Insolvenzwelle in Österreich: Was wir von den Schweizern lernen können

Ein Vergleich der Insolvenzstatistiken zwischen Österreich und der Schweiz zeigt: Während Österreich in den vergangenen Jahren eine Insolvenzwelle erlebt, bleibt die Schweizer Wirtschaft weitestgehend stabil. Was macht die Schweiz anders? Unternehmensberater Daniel Knuchel von Advicum Consulting erklärt, warum weniger staatliche Eingriffe zu einer robusteren Wirtschaft führen.

Unternehmensberater Daniel Knuchel von Advicum Consulting

© Advicum

 In einem aktuellen Vergleich der Insolvenzstatistiken zwischen Österreich und der Schweiz stellt das Beratungsunternehmen Advicum Consulting signifikante Unterschiede fest: Während Österreich in den letzten Jahren eine regelrechte Welle an Unternehmenspleiten erlebte, blieb die Schweizer Wirtschaft bemerkenswert stabil. Was macht die Schweiz anders – oder gar besser?

„Die Schweiz hat bewiesen, dass weniger staatliche Interventionen und mehr Selbstverantwortung der Unternehmen zu einer robusteren Wirtschaft führen. Österreich hingegen hat sich durch seine umfangreichen Hilfsmaßnahmen langfristig selbst geschadet“, erklärt der gebürtige Schweizer Unternehmer und Advicum Equity-Partner Daniel Knuchel. Knuchel lebt und arbeitet seit 30 Jahren in Österreich und verfügt aufgrund seiner Beratungstätigkeit über eine umfassende Expertise zu den wirtschaftlichen Gegebenheiten beider Länder.

Seit 2022: Anstieg der Insolvenzen in Österreich um 59%

Während Österreich und die Schweiz vor der Pandemie ähnliche Insolvenzraten verzeichneten, divergieren diese seit 2020 erheblich. In Österreich fiel die Zahl der Insolvenzen um ca. 40 % von 5.018 (2019) auf 3.034 (2020). „Ein Effekt der umfangreichen Corona-Hilfspakete der Regierung, die viele Unternehmen vorübergehend stabilisierten. Diese Maßnahmen, wie Kurzarbeit und direkte finanzielle Hilfen, trugen wesentlich dazu bei, Zahlungsunfähigkeiten während der Pandemie zu verhindern“, so Knuchel.

Mit dem Auslaufen der pandemiebedingten Unterstützungsmaßnahmen kam es zu einem dramatischen Nachholeffekt, und die Insolvenzen schossen in die Höhe. Ab 2023 stiegen unternehmerische Zahlungsunfähigkeiten in Österreich jedoch wieder sprunghaft an. „Die österreichische Politik hat viele Unternehmen künstlich am Leben gehalten. Das verzögert notwendige strukturelle Anpassungen und beeinträchtigt die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft langfristig," fährt der Unternehmer fort.

Blickt man auf die Insolvenzzahlen des Jahres 2023, so ist zu sehen, dass die Anzahl der Firmenschließungen in Österreich und der Schweiz knapp dem Niveau von 2019 mit rund 5.000 Insolvenzen entspricht.  Eine Entwicklung, die sich auch 2024 fortsetzt - in Österreich wurden bereits im ersten Quartal 1.718 Insolvenzen verzeichnet. Das entspricht im Vorjahresvergleich einem Anstieg von 30% in Q1.

Weniger Staat, mehr Markt: Die Lehren der Schweiz für Österreich

Was macht die Schweiz anders als Österreich? Schweizer Unternehmen verfügen über robuste finanzielle Puffer und größere Liquiditätsreserven, die kurzfristige Engpässe überbrücken und in wirtschaftlich unsicheren Zeiten für Stabilität sorgen. „Zusätzlich operieren viele Schweizer Firmen in diversifizierten Märkten, was ihnen hilft, Risiken zu streuen und Einkommensverluste in einem Bereich durch Gewinne in anderen Bereichen auszugleichen. So hat die Wirtschaft von der schnellen Bereinigung ineffizienter Unternehmen profitiert und konnte dadurch schneller und stärker wachsen. Diese Stabilität wird zusätzlich durch die Diversifikation und finanzielle Robustheit der Schweizer Firmen unterstützt“, betont Daniel Knuchel.

Das Nachbarland setzte auf weniger staatliche Hilfen und vertraute auf die natürlichen Marktmechanismen. Daniel Knuchel erklärt: „In der Schweiz führten geringere staatliche Eingriffe zu einer schnelleren Marktbereinigung. Dadurch wurde Platz für gesündere und innovativere Firmen geschaffen. Das stärkte die gesamte Wirtschaft.“

Selbstverantwortung trumpft staatliche Intervention

Ein Blick auf die Bruttoinlandsprodukt (BIP)-Entwicklung zeigt ebenfalls klare Unterschiede zwischen den beiden Nachbarländern. Während Österreichs BIP in Pandemiezeiten stark einbrach und sich nur langsam erholte, konnte sich die Schweizer Wirtschaft schneller stabilisieren und ab 2021 ein robustes Wachstum verzeichnen. „Dies lag an einer schnelleren Bereinigung ineffizienter Unternehmen, die eine zügigere Anpassung und Erholung ermöglichte. Schweizer Unternehmen verfügen meist über ausreichend Liquiditätsreserven, die ihnen in wirtschaftlich unsicheren Zeiten Stabilität verleihen. Ihre Diversifikation in verschiedenen Märkten hilft ihnen zudem, Risiken zu streuen und Verluste auszugleichen“, ergänzt Knuchel.

