„Die neueste Auswertung des 1. Österreichischen Neubauberichts bestätigt, wovor wir seit langem warnen: Der Wohnungsneubau und die Sanierungen auf Neubauniveau brechen in den kommenden Jahren nicht ein, sondern in Wahrheit zusammen”, warnt Gerald Gollenz, Obmann des Fachverbandes der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ).
Gollenz: Erschütternde Vergleichszahlen für die Jahre 2024 bis 2026
Die Prognosen des 1. Österreichischen Neubauberichts, der die Fertigstellungszahlen von Neubauimmobilien in Österreich erhebt und prognostiziert, zeigen laut Gollenz „ein eindeutiges Ergebnis: Die Zahl der freifinanziert errichteten Eigentumswohnungen sinkt von rund 17.380 Einheiten bis 2026 auf nicht einmal mehr 1.793. Während wir heuer freifinanziert noch 7.350 neue Mietwohnungen errichtet haben, werde wir ab 2026 nur noch bei 1.350 neuen Einheiten stehen“, so der Branchensprecher der Immobilienwirtschaft. „Das sind Zahlen, hinter denen in Wahrheit das Aus Zigtausender Unternehmen und ihrer Beschäftigten steht“, ruft Gollenz in Erinnerung.
Pisecky: „Sofortige Aussetzung der KIM-Verordnung plus Sanierungsturbo jetzt zünden“
Michael Pisecky, Obmann der Fachgruppe der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer Wien (WKW) und stellvertretender WKÖ-Fachverbandsobmann, führt aus: “ Unsere Mitgliedsunternehmen - 12.000 Betriebe mit 26.000 Beschäftigten - stehen mit dem Rücken zur Wand. Aufgrund der KIM-Verordnung wird nicht gekauft und viel mehr gemietet – ein herber Rückschlag für Bauträger. Aufgrund des Bestellerprinzips in der Wohnungsvermietung fehlt tausenden Maklern überlebensnotwendiges Einkommen. Die unüberschaubaren rechtlichen Rahmenbedingungen werden für Hausverwaltungen oft schon zum unüberwindbaren Hindernis. Wir müssen die KIM-Verordnung sofort aussetzen und den Sanierungsturbo zünden“, fordert er.
Wild: „Rechtsgrundlagen sind nicht mehr stabil – das trifft die KMU besonders“
„Die Immobilienbranche besteht zu mehr als 99 Prozent aus kleinen regionalen Familienunternehmen. Hinter den kleinen und mittleren Unternehmen, den KMU, stehen rund 26.000 Beschäftigte, überwiegend Frauen. Wenn die gewerbliche Immobilienwirtschaft bedroht ist, dann betrifft das nicht die wenigen aber bekannten großen Player, sondern unzählige, fleißige Menschen“, so Johannes Wild, Fachgruppenobmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder der Wirtschaftskammer Niederösterreich (WKNÖ) und Obmann-Stellvertreter im WKÖ-Fachverband.
„Die Rechtsgrundlagen sind nicht mehr stabil“, konstatiert er. Und weiter: „Zum massiven Entgeltverlust für Maklerinnen und Makler durch das Bestellerprinzip und dem Verlust an Käufern für Bauträger kommt bei Hausverwaltern der enorme Mehraufwand durch die instabile Rechtslage in nahezu allen rechtlichen Belangen rund um Wohnen“, berichtet Wild aus seiner täglichen Arbeit. „Rechtsgültige Mietverträge aufzusetzen ist durch die Judikatur u.a. rund um Wertsicherungsklauseln mittlerweile zu einem unlösbaren Rätsel geworden. Länderspezifische Sanierungsförderungen oder Rahmenbedingungen für
Wohnbeihilfen verlangen Hausverwaltern mittlerweile schon ein Studium ab. Die Kosten für den Mehraufwand sind für viele kleine Betriebe kaum tragbar.“
Pisecky: „Die Gefahr, dass die Branche wegbricht, ist real“
“Wohnbau und der Immobilienmarkt sind in Österreich untrennbar mit der gewerblichen Immobilienwirtschaft verbunden. Die Mehrheit vergisst, dass hinter diesen Begriffen Menschen stehen, auf die Krisen ganz unmittelbar und direkt wirken. Wenn diese Unternehmen mit ihrer Expertise ausfallen, kann sich der Markt nicht mehr erholen.“
Der WKÖ-Fachverband sieht dringenden Handlungsbedarf
„Wir brauchen dringend politische Maßnahmen, um die aktuellen Tendenzen sofort zu stoppen. Die Bedrohung ist nicht nur für unsere Mitgliedsbetriebe gegeben, denn die Auswirkungen sind für alle, nicht nur für unsere Mitgliedsbetriebe, fatal“, sagt Fachverbandsobmann Gerald Gollenz. „Wer jetzt überlegt, in Immobilien zu investieren, sollte das heute tun. Das Einzige, was nämlich in Zukunft nicht fallen wird, sind die Preise für Neubauten und ökologisch nachhaltig sanierte Altbauten. Beides wird – wie uns die Zahlen belegen – in absehbarer Zukunft zur Mangelware Nummer 1“, erklärt er abschließend.