Konsumausgaben und Wertewandel: Mehr Fun – weniger Shopping

Der langfristige Vergleich der Ausgabenstruktur der Österreicher zeigt deutliche Verschiebungen: Es wird anteilsmäßig weniger für „Dinge“ ausgegeben, dafür mehr für Spaß, Entertainment, Gastronomie und Selbstoptimierung.

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  • Geldmittel neu verteilt
  • Wohnen und Verkehr an der Spitze der Ausgaben
  • Mehr Geld für Spaß und Selbstpflege, weniger für Fashion, Technik und Einrichtung
  • Gastronomieausgaben weiter auf Rekordkurs
  • Von „Corona-Ausreißern“ zu neuen Konsumnormen

 Geldmittel neu verteilt

Die Veränderung der allgemeinen Konsumeinstellung spiegelt sich auch im langfristigen Vergleich der Ausgabenpositionen von 2014 bis 2024 wider. Aktuell stehen jedem Einwohner durchschnittlich 27.075 € pro Jahr zur Verfügung, verglichen mit 19.970 € vor zehn Jahren. Aufgrund der Gesamtinflation von 33 % in diesem Zeitraum liegt der reale Kaufkraftzuwachs bei lediglich 3 %. Die verfügbare Kaufkraft steigt also im Durchschnitt nur unmerklich, während sich die Verwendung der Geldmittel teilweise sehr stark verändert hat.

Von den durchschnittlichen Konsumausgaben eines Österreichers in Höhe von etwa 27.100 € pro Jahr entfallen rund 23.300 € auf private Konsumzwecke. Die restlichen knapp 3.700 €, die für nicht-private Ausgaben genutzt werden, fließen größtenteils in Spareinlagen, die etwa 2.400 € pro Person ausmachen. Im Vergleich zum Vorjahr sind diese Spareinlagen deutlich gestiegen, wobei ein erheblicher Teil des Anstiegs auf höhere Sparzinsen zurückzuführen ist.

Wohnen und Verkehr an der Spitze der Ausgaben

Absolut gesehen fließt sowohl vor 10 Jahren als auch heute der mit Abstand größte Teil des Geldes in das Wohnen (ohne Heizkosten), mit aktuell durchschnittlich 4.666 € pro Einwohner und Jahr. Das sind um 46 % mehr als 2014, während die Inflation im gleichen Zeitraum nur um 33 % gestiegen ist.

Die zweitgrößte Ausgabenkategorie ist der Verkehr, der sowohl die Anschaffung und den Betrieb von Individualverkehrsmitteln als auch den öffentlichen Verkehr sowie Datenverkehr und Kommunikation umfasst. Die Ausgaben pro Einwohner und Jahr liegen hier bei rund 3.315 €. Im langfristigen Vergleich liegt diese Position nur leicht über der Inflationsrate.

An dritter Stelle stehen die Ausgaben für Ernährung (ohne Gastronomie), für die jährlich 3.144 € pro Einwohner aufgebracht werden. Dieser Wert ist in den letzten Jahren im gleichen Maße wie die Inflation gestiegen.

Wesentlich weniger, nämlich 1.396 €, werden für Energie (Haushalt) ausgegeben. Dennoch ist diese Position in den letzten zehn Jahren fast doppelt so stark gestiegen wie die Inflation.

Mehr Geld für Spaß und Selbstpflege, weniger für Fashion, Technik und Einrichtung

Um die Veränderungen im Konsumverhalten zu erforschen, lohnt sich ein Blick in die Details und da zeigt sich eines ganz klar: Alles, was mit Spaß, Erholung und Selbstoptimierung zu tun hat, steigt überproportional, während die einst dominierenden Handelsprodukte wie Bekleidung, Schuhe, Elektronik und Einrichtung zunehmend an Bedeutung verlieren. Auch der Bereich Kultur sowie Bücher, die früher fester Bestandteil des Konsumverhaltens waren, rutschen immer weiter nach unten in der Prioritätenliste der Österreicher.

In den vergangenen zehn Jahren haben sich die Konsumausgaben in bestimmten Bereichen sogar drastisch verändert. Besonders auffällig ist der sprunghafte Anstieg der In-Game-Umsätze, also digitaler Transaktionen innerhalb von Videospielen, die seit 2014 um beeindruckende 771 % zugenommen haben und aktuell bei etwa 61 €/Einwohner/Jahr liegen. Das ist etwa so hoch wie die gesamten Ausgaben für Bücher. Auch der Fahrradmarkt boomte, mit einem bemerkenswerten Anstieg von 415 %, was hauptsächlich auf die deutlich teureren Elektrofahrräder zurückzuführen ist.

Ein weiterer signifikanter Trend zeigt sich bei den Ausgaben für Haustiere, die um 170 % gestiegen sind. Dieser Zuwachs wurde auch durch die sogenannten „Corona-Hunde“ befeuert, die zu einem Anstieg der Hundeanzahl während der Pandemiezeit um knapp 10 % geführt haben, was wiederum höhere Tierarztkosten und gestiegene Ausgaben für Tierfutter zur Folge hatte.

Gastronomieausgaben weiter auf Rekordkurs

Die Ausgaben für den Verzehr außer Haus setzen ihren Aufwärtstrend fort und verzeichnen seit mittlerweile einem Jahrzehnt Wachstumsraten über die Kaufkraftzuwächse hinaus – abgesehen von pandemiebedingten Rückgängen in den Jahren 2020 bis 2022. Im Schnitt liegen die jährlichen Gastronomieausgaben pro Österreicher aktuell bei € 1.842 und sind damit allein zum Vorjahr um 13 % gestiegen.

Dabei entfällt der größte Teil der Ausgaben, etwa € 1.515, auf freizeitliche Gastronomiebesuche wie Restaurants und Cafés, während sich der Restbetrag auf Mahlzeiten in Arbeits- und Schulkantinen verteilt. Zum Vergleich: Im Jahr 2014 lagen die Ausgaben für freizeitliche Gastronomie noch bei 973 € pro Kopf.

Von „Corona-Ausreißern“ zu neuen Konsumnormen

Auch Corona hat einen Teil zur Veränderung der Konsumgewohnheiten beigetragen. Die Pandemie hat bei vielen Konsumgütern zu markanten Ausreißern geführt, die sich nun als dauerhafte Trends abzeichnen. Besonders auffällig sind, neben den stark gestiegenen Ausgaben für Gastronomie, Urlaubsreisen und Heimtiere, auch Investitionen zur Persönlichkeitsoptimierung. Die stark steigenden Positionen reichen von Ernährung (Bio, Vegan, Nahrungsergänzung), bis hin zu Ausgaben, die unter die Haut gehen. Schönheitsoperationen, einschließlich nicht-chirurgischer Eingriffe, haben einen deutlichen Aufschwung erlebt und liegen aktuell bei durchschnittlich 68 Euro pro Person und Jahr – ein Anstieg von 172 % seit 2014. Etwa ebenso stark sind die Ausgaben für Tätowierungen gestiegen.

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  • Erschienen am:
    02.09.2024
  • um:
    09:00
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