Im Gegensatz dazu hat Österreich sein Insolvenzrecht reformiert, um es effizienter und unternehmensfreundlicher zu gestalten, einschließlich Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung und Frühwarnsystemen zur Prävention von Insolvenzen. Dennoch führen umfangreiche staatliche Hilfsmaßnahmen dazu, dass ineffiziente Strukturen länger erhalten bleiben, was die langfristige wirtschaftliche Dynamik hemmt ­– so das Fazit der Advicum-Analyse. „Die Schweiz hat gezeigt, dass eine Politik, die auf die Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit der Unternehmen setzt, zu einer robusteren und wettbewerbsfähigeren Wirtschaft führt. Österreich sollte dies als beispielhaftes Modell für zukünftige wirtschaftspolitische Entscheidungen in Krisenzeiten in Betracht ziehen“, so Knuchel abschließend.

Advicum Consulting

Noch keine Beschreibung vorhanden.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Jetzt Bewerten Pressemeldungen Öffentliche Seite

30.05.2025

Die Kraft der Räume – Juni

Farbe des Monats: GRÜN – Zahl des Monats: 45721861984 – Thema des Monats : Licht & Farben – Motto des Monats: Wer bin ich?

28.05.2025

Das Wiener Zinshaus als nachhaltigste Wohnform

Im Rahmen des DREA & ÖGNI Events „Future Real Estate: Digital. Nachhaltig. Transformativ.", präsentierte Stephan Pasquali, Geschäftsführer der 3SI Immogroup, seine fundierten Erkenntnisse zum Thema Nachhaltigkeit des Wiener Zinshauses. In seinem Vortrag analysierte er die stadtbildprägenden Gebäude und führte den Beweis an, dass diese traditionelle Bauform „die nachhaltigste Form des Wohnens gewesen ist”.

27.05.2025

Johannes Wild über aktuelle Herausforderungen für Immobilienverwalter und notwendige Reformen

Die Altbausanierung in Österreich steht vor einem komplexen Geflecht aus gesetzlichen Anforderungen und wachsendem Handlungsdruck. Dieser Spannungsbereich bildete auch den thematischen Schwerpunkt eines Gesprächs mit Johannes Wild, Fachverbandsobmann-Stellvertreter und Obmann der Fachgruppe der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer Niederösterreich.

Dieser Inhalt:
  • Erschienen am:
    27.06.2024
  • um:
    09:00
  • Lesezeit:
    3 min
  • Bewertungen und Kommentare:
    0
  • Jetzt bewerten

Newsletter Abonnieren

Abonieren Sie unseren täglichen Newsletter und verpassen Sie keine unserer redaktionellen Inhalte, Pressemeldungen, Livestreams und Videos mehr.

Bitte geben Sie Ihren Vor- und Nachnamen ein, es sind exakt 2 Worte beginnend mit Großbuchstaben erlaubt.

Vielen Dank! Ihre Daten wurden gespeichert. Damit Ihre Anmeldung gültig wird klicken Sie bitte den Link in dem Bestätigungsmail das wir Ihnen gesendet haben.

Werbung

Das Immobilien-Redaktion Unternehmen der Woche 21/2025

Wir Gratulieren Winegg Realitäten GmbH zu erreichten 20 Punkten!

Winegg Realitäten GmbH

Herrengasse 1-3, 1010 Wien

Seit über 25 Jahren ist die WINEGG als Investor, Projektentwickler, Bauträger und Makler tätig. Das Kerngeschäft war in den Anfangsjahren das Zinshaus, doch in den letzten Jahren wurde auch das Bauträgergeschäft im Neubau forciert. Die Immobilien der WINEGG bestechen durch eine hervorragende Mikrolage, eine hochwertige Ausführung und eine nachhaltige Konzeptionierung.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News

Platz 2

EHL Immobilien Gruppe

Prinz-Eugen-Straße 8-10, 1040 Wien

EHL Immobilien ist einer der führenden Immobiliendienstleister Österreichs und auf Gewerbe- und Wohnimmobilien sowie Investment spezialisiert. Das Spektrum reicht von Immobilienvermittlung über Immobilienbewertung, Asset- und Portfolio Management bis zu Market Research und Investmentberatung. Die exklusive Partnerschaft mit dem globalen Immobiliendienstleister BNP Paribas Real Estate sichert der EHL-Gruppe ein globales Netzwerk und Markt Know-how in 23Ländern.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News

Platz 3

NOE Immobilien Development GmbH

Rennbahnstraße 2, 3100 Sankt Pölten

Die NID (NOE Immobilien Development GmbH) ist ein renommierter Immobilienentwickler mit Tätigkeitsschwerpunkt "Wohnbau" in Niederösterreich und Wien. Mit einem Projektvolumen von über 300 Mio. Euro ist die NID eines der größeren Entwicklungsunternehmen auf dem ostösterreichischen Markt. Projektentwicklungen der NID sind geprägt durch abgestimmte Architektur, nachhaltige Denkweise und Einbeziehung aller Stakeholder – mit dem Ziel, ein gutes Angebot an qualitativen, hochwertigen Wohnungen mit attraktivem Preisniveau für alle Kund:innen zu erzielen.

Unternehmen

Produkt/Leistung

Profil News