Der Retailmarkt Graz ist in Bewegung: mit rund 168.000m² Verkaufsfläche verfügt Graz über die zweitgrößte innerstädtische Einzelhandelsagglomeration Österreichs. 140 Geschäfte in der Grazer Innenstadt gelten als A-Lage. Diese Voraussetzungen wissen nationale wie internationale Retailer zu schätzen, was eine Reihe von Mieterwechseln der letzten Wochen und Monate belegt. So eröffnete vor wenigen Monaten das Miele Experience Center am Eisernen Tor, in der Murgasse befindet sich seit kurzem ein neuer Standort der Berliner Brand Kauf-dich-glücklich. Palmers wird voraussichtlich im kommenden Herbst an prominenter Adresse, im Spitzhaus in der Herrengasse, eine neue Filiale eröffnen. Die Fassade des Hauses wurde bereits komplett neu gestaltet. „Mit der neuen Straßenbahnlinie durch die Neutorgasse erwarten wir eine Entlastung und Attraktivierung der Premium-Einkaufsstraße Herrengasse“, so Filzmoser.
„Die Retailmieten in der Grazer Innenstadt liegen aktuell bei EUR 40,00 – 80,00/m²/Monat. „Damit bewegt sich Graz auf einem ähnlichen Niveau wie Linz, aber ganz klar unter dem Niveau von Wien“, so Filzmoser, die mit ihrem Team eine Reihe von Vermietungen in der Grazer Innenstadt in den vergangenen Monaten begleitete.
Ein internationaler Trend ist auch in Graz festzustellen: immer mehr Zukunftsbranchen – wie etwa E- Mobilität – sind auf der Suche nach attraktiven Retailflächen in der steirischen Landeshauptstadt. „Graz erfüllt viele Kriterien, die für zukunftsgerichtete Retailer von Interesse sind. Wir verzeichnen hier wachsendes Interesse, nicht nur in der Grazer Innenstadt, sondern auch in den neu entstehenden Stadtteilen“, so Filzmoser.
Trends am Retailmarkt
Vier große Trends und Erkenntnisse zeichnen sich am Retailmarkt ab und beeinflussen auch die Zukunft der Einzelhandelsimmobilien. Zudem nimmt das Thema Nachhaltigkeit immer mehr Raum ein; ESG bringt eine Reihe von Neuerungen, die sich vor allem auch auf das Investoreninteresse auswirken.
Die gute Nachricht – auch für die Grazer Innenstadt: „Die physischen Geschäfte erleben ein Revival“, so Walter Wölfler, Head of Retail, CBRE Austria. Insbesondere Lebensmittel, Kosmetik sowie Schmuck und Luxuswaren werden vor allem aufgrund des besseren Services und des Gesamterlebnisses wieder vermehrt im stationären Handel gekauft. Auch die sehr expansiven Diskonter wachsen primär stationär.
„Momentan bremst die Inflationsentwicklung die Erholung des Handels, sodass trotz nominaler Umsatzsteigerung in einigen Sortimentsbereichen real ein Minus eingefahren wird. Allerdings gibt es gerade im Fashionbereich gravierende Performance-Unterschiede zwischen einzelnen Retailern. Daher sind sowohl Immobilienentwickler wie auch Investoren sehr selektiv bei der Beurteilung des Mietermix in Retailimmobilien“, so Wölfler.
„ESG-Kriterien sind die großen Gamechanger am Retailmarkt – sowohl für Betreiber, als auch für Kunden und Investoren“, fasst Wölfler die aktuellen Entwicklungen zusammen. Kurze Wege – wie etwa bei Grätzllösungen, die immer mehr auch bei kleineren Projekten umgesetzt werden – sind ebenso wichtig wie die energetische Optimierung von bestehenden Retailimmobilien oder die Elektromobilität, die den Ausbau der E-Infrastruktur wie etwa Ladestationen bei Einkaufs- und Fachmarktzentren erfordert. „Graz nimmt mit den neuen Stadtvierteln ‚Smart City‘ sowie ‚Graz-Reininghaus‘, wo das Grätzl-Prinzip der kurzen Wege bereits umgesetzt wird, in Österreich eine Vorreiterrolle ein“, so Sigrid Filzmoser.