- RICS veröffentlicht Global Construction Monitor Q1 2025
- Stimmungsindex für Baugewerbe verliert im ersten Quartal an Optimismus
- Zwölfmonatserwartungen für Arbeitsaufkommen zwar immer noch positiv, wurden aber in allen Sektoren zurückgeschraubt, dabei ist Infrastruktur widerstandsfähiger
- APAC bleibt Region mit den größten Herausforderungen, während MEA weiterhin starkes Wachstum verzeichnet
- Europa: Anzeichen einer Verbesserung erkennbar, wobei Infrastrukturaktivitäten zunehmend als Wachstumsmotor angesehen werden
- Deutschland: Baustimmungsindex steigt deutlich von -12 auf +38
- Ausblick für Bautätigkeit bei Wohn- und Gewerbeimmobilien nimmt deutlich zu (von -11 % auf +55 % bzw. von +15 % auf +50 %)
- Auch Nettosaldo beim Ausblick im Bereich Infrastruktur steigt von +9 % auf +100 %
Die Ergebnisse des RICS Global Construction Monitor (GCM) für das erste Quartal 2025 deuten auf eine Verlangsamung des Wachstums in der gesamten Baubranche hin, wobei die Handelsspannungen die Stimmung in einigen Bereichen trüben. Nichtsdestotrotz sind die Zwölfmonatserwartungen für die Arbeitsauslastung in allen Sektoren auf weltweiter Ebene nach wie vor positiv, auch wenn sie sich im jüngsten Erhebungszeitraum etwas abgeschwächt haben.
Stimmungsindex für das Baugewerbe (CSI) gibt in Q1 nach
Auf globaler Ebene verzeichnete der Gesamtindex CSI (Construction Sentiment Index) im ersten Quartal einen Wert von +9, gegenüber +17 im Vorquartal. Dies zeigt eine leichte Abschwächung der Dynamik, auch wenn das Gesamtbild vorerst noch leicht positiv ist. Aufgeschlüsselt nach den einzelnen Weltregionen verschlechterte sich der CSI in der Region APAC merklich und lag bei -5 gegenüber +11 im letzten Quartal. Dies ist der schwächste Wert für diese Region seit dem dritten Quartal 2020. Auch in Nord-, Mittel- und Südamerika ging der CSI zurück, wenngleich der Wert von +23 im ersten Quartal (gegenüber +35 im vierten Quartal) immer noch im expansiven Bereich liegt. Parallel dazu verbesserte sich der CSI in Europa im ersten Quartal leicht und erreichte einen Wert von +11 gegenüber +6 im Vorquartal. Dennoch bleibt das jüngste Feedback für Europa im Vergleich zu anderen Teilen der Welt etwas vorsichtiger. Derweil weist MEA mit +31 den stärksten CSI-Wert im weltweiten Vergleich auf, was auf ein weiteres solides Wachstum hindeutet.
Auf Länderebene zeigen die stärkste aktuelle Dynamik die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien, die weiterhin ein robustes Wachstum der Aktivitäten verzeichnen, wobei jeder Teilsektor einen soliden Aufschwung erfährt. Auch Indien, Sri Lanka und Spanien sind in ihren jeweiligen Regionen die Spitzenreiter.
Auch wenn die Rückmeldungen für die USA weiterhin eindeutig positiv sind, hat sich das Wachstumstempo (in Bezug auf den Nettosaldo) in letzter Zeit abgekühlt, wobei die Dynamik im Gewerbeimmobilienbau und Infrastrukturbereich leicht nachgelassen hat. Interessanterweise sind die Ergebnisse in Kanada deutlich schwächer als bei der letzten Erhebung, da der Nettosaldo der Arbeitsauslastung von zuvor +11 % auf -10 % zurückging. Dies ist der erste durchweg negative Wert für das Land seit der ersten Jahreshälfte 2020 (sehr wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Sorge über die Handelspolitik der USA). Daneben melden China und Hongkong weiterhin besonders schlechte Ergebnisse, die durch eine sinkende Arbeitsauslastung in allen Sektoren gekennzeichnet sind. Darüber hinaus berichten 90 % der Befragten auf dem chinesischen Festland, dass eine unzureichende Nachfrage den Markt bremst (der höchste Anteil an Nennungen dieses Problems im Vergleich zu allen anderen untersuchten Ländern).
Aussichten für Infrastruktur sind im Vergleich zu anderen widerstandsfähiger
Obwohl die jüngsten Werte der Zwölfmonatserwartungen auf regionaler Ebene für jeden Sektor durchweg mehr oder weniger positiv sind, wurden die Erwartungen in den meisten Fällen gegenüber dem vierten Quartal gedämpft. In der Tat erwarten nun +15 % bzw. +24 % der Befragten in Nord- und Südamerika einen Anstieg des Arbeitsvolumens im privaten Wohnungsbau und im Gewerbeimmobilienbau. Diese Zahlen sind gegenüber den wesentlich höheren Werten von +41 % und +49 % im Vorquartal zurückgegangen. Während die Aussichten für die Infrastruktur in der gesamten Region vergleichsweise stabiler sind, ging der Nettosaldo von +58 % im vierten Quartal auf diesmal +38 % zurück.
