„Von den mehr als 12.500 Mitgliedsbetrieben des WKÖ-Fachverbandes der Immobilien- und Vermögenstreuhänder sind 99,4 Prozent Ein-Personen-, Klein- und Mittelbetriebe. Nur 0,6 Prozent der Unternehmen unserer Branche beschäftigen mehr als 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Gerade diese Unternehmen haben in den letzten Jahren zwei Drittel des Wohnungsneubaus in Österreich gestemmt“, erinnert Gerald Gollenz, Obmann des Fachverbandes der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). „Dazu kommen mehr als 5.000 Immobilienmaklerinnen und Immobilienmakler, die im Familienbetrieb auch in den entlegensten Regionen Wohnraum vermitteln, und Hausverwaltungen, die für den Erhalt der Immobilien sowie für ein gedeihliches Miteinander sorgen. Diese Leistungsträger der Immobilienwirtschaft sind massiv von der aktuellen Krise betroffen.“
Branche formierte sich beim Bundestag, erarbeitete Lösungen und Wege aus der Krise
Beim Bundestag des Fachverbandes vergangene Woche in Loipersdorf formierte sich die Branche und erarbeitete - auch auf Basis einer umfassenden Mitgliederbefragung – Lösungen und Wege aus der Krise. „Die Sorgen sind groß, die Grundpositionen klar. Unsere Mitglieder brauchen keine staatlichen Subventionen in Form von Steuergeldern, sondern gesetzliche Rahmenbedingungen, die unsere Arbeit nicht weiter behindern“, so Branchensprecher Gollenz. „Die Grundpositionen unserer Branche decken sich voll und ganz mit den Ergebnissen unserer Mitgliederbefragung. Unsere leistungsfähigen Unternehmen brauchen dringend einen fairen Diskurs und rechtlich klare Rahmenbedingungen, um ihre Arbeit für die Menschen am Immobilienmarkt fortsetzen zu können und die Wohnraumversorgung auch in Zukunft gesetzeskonform und nachhaltig zu sichern.“
Die fünf Grundpositionen der rot-weiß-roten Immobilienwirtschaft:
- Anerkennung als gleichberechtigter Partner: „Österreich hat ein duales System am österreichischen Wohnungsmarkt: einerseits den kommunalen und gemeinnützigen Wohnbau, andererseits unsere Mitglieder mit dem gewerblichen Wohnbau. Wir fordern, als gleichberechtigter Partner in alle Diskussionen rund um den Wohnbau eingebunden zu werden. Unsere Mitglieder sind die Hauptakteure am Markt. Niemand kennt ihn besser. Lösungen, die ohne uns erarbeitet werden, gehen an Land und Leuten vorbei“, so Fachverbandsobmann Gollenz.
- Leistbaren Wohnbau ermöglichen und sicherstellen: „Der Wohnungsneubau inklusive des auf Neubauniveau sanierten Bestandes wird ab Mitte nächsten Jahres um mehr als 80 Prozent einbrechen. Die Folgen sind nicht nur für unsere Branche, sondern auch für mehr als 350.000 Beschäftigte am Bau dramatisch und bereits jetzt spürbar”, weiß Gerald Gollenz. „Für uns ist klar: Wir brauchen endlich gesetzliche Rahmenbedingungen, die die Kosten des Wohnens senken. Alle Konzepte dafür liegen seit Jahren auf dem Tisch. Das könnte zum Beispiel eine Durchforstung von Normen - etwa der weit überzogenen Brandschutzbestimmungen oder der Stellplatzverpflichtungen - unter dem Gesichtspunkt der Kostensenkung bei gleichbleibender Sicherheit sein“.
- Den Sanierungsturbo zünden: “Österreich und unsere Mitgliedsbetriebe brauchen einen Sanierungsturbo. Die Bevölkerung will ihn, die Umwelt braucht ihn, also sollte die Politik auch entsprechende Maßnahmen setzen. Auch die Vorgaben der EU werden immer klarer. Für unsere Branche ist das aber aufgrund der gesetzlichen Rahmenbedingungen wirtschaftlich einfach nicht leistbar“, sagt Fachverbandsobmann Gerald Gollenz. Und er stellt in diesem Zusammenhang klar: „Wir wollen keine Steuergelder, um mit den derzeitigen Rahmenbedingungen sanieren zu können. Wir brauchen neue Regeln, die uns einfach sanieren lassen.
- Entgelt- und Leistungsfairness für Makler:innen: „Mehr als die Hälfte unserer Mitglieder sind Makler:innen, die von der Teuerung, der KIM-VO und dem Bestellerprinzip sehr hart getroffen werden“, sagt Fachverbandsobmann-Stellvertreter Michael Pisecky. Er ist auch Obmann der Fachgruppe der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der WK Wien. „Maklerinnen und Makler gehören zu den wenigen Berufen, die einen enormen Arbeitsaufwand ohne sichere Honorierung leisten müssen. Die Zahl der Mietanfragen, die zu bearbeiten und zu prüfen sind, steigt ebenso wie die Zahl der sozialen Medien und Plattformen, auf denen Angebote im Vorfeld auf eigene Rechnung inseriert werden müssen. Unentgeltliche Beratungsleistungen im Vorfeld eines Abschlusses sind enorm zeitaufwendig und durch Maßnahmen wie das Bestellerprinzip wird die Leistung des Immobilienmaklers in der öffentlichen und politischen Diskussion zunehmend entwertet und in ein negatives Licht gerückt. Im Interesse unserer Mitglieder, aber auch im Interesse der Gewährleistung eines geordneten und sicheren Immobilienmarktes, setzen wir uns daher für eine faire Darstellung der Maklerleistungen und eine damit verbundene Honorargerechtigkeit ein, wie etwa die sofortige Rücknahme des Bestellerprinzips bei Mietverträgen.“
- Rechtssicherheit für fairen Interessensausgleich: Obmann-Stellvertreter Johannes Wild, auch Fachgruppenobmann in der WKNÖ, beleuchtet die Herausforderungen für Hausverwaltungen: „Für sie wird die tägliche Arbeit durch die mittlerweile undurchschaubaren Rechtsvorschriften immer schwieriger. Ein rechtssicherer Mietvertrag wird etwa durch die Wertsicherungsklausel unmöglich gemacht, dazu kommen unterschiedliche Regelungen in jedem Bundesland, etwa bei Förderanträgen für Wohnungseigentümergemeinschaften“. Er fordert: „Wir brauchen Rechtssicherheit durch klare, eindeutige Regelungen, an die wir uns halten können und mit denen wir für unsere Kundinnen und Kunden effizient arbeiten können.“
WKÖ-Gollenz: „Es geht der Branche ganz klar um bessere Rahmenbedingungen“
Eines möchte Fachverbandsobmann Gerald Gollenz ganz klar hervorgehoben wissen: „Kein einziges Mitglied hat bei unserer Befragung einen finanziellen Zuschuss oder ein Plus an Förderungen gefordert. Das ist ein weiterer Beweis dafür, wie die Branche tickt - nämlich eigenständig und leistungsorientiert. Wir jammern nicht, wir wollen arbeiten. Damit wir das auch weiterhin erfolgreich für den Wohnungsmarkt und das Land, aber auch für unsere zehntausenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tun können, müssen unsere fünf Grundpositionen von allen Beteiligten der österreichischen Wohnungswirtschaft mitgetragen werden. Ohne uns, ohne unsere regionalen KMU wird es kein lebenswertes Österreich mit modernen, nachhaltigen Wohnungen und zufriedenen Bewohnerinnen und Bewohnern geben, schon gar nicht in den ländlichen Regionen.“