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Kurzinfos
- Um -2.331 weniger im amtlichen Grundbuch neu verbücherte Immobilien im ersten Halbjahr 2022 als 2021. Das dritte Minus in den letzten zehn Jahren nach 2019 und 2013.
- Salzburg (+194) und Steiermark (+958) legen gegen den Bundestrend zu.
- Größte Einbrüche in Oberösterreich (-1.096), Wien (-638) und Tirol (-453).
- Verbücherter Transaktionswert im ersten Halbjahr 2022 bei 21,73 Mrd. Euro.
- Wertzuwachs von +2,13 Mrd. Euro oder +10,8 %.
- Wien legt um +1,00 Mrd. Euro zu, Steiermark um +0,35 Mrd. Euro; Tirol als einziges Bundesland unter 2021er-Niveau.
- Bundesländerranking nach Mengen: Niederösterreich vor Wien, Steiermark holt dritten Platz wieder von Oberösterreich (2021 Dritter) zurück.
- Wertmäßig bleibt Wien vor Niederösterreich. Tirol (2021 Dritter) fällt wieder hinter Oberösterreich auf Platz 4 zurück.
- Top-Ten-Bezirke und Städte nach Anzahl der verkauften Objekte: Graz vor Wien-Donaustadt und Salzburg-Umgebung, Baden, Innsbruck-Land, Graz-Umgebung, Villach (Stadt + Land), Bregenz, Mödling, Linz.
- Top-Ten-Bezirke und Städte nach Immobilienwert: Wien-Donaustadt überholt Graz und Kitzbühel. Wien-Leopoldstadt liegt vor Stadt Salzburg. Wien-Döbling folgt vor Mödling, Stadt Linz, Innsbruck-Land, Salzburg-Umgebung.
- Gravierende Strukturveränderungen: wesentlich weniger Verbücherungen von Grundstücken, Gebäuden, Dachgeschoßwohnungen, Waldflächen, Einfamilienhäusern und Hausanteilen, aber mehr Reihenhäuser, Zinshäuser und auch Wohnungen.
- Umsatzplus vor allem bei Wohnungen, Gebäuden, Zinshäusern und Grundstücken, aber Einbruch bei Bürogebäuden.
- Die teuersten Immobilienverkäufe Österreichs finden sich im ersten Halbjahr 2022 alle in Wien:
- ein Grundstück mit 258.269 m² in Wien 22 um 86,0 Mio. Euro
- ein Gebäude im 21. um 57,5 Mio. Euro
- ein Gebäude im zweiten um 54,0 Mio. Euro und
- zwei Gebäude um 45,0 Mio. Euro, eines im zweiten und eines im 22. Bezirk
GESAMTMARKT: ÖSTERREICHWEIT VERÄNDERUNGEN
Der Markt beginnt sich zu drehen
Coronakrise, Ukrainekrise, Energiekrise, völlig ungewohnte Inflationswerte samt Veränderungen im Bereich der Finanzierung: All das verändert die Werthaltungen, Wünsche, Ziele von Menschen und Unternehmen und vor allem sehr oft ganz massiv ihre wirtschaftlichen Möglichkeiten.
„Wir beobachten schon seit einigen Monaten, dass die Nachfrage nach Immobilien von einem unglaublich hohen Niveau zurückgeht und das Angebot steigt“, erklärt Bernhard Reikersdorfer, MBA, Geschäftsführer von RE/MAX Austria, „eine Trendwende zeichnet sich ab.“
Das große Ganze
74.258 Verbücherungen im ersten Halbjahr 2022 sind nach den RE/MAX-ImmoSpiegel-Analysen um -2.331 weniger als 2021, also ein Minus von 3,0 %. Aber es sind um +10,3 % mehr als 2020, um +15,7 % mehr als 2019 und das Doppelte von 2013. Beim Transaktionswert findet sich noch keine Spur von Marktmüdigkeit. Mit 21,73 Mrd. Euro wurde im ersten Halbjahr 2022 erstmals die 20-Milliarden-Euro-Hürde genommen und gleichzeitig 2,12 Mrd. Euro, also +10,8 % draufgesetzt. „Der Zuwachs wurde vor allem von Wien und der Steiermark, aber auch von Ober- und Niederösterreich mitgetragen. Damit hat sich der Immobilienhandelsumsatz im ersten Halbjahr seit 2019 und 2020 um ein Drittel erhöht und gegenüber 2015 und davor mehr als verdoppelt“, ordnet Reikersdorfer die Zahlen ein.
Änderungen für Interessenten und Käufer
Aufgrund der Dauer eines Immobilienkaufes von der ersten Besichtigung bis zur vollständigen Verbücherung im Grundbuch beinhalten diese Zahlen auch noch Effekte aus 2021 und der Zeit vor dem 24. Februar 2022, als für viele fast alles machbar und möglich schien. „Mittlerweile treibt die Inflation – zuerst über das Material und jetzt über das Personal – die Neubaukosten und nagt jetzt auch heftig am angesparten Eigenkapital für Neuanschaffungen“, analysiert Mag. Anton Nenning, RE/MAX-Austria-Experte. „Damit sind viele Finanzierungen, die noch vor einem Jahr problemlos und günstig abgewickelt werden konnten, plötzlich ein Fall für ausgesuchte Experten, die auch in kniffligen Situationen noch einen Weg finden. Für viele bedeutet das aber auch schlichtweg einen Projektstopp.“
Markt funktioniert
Warum der Immobilienmarkt dennoch weiterhin gut funktioniert, erklärt Reikersdorfer: „Viele Grundstückskäufer, die den Traum hatten, einen Neubau zu errichten, orientieren sich - aufgrund der massiv gestiegenen Baukosten bzw. der Tatsache, dass sie dafür keine Finanzierung mehr bekommen – neu. Der Markt für gebrauchte und damit wesentlich günstigere Einfamilienhäuser rückt in dieser Zielgruppe vermehrt in den Fokus. Weiters gibt es noch immer eine Vielzahl von Anlegern, die ihr Geld zwar mit geringerer Rendite, aber zumindest inflationssicher parken wollen. Es hat sich auch gezeigt, dass viele Verkäufer – in erster Linie Erben, die in den letzten Monaten noch zugewartet und auf steigende Preise gehofft haben – ihre Immobilie jetzt auf den Markt bringen. Sie investieren ihr Geld in ihre eigene Wohn- und Lebenssituation, solange es noch so viel wert ist wie jetzt.“
Spannende Verschiebungen im Markt
Gravierende Veränderungen stellen laut RE/MAX-ImmoSpiegel die gegenüber 2021 fehlenden -1.727 Verbücherungen von Grundstücken dar, auch die -528 weniger Gebäude. Dazu kommen noch -147 weniger Dachgeschoßwohnungen, -144 weniger Waldstücke, -130 weniger Einfamilienhäuser und -127 weniger Hausanteile. In der Menge nur teilweise kompensieren das die +138 mehr Zinshäuser und +136 mehr Reihenhäuser.
Beim Gesamtwert kommt das größte Plus mit rund +790 Mio. Euro von Wohnungen, +420 Mio. Euro von Gebäuden und +360 Mio. Euro von Zinshäusern. Bemerkenswert ist auch der Einbruch bei Bürogebäuden von -260 Mio. Euro. Der Aufreger der letzten Jahre, die Pkw-Abstellplätze, hat sich eingependelt und liegt wie 2021 knapp unter 13.000 Einheiten (-0,5 %).