Auch die Erwartungen für die Arbeitsauslastung in den nächsten 12 Monaten wurden in der gesamten APAC-Region zurückgeschraubt, wobei die jüngsten Werte nur noch ein geringes Wachstum im privaten Wohnungs- und Gewerbeimmobilienbau erwarten lassen. Dennoch wird für die Infrastrukturaktivitäten in der gesamten Region nach wie vor ein recht solider Aufschwung erwartet. In Europa haben sich die Erwartungen für den Infrastrukturbereich weiter positiv verändert (Nettosaldo +40% gegenüber +24% zuvor), angeführt von einer besonders starken Verbesserung in Deutschland von +9 % auf +100 %. Parallel dazu wird auch für den privaten Wohnungsbau in Europa ein recht solides Wachstum erwartet, obwohl die Aussichten für den gewerblichen Sektor flacher sind. Bei den Zwölfmonatsprognosen wird für alle Sektoren in MEA insgesamt ein starkes Wachstum erwartet, wobei die Nettosalden für das erste Quartal gegenüber den bereits zuvor deutlich positiven Werten noch weiter ansteigen.
Beschäftigungszahlen werden im kommenden Jahr voraussichtlich in den meisten Ländern steigen
In den meisten Fällen sind die Aussichten für die Beschäftigenzahlen positiv, obwohl es einige bemerkenswerte Ausnahmen gibt.
Es überrascht nicht, dass die Zahl der Beschäftigten im Baugewerbe in China im kommenden Jahr zurückgehen wird, auch die Erwartungen in Hongkong sind ähnlich negativ. In Ländern wie Frankreich, den Niederlanden, Kanada, Südafrika, Neuseeland und Malaysia sind die Beschäftigungsaussichten für die Branche im kommenden Jahr weitgehend unverändert. In den Vereinigten Arabischen Emiraten, Saudi-Arabien und Indien sind die Befragten der festen Überzeugung, dass die Beschäftigung im Baugewerbe in den nächsten 12 Monaten steigen wird, was in jedem Fall auf die robusten Aussichten für die Tätigkeit zurückzuführen ist. Auch Deutschland verzeichnet positive Aussichten für einen Anstieg der Beschäftigungszahlen in den nächsten 12 Monaten, hier steigt der Wert von Null auf +44 %.
Mögliche Anzeichen für Verschärfung des Drucks auf Materialkosten
Bei den Markthemmnissen bleiben im Einklang mit den Ergebnissen der letzten Quartale finanzielle Beschränkungen das am häufigsten genannte Hindernis, dabei liegt der Anteil der Befragten, die dieses Problem anführen, bei 65 % (gegenüber 64 % im vierten Quartal). Der Indikator für die Kreditbedingungen wies im ersten Quartal einen Nettosaldo von -13 % auf. Dies deutet auf eine Verschärfung des Kreditklimas hin.
Bei den weiteren Faktoren, die sich negativ auf die Marktaktivität auswirken, sind 59 % der Befragten weltweit der Ansicht, dass die Materialkosten ein Hemmnis darstellen (gegenüber 52 % beim letzten Mal). Darüber hinaus wurden die Prognosen für die Materialkosteninflation im kommenden Jahr in den jüngsten Ergebnissen nach oben korrigiert: Die Befragten rechnen nun mit einem Anstieg von 5,2 % gegenüber 4,2 % im letzten Quartal. Besorgniserregend ist, dass die Prognosen für die Materialkosten im ersten Quartal so hoch sind wie seit dem dritten Quartal 2023 nicht mehr. Darüber hinaus gaben 58 % der Umfrageteilnehmer an, dass der Fachkräftemangel ihre Tätigkeit beeinträchtigt; ein Anstieg gegenüber den 51 %, die diese Ansicht beim letzten Mal vertraten. Aufgeschlüsselt zeigt sich, dass der Zugang zu qualifizierten Fachkräften in den USA besonders problematisch ist, wo 83 % der Befragten dies als ein Problem ansehen. Auch in Indien, Irland, Mauritius, den Niederlanden und Nigeria verweisen mehr als drei Viertel der Befragten auf einen unzureichenden Zugang zu qualifizierten Arbeitskräften.
Europa: Anzeichen einer Verbesserung erkennbar, wobei Infrastrukturaktivitäten zunehmend als Wachstumsmotor angesehen werden
Das Feedback zum Global Construction Monitor Q1 2025 in Europa hat sich im Vergleich zu den vorherigen Ergebnissen leicht verbessert. Dabei sind sowohl die aktuellen Bedingungen als auch die Zwölfmonatserwartungen gestiegen. Dennoch bleibt das Bild sowohl auf der Ebene der einzelnen Sektoren als auch auf Länderebene uneinheitlich.
Stimmungsindex für das Baugewerbe dreht leicht ins Positive
Auf europäischer Ebene verzeichnete der Stimmungsindex für das Baugewerbe im ersten Quartal einen Wert von +11, was eine leichte Verbesserung gegenüber dem letzten Wert von +6 darstellt. Auf Länderebene gibt es nach wie vor ein hohes Maß an Variabilität. Am stärkeren Ende der Skala liefert Spanien weiterhin gute Gesamtergebnisse, auch wenn der CSI-Wert für das erste Quartal mit +46 im Vergleich zum vierten Quartal etwas schwächer ausgefallen ist. Parallel dazu verzeichnete Deutschland eine deutliche Trendwende bei seinem CSI-Wert, der im ersten Quartal von -12 auf +38 stieg. Daneben liegt der CSI in Irland, den Niederlanden und Italien im positiven Bereich, wenn auch in einigen Fällen nur geringfügig. Großbritannien hingegen zeigt weiterhin ein mehr oder weniger flaches Gesamtbild. Der CSI für Frankreich lag im ersten Quartal bei -35, was den schwächsten Wert seit Beginn der Umfrage im Jahr 2020 darstellt, wobei die Stimmung in letzter Zeit durch die politische Unsicherheit im Land beeinträchtigt wurde.
Infrastruktur bleibt der Sektor mit der stärksten Performance
Betrachtet man die jüngsten Trends bei der Arbeitsauslastung im Baugewerbe auf Sektorebene, so gaben europaweit insgesamt +22 % der Befragten einen Anstieg der Infrastrukturaktivitäten im ersten Quartal an (gegenüber +17 % im letzten Quartal). Innerhalb dieses Sektors verzeichneten die Teilsektoren Energie und IKT (Informations- und Kommunikationstechnologie) das stärkste Wachstum in der Nettobilanz, und auch der Verkehr verzeichnete eine bescheidene Expansion. Aus der Länderperspektive meldeten die Befragten in Deutschland (Anstieg von Null auf +38 %), Irland und Italien ein besonders starkes Wachstum des Arbeitsaufkommens im Infrastrukturbereich im ersten Quartal 2025.
Im privaten Wohnungsbausektor verzeichnete ein regionaler Gesamtsaldo von +5 % der Befragten einen Anstieg des Arbeitsaufkommens im ersten Quartal. Dies deutet zwar nur auf einen sehr leichten Aufschwung hin, stellt aber den besten Wert für diese Kennzahl seit 2022 dar. Auf Länderebene nimmt die Bautätigkeit im privaten Sektor (Wohnen und Gewerbe) in Spanien, Irland und Italien am stärksten zu, während sie in Frankreich zurückgeht. Deutschland verzeichnet hier je einen Anstieg, bei Wohnimmobilien von -44 % auf +10 % und im Bereich Gewerbeimmobilien von -23 % auf +7 %. In allen anderen untersuchten europäischen Ländern ist der Trend inzwischen flach bis leicht positiv. Was die privaten Gewerbebauten betrifft, so blieb der jüngste regionale Nettosaldo in diesem Sektor das zweite Quartal in Folge bei -3 %. Dies deutet auf einen weitgehend flachen Trend hin. In Spanien gaben die Befragten weiterhin einen insgesamt stärkeren Trend in diesem Sektor an.
Mehrere Aspekte bei den Aussichten zeigen Anzeichen einer Verbesserung
Was die Erwartungen an die Arbeitsauslastung im kommenden Jahr betrifft, so werden die Aussichten in allen Sektoren europaweit positiv bewertet, wobei die Ergebnisse des ersten Quartals für den Bereich Infrastruktur eine deutliche Aufwertung bedeuten. Außerdem wird erwartet, dass die Zahl der Beschäftigten steigen wird, wie ein Nettosaldo von +15 % der Befragten zeigt (dies ist der beste Wert für diese Kennzahl in den letzten drei Quartalen). Etwas vorsichtiger ist die Einschätzung der Aussichten für die Gewinnspannen, die wieder in den negativen Bereich gerutscht sind (Nettosaldo -7 %), was darauf hindeutet, dass die Margen im kommenden Jahr erneut unter Druck geraten könnten. In Deutschland nimmt der Ausblick für die Bautätigkeit bei Wohn- und Gewerbeimmobilien deutlich zu (Steigerung von -11 % auf +55 % bzw. von +15 % auf +50 %). Auch der Nettosaldo beim Ausblick im Bereich Infrastruktur steigt von +9 % auf +100 %
Fazit: Handelsspannungen trüben die Stimmung, aber positive Signale in Europa und Deutschland
Susanne Eickermann-Riepe FRICS, Vorsitzende des RICS European World Regional Board (EWRB): „Der globale Construction Index bleibt zwar positiv, schwächt sich aber ab. Dagegen erholt sich Europa weiter und auch Deutschland zeigt einen deutlichen Sprung ins Positive. Hoffentlich nicht nur getragen durch das große Infrastrukturpaket und die damit verbundene Hoffnung auf Wachstum. Der Infrastrukturbereich ist und bleibt der Trendgeber bei der erwarteten Arbeitsauslastung, aber auch der private Wohnungsbau legt zu. Deutschlandverzeichnet hier einen deutlichen Anstieg. Im Gegensatz dazu zeigt sich ein eher flacher Trend bei Gewerbeimmobilien.“