wird. Ziel der Arbeitsgruppe ist es bestehende Grundlagen darzustellen und Möglichkeiten auch für andere Verfahrensarten (etwa Bauverfahren) am Best Practice Beispiel „UVP“ darzustellen.

Weitere Informationen zu den Arbeitsschwerpunkten 2019 finden Sie unter http://www.ig-lebenszyklus.at/arbeitsgruppen-2019/

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  • Erschienen am:
    14.03.2019
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