Veränderte Strukturen wirken nach
„Ausdruck der Veränderungen sind nicht nur die Gesamtzahlen am Immobilienmarkt“, ergänzt Nenning, „sondern vielmehr auch ihre Zusammensetzung. Wenn die Grundstückshandelsmenge massiv einknickt, dann sind das die Einfamilienhäuser, die in den nächsten Jahren eben nicht gebaut werden. Wenn der Bürogebäudeumsatz trotz fast konstanter Menge um beinahe die Hälfte zurückgeht, dann sind darin auch Homeoffice-Auswirkungen und Downsizing-Maßnahmen als Ursache versteckt.“
Top-100-Verbücherungen um ein Fünftel mehr wert
Der Wert der Top-100-Immobilienverkäufe im ersten Halbjahr – unabhängig vom Immobilientyp – ist den RE/MAX-Experten zufolge von 1,75 Mrd. Euro (2021) auf 1,96 Mrd. Euro gestiegen, also um +12 %. Die Eintrittsgrenze für den Top-100-Club lag 2022 bei 10,0 Mio. Euro, nach 8,4 Mio. Euro im Jahr 2021. Ein Plus von 19 %.
Top-Ten regional konzentrierter als zuletzt
Während sich 2021 die Top-Ten breit gestreut auf Wien (4), Niederösterreich (3), Steiermark (2) und Tirol (1) aufteilten, sorgt 2022 Wien für sieben Top-Ten-Platzierungen, Oberösterreich für zwei und Kärnten für eine.
Verschiebungen unter den Bundesländern
Auch wenn österreichweit -3,0 % an Verkaufsobjekten zum Vorjahr fehlen, legen Salzburg und Steiermark dem Trend zum Trotz zu: Steiermark +9,2 % und Salzburg +3,6 %. Auch Niederösterreich behauptet sich mit -2,7 % noch besser als der Bund.
Am schlechtesten sieht es in Vorarlberg mit -10,7 % und in Oberösterreich mit -9,5 % aus. Auch Tirol stöhnt mit -6,4 % und Kärnten mit -5,2 %. „Um die Kirche aber im Dorf zu lassen, muss auch erwähnt werden, dass in jedem einzelnen aller neun Bundesländer die 2022er-Mengen über jenen von 2020 lagen“, relativiert Nenning.
Am Transaktionswert der verbücherten Immobilien gemessen hat prozentuell am meisten die Steiermark profitiert (+18,5 %), gefolgt von Wien (+17,6 %) und Kärnten (+14,4 %). Oberösterreich erreicht +11,1 % Wertzuwachs, Niederösterreich +8,9 %. Etwas abgeschlagen das Burgenland mit +4,8 %, Salzburg mit +3,6 % und gerade noch positiv ist Vorarlberg mit +1,8 %. Tirol fehlen -0,3 % auf 2021.
Sichere Zahlen aus dem Grundbuch
Die Grundlagen für die verlässlichsten verfügbaren Immobilien-Marktdaten in Österreich liefert das Grundbuch mit seinen öffentlich zugänglichen Kaufverträgen, die von der IMMOunited GmbH, den Expert:innen für Immobiliendaten, in der Kaufvertrags-Sammlung vollständig erfasst und von RE/MAX Austria kontinuierlich seit dem Jahr 2009 ausgewertet und analysiert werden. Nur diese Kombination erfüllt vier wesentlichen Kriterien für sichere, valide Daten:
- lückenlose Erfassung aller Verkäufe und nicht nur eines verzerrten Teils
- tatsächliche Verkäufe statt angebotener Immobilien
- tatsächliche Verkaufspreise statt Angebotspreise
- ununterbrochene konstante Methodik und Vergleichbarkeit.
„Wir erheben Transaktionsdaten aus dem österreichischen Grundbuch und ergänzen diese z. B. um historisch erfasste Nutzwertgutachten, Flächenwidmungs- und Gebäudeinformationen aus dem Grundstücksverzeichnis sowie Daten aus Immobilieninseraten. So entstehen vollständige Transaktionsdatensätze, die für einen transparenten Immobilienmarkt sorgen und für unsere Partnerunternehmen eine wertvolle Entscheidungsgrundlage darstellen“, sagt Mag. Roland Schmid, Eigentümer und Geschäftsführer der IMMOunited GmbH.
Alle Informationen finden Sie unter: www.remax.at/presse/presseaussendungen