Zum Insolvenzverwalter wurde der Wiener Rechtsanwalt Stephan Riel bestellt. Bekannt wurde Riel als Masseverwalter des insolventen Baukonzerns Alpine. Imfarr-Gläubiger können Forderungen bis zum 29. August anmelden. Betroffen von der Insolvenz sind rund 110 Gläubigerinnen und Gläubiger sowie 18 Beschäftigte. Die Verbindlichkeiten setzen sich nach Angaben der Kreditschützer aktuell wie folgt zusammen: Unbesicherte Bankverbindlichkeiten (27 Mio. Euro), unbesicherte sonstige Verbindlichkeiten (219 Mio. Euro), Eventualverbindlichkeiten (332 Mio. Euro) und Anleiheverbindlichkeiten inklusive Zinsen (26 Mio. Euro). Den Gläubigern wird ein Sanierungsplan mit einer Quote von 20 Prozent zahlbar binnen zwei Jahren angeboten. Die Finanzierung der Sanierungsplanquote soll durch eine „geordnete Verwertung“ des bestehenden Immobilienportfolios ermöglicht werden.
Die im Jahr 2007 gegründete Imfarr Beteiligungs GmbH hat in den vergangenen Jahren mit großen Immobiliendeals in Deutschland, etwa in München und Frankfurt, für Aufsehen gesorgt. Laut eigenen Angaben zählt das „Familienunternehmen zu den führenden privaten Investoren auf dem Gewerbe- und Wohnungsmarkt in Deutschland und Österreich“. Gemeinsam mit dem Schweizer Family Office SN der Familie Ketterer kaufte Imfarr im Jahr 2020 den Silberturm im Frankfurter Bankenviertel um kolportiert 630 Mio. Euro und die Highlight Towers in München im Jahr 2021 für kolportiert 650 Mio. Euro. Mitte 2023 gaben Imfarr und SN die Mehrheit am geplanten Immobilienprojekt Elementum – eines der größten Bürobauprojekte in München – sowie die Mehrheit am Silberturm und den Highlight Towers an den Finanzinvestor Oaktree ab. Das von Imfarr geplante Stadtentwicklungsquartier in Leipzig kam ins Stocken und wurde bisher nicht realisiert. Auf der Firmen-Website werden fünf Immobilien in Wien angeführt, etwa die Lassallestraße 1 und Lassallestraße 5 sowie die Nordbahnstraße 50.
Die Imfarr Beteiