Nach einem Höchststand der Kaufpreise in den vergangenen Jahren, werden sich diese nun dem tatsächlichen Wert anpassen, ist Thomas Lainer, Vizepräsident des Immobilienring Österreich, überzeugt. „Die Talsohle ist bald erreicht“, ist Lainer sicher. Das Bestellerprinzip führt in Wien zu einem stark verringerten Angebot an inserierten Mietwohnungen. Spiegelfeld berichtet von einem Rückgang bis zu 50 Prozent, je nach Miethöhe.
„Es ist aktuell für unsere Branche schwierig und es werden noch Bereinigungen stattfinden. Aber jetzt ist durchhalten angesagt“, appelliert Spiegelfeld. Unternehmen die über finanzielle Bonität verfügen, arbeiten antizyklisch weiter an ihren Projekten. Die Nachfrage nach Miete ist ungebrochen, Mietpreise stiegen vor allem über Indexanpassungen. In Wien wurde in den vergangenen Jahren viel gebaut, damit sind die Preise stabil geblieben. Wo teurere Mieten verlangt werden, ist auch ein hoher Baustandard vorhanden.
Bestellerprinzip reduziert Wohnungsangebote in Wien um 25 bis 50 Prozent
Seit Einführung des Bestellerprinzips hat sich das Angebot auf Plattformen von Wohnungen bis 1.000 € Miete um 50 Prozent reduziert, bei Wohnungen im Bereich 1.000 €-1.500 € um 25 Prozent. Ab 1.500 € ist das inserierte Angebot stabil. Zur Berücksichtigung des Bestellerprinzips sagt Spiegelfeld: „Wir screenen laufend die Inserate auf Einhaltung des Bestellerprinzips,iR Mitglieder wie auch die meisten anderen ImmobilienmaklerInnen arbeiten gesetzeskonform.“
Facebookgruppen vergrößern sich
Die Angebote über Facebook haben zugenommen, Facebookgruppen, wo Wohnungen angeboten und gesucht werden, vergrößern sich laufend. Die Mietangebote stammen von Vormietern bzw. über Eigentümer die sich in den vergangenen Jahren Wohnungen als private Anlage gekauft haben. „Wir beobachten bei unserem laufenden Screening sehr oft überhöhte Preise bei Wohnungen, die dem MRG unterliegen, aber auch Miethöhen, die in keiner Relation zum Standard des Angebots stehen. Vorsicht vor Fake Angeboten ist auf jeden Fall angebracht“, so Spiegelfeld. Seit 2023 nehmen die Angebote für Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser zu, auch im höheren Preissegment. „Ab 400.000 € Kaufpreis ist das Interesse meist überschaubar“, so Spiegelfeld. „Bei vielen Verkäufern ist die veränderte Marktlage noch nicht im Bewusstsein verankert“, ergänzt Spiegelfeld.
Stabiles Mietangebot in Graz, Linz, St. Pölten
Das Mietwohnungsangebot in Linz ist im Jahresvergleich zu November 2022 stabil, es wurden in den letzten Jahren einige größere Wohnprojekte fertiggestellt. Allerdings hat sich der günstigere Mietbereich bis 750 € im Vergleich zu November 2022 halbiert. Ähnlich ist die Situation in Graz (aber unverändert im günstigeren Bereich) und St. Pölten. In Klagenfurt hat sich das inserierte Mietangebot von Wohnungen bis 1.000 € Miete fast halbiert. Bei den Kaufpreisen verzeichnet Linz mit 10 bis 20 Prozent Rückgang den größten Einbruch. „Linz war sehr lange ein preislich moderater Markt und wurde als Geheimtipp gehandelt“, erklärt Lainer. „Märkte, die sich spät entwickeln, sind die ersten die wieder verlieren, wenn sich der Trend ändert“, so Lainer weiter.
Kaum Neubau für Innsbruck und Salzburg und weitere Verschärfung
Die beiden Landeshauptstädte Innsbruck und Salzburg führen im Bereich Wohnen seit vielen Jahren das Preisranking bei Eigentum ebenso wie bei Mieten an. Schon bisher knapper Wohnraum wird noch knapper, während die Nachfrage steigt. Daher bewegen sich die Mietpreise meist unabhängig vom Baustandard. Aktuell sind in Innsbruck rund 80 (im Vergleich zu 2022 ein Rückgang von rund 20%) und in Salzburg rund 150 Mietwohnungen (im Vergleich zu 2022 ein Rückgang von 50%) auf Plattformen inseriert. Auch die Angebote auf Socialmedia sind für diese beiden Städte rar. „Ein trauriger Rekord“, resümiert Lainer.
Ganz teuer oder ganz billig funktioniert beim Eigentum
„Ganz teure oder ganz billige Wohnungen funktionieren beim Kauf, das gilt österreichweit“, sagen Spiegelfeld und Lainer unisono. Penthouse Wohnungen sind meist vom Plan weg verkauft, denn die Klientel muss nicht finanzieren, sondern nur überweisen. „Alles, was dazwischen liegt, steht“, führt Lainer weiter aus. In Salzburg beispielsweise sind - bei einem aktuellen Quadratmeterpreis im Neubau von 8.000 € bis 10.000 € - Garconnieren gefragt. Sie sind klein und bei einer „schlechteren“ Lage innerhalb des Wohnbaus, gibt es preislichen Spielraum. Touristisch genutzte Objekte, bisher Selbstläufer, müssen wirtschaftlich darstellbar sein, dann finden diese Käufer. Eine gute Nachfrage verzeichnen Logistikobjekte. Retail hat es aktuell sehr schwer, vor allem in Gebäuden, die unter Denkmalschutz stehen. Moderne Unternehmen, egal ob Gastro oder Handel, benötigen moderne Flächen.
Ab Mitte 2024 mehr Dynamik
Mietpreise werden im nächsten Jahr über der Indexierung steigen. Anleger können damit langsam wieder positive Rendite erwirtschaften. Aufgrund der fehlenden Fertigstellungen im Neubausegment, wird das Angebot an Mietwohnungen in Salzburg und Innsbruck weiter sinken. Denn von der Planung über die Baugenehmigung bis zur Fertigstellung dauert es rund 2-3 Jahre. In der Zwischenzeit baut sich der bereits vorhandene Rückstand weiter aus. Immobilienentwickler stehen im ersten Halbjahr noch unter Druck. Der Stimmungstiefpunkt wird erst gegen Ende des 1. Quartals eintreten. „Im zweiten Halbjahr 2024 ist mit dem Sinken der Zinsen auf ein mittleres Niveau zu rechnen, dann wird die Entwicklung wieder dynamischer werden“, ist Spiegelfeld überzeugt. „Wenn die monatliche Finanzierungsrate wieder überschaubar ist, dann wird auch wieder Wohneigentum gekauft“, weiß Lainer.
Immobilienring Österreich
Die Mitgliedsbetriebe des Immobilienring Österreich sind selbstständige Unternehmen, die sich als Verein konstituiert haben und österreichweit zusammenarbeiten. Um dem Immobilienring Österreich beizutreten, müssen Makler mindestens fünf Jahre am Markt tätig sein, über einen fixen Bürostandort mit professioneller Bürostruktur verfügen, eine Maklerkonzession besitzen sowie eine Haftpflichtversicherung gegen Vermögensschäden und natürlich dem Maklerehrenkodex verpflichtet sein. Sie arbeiten unter einer gemeinsamen Auffassung des Qualitätsanspruches sowie der Verantwortung gegenüber ihren Klienten. Weitere Infos unter: www.ir.at