Beim Business Breakfast „Immobilien 2025: Trends, Recht und digitale Transformation“ von Engel & Völkers Commercial Wien und der Wirtschaftskanzlei CMS Reich-Rohrwig Hainz standen diese Fragen vergangenen Donnerstag im Fokus.
Christian Sommer, Geschäftsführer von Engel & Völkers Commercial Wien, gab gemeinsam mit den CMS-Partner:innen Nikolaus Weselik, Stefan Paulmayer und Mariella Kapoun im Rahmen der Veranstaltung fundierte Einblicke in aktuelle Marktentwicklungen. Im Fokus standen technologische Innovationen, rechtliche und demografische Rahmenbedingungen und neue Investitionsmodelle, die die Immobilienbranche nachhaltig prägen.
Fehlende Marktdynamik trifft auf strukturelle Herausforderungen
Die heimische Immobilienmarktentwicklung zeigt nach den Turbulenzen der Vorjahre erste Stabilisierungstendenzen. Dennoch steht der Immobilienmarkt vor einem grundlegenden Wandel: Technologischer Fortschritt, demografische Änderungen, regulatorische Einschränkungen und neue Investitionsmodelle ändern die Spielregeln für Eigentümer:innen, Entwickler:innen und Investor:innen. „Besonders der Wiener Markt bleibt von einer paradoxen Entwicklung geprägt: einerseits hohe Nachfrage nach Wohn- und Gewerbeflächen, andererseits eine stagnierende Neubautätigkeit. Die Zahl der Baugenehmigungen ist rückläufig, Genehmigungsverfahren dauern oft viele Monate, und gleichzeitig steigen die Baukosten kontinuierlich an. Hinzu kommen stark limitierende Kreditvergaberichtlinien und ein Mangel an politischem Reformwillen“, erklärt Christian Sommer.
„Wiens Bevölkerung wächst stetig – doch das Angebot an leistbarem Wohn- oder Betriebsraum wächst nicht mit. Dieser Nachfrageüberhang wirkt preistreibend, während Investoren:innen angesichts regulatorischer Unsicherheit und wirtschaftlicher Unwägbarkeiten zurückhaltend agieren“, so der Immobilienexperte. Die Folge: Projekte werden verschoben oder ganz aufgegeben, Transaktionen nehmen ab – der Markt verliert an Dynamik.
Technologischer Fortschritt als Antwort auf Marktdruck
Gleichzeitig eröffnen neue Technologien konkrete Wege, um wirtschaftlicher, transparenter und nachhaltiger zu arbeiten. Der verstärkte Einsatz digitaler Tools entlang des gesamten Lebenszyklus einer Immobilie – von Planung über Bau und Betrieb bis zur Vermarktung – wird zur strategischen Notwendigkeit. Smarte Gebäudetechnik, digitale Zwillinge, automatisierte Verwaltung und datengetriebene Entscheidungsmodelle versprechen Effizienzgewinne, die in Zeiten steigender Betriebskosten und ESG-Anforderungen dringend gebraucht werden.
Besonders im Bereich Mixed-Use-Immobilien, Logistik- und Gesundheitsimmobilien zeigt sich das Potenzial digitaler Lösungen. „Die Kombination aus wirtschaftlichem Nutzen, nachhaltiger Bauweise und digitalem Monitoring wird zum Schlüssel für Investor:innen, um resilient gegenüber Marktveränderungen zu bleiben“, betont Sommer. Zudem verändern Künstliche Intelligenz und Predictive Analytics die Art und Weise, wie Marktanalysen durchgeführt und Investments bewertet werden. Digitalisierung ist längst kein Trend mehr – sondern ein Wettbewerbsfaktor.
Tokenisierung: Ein neues Kapitel für Immobilieninvestments
Als besonders transformative Innovation gilt zudem die Tokenisierung von Immobilien. Dabei werden Immobilien digital in Form von Token abgebildet, die über die Blockchain-Technologie sicher und nachvollziehbar gehandelt werden können. Diese Token repräsentieren entweder Bruchteile einer Immobilie oder Rechte an künftigen Erträgen – und schaffen damit ganz neue Zugänge zum Investmentmarkt. „Die Tokenisierung macht den Immobilienmarkt liquider und transparenter“, erklärt Sommer. „Anleger:innen können bereits mit kleineren Beträgen in Projekte investieren, Eigentümer:innen profitieren von niedrigeren Transaktionskosten, und smarte Verträge automatisieren komplexe Prozesse wie Mietabwicklung oder Ausschüttungen.“
Vorteile wie Echtzeit-Transparenz, sichere Transaktionshistorien und internationale Handelbarkeit rücken tokenisierte Immobilien zunehmend in den Fokus institutioneller wie auch privater Investor:innen. Laut dem Experten ist die Technologie vor allem dort attraktiv, wo klassische Finanzierungslösungen an ihre Grenzen stoßen – etwa bei größeren Revitalisierungsprojekten oder im Gewerbebereich, wie z.B. bei Hotels. Ein Rechtsrahmen dafür existiert in Österreich bereits, doch es braucht mehr Bewusstsein und mutige Pionierprojekte, um das Potenzial in der Breite zu nutzen.
Neue Wege denken, Zukunft aktiv gestalten
„Die bessere Berücksichtigung von großen Marktmechanismen, wie Angebot/Nachfrage und die intensive demografische Entwicklung in Kombination mit digitalen Lösungen, neuen Investmentansätzen und klaren rechtlichen Rahmenbedingungen können einen entscheidenden Beitrag leisten, um den Wiener Immobilienmarkt zukunftsfit zu machen“, so Sommer abschließend. Wer sich heute mit den richtigen Tools und Strategien ausrüstet, wird auch in einem sich schnell wandelnden Marktumfeld erfolgreich bestehen.