Aus momentaner Sicht drohen europaweit Energie-Engpässe. Hitzeperioden und die hohen Energiekosten erschweren die Situation zusätzlich und erfordern ein Umdenken seitens der ArbeitgeberInnen. Auch in Österreich wird die Energieversorgung ein zentrales Thema bleiben, Energiesparmaßnahmen werden uns zukünftig alle begleiten. Besonders ungenutzte Büroflächen bieten laut Andreas Gnesda und Oliver Bertram vom Arbeitswelten- und Immobilienberater teamgnesda wertvolles Einsparungspotenzial.
Urlaubszeit und Home-Office führen zu leeren Büroräumlichkeiten und enormen Kosten
Wer an einem Freitag im Hochsommer durch ein Bürogebäude spaziert, wird dort vor allem eines finden: gähnende Leere. Aufgrund der Urlaubszeit bleiben die meisten Büroräume besonders in den Sommermonaten ungenutzt. Stehen üblicherweise 15 bis 20 m² Bürofläche pro MitarbeiterIn zur Verfügung, sind es im Sommer zwischen 60 m² - 100 m² - also das 4- bis 6fache1. Diese ineffiziente Flächennutzung ist nicht nur teuer, sondern führt auch dazu, dass sich die anwesenden Personen einsam fühlen. Weitere Ursache für leere Flächen ist die verstärkte Nutzung des Home-Office, Angestellte arbeiten mittlerweile 2 bis 3 Tage pro Woche im Remote-Modus. Hatten vor Corona nur 10 % aller MitarbeiterInnen die Möglichkeit zum Home-Office von mehr als 1 Tag pro Woche, so sind es heute 90%, die mehr als einen Tag pro Woche im Home-Office arbeiten. 2 Das Arbeitsmodell „Home-Office“ wird also bleiben, was zu einer Senkung des Raumbedarfs pro Person führt und eine weitaus effizientere Flächennutzung ermöglicht.
Österreichweit bleiben bis zu 25 Millionen m² Büroflächen ungenutzt
Insgesamt sind in Österreich ca. 36 Millionen m² Bürofläche vorhanden, wobei sich ein Drittel davon (11.500.000 m²)3 in Wien befindet. Die Anwesenheit in den Bürogebäuden sinkt aber auf ein noch nie dagewesenes Minimum ab, weshalb nach Berechnungen von teamgnesda aktuell bis zu 8 Millionen m² Bürofläche in Wien ungenutzt bleiben. Auf ganz Österreich hochgerechnet sind das bis zu 25 Millionen m², die jedoch Großteils trotzdem gekühlt und beleuchtet werden. Zudem laufen Anlagen zur Warmwasseraufbereitung und Be- und Entlüftung und die Flächen werden regelmäßig gereinigt, wofür viel Energie verbraucht wird.
Energieengpass erfordert konkrete Maßnahmen und rechtzeitiges Umdenken
Dieser Umstand und der sich zuspitzende Energie-Engpass im Herbst erfordern daher die Einführung konkreter Sparprogramme. Die Abschaltung der Kühlungs- und Warmwasseraufbereitungsanlagen in nicht genutzten Gebäudeteilen und die Senkung der Temperatur bei Boilern und Durchlauferhitzern gelten als sinnvolle Maßnahmen. Auch mittels sogenannter Flex Desks, die eine effiziente Arbeitsplatzgestaltung ermöglichen, können Energiekosten gesenkt werden, indem beispielsweise nicht die gesamte Bürofläche gekühlt wird, sondern nur jener Bereich, in dem Menschen auch tatsächlich arbeiten.
[1] Berechnung auf Basis Teamgnesda Office Report 2022.
2 Teamgnesda Office Report 2022, Erhebung April 2022
3 Basis: Studie GMA 2005, Office-Report EHL Immobilien 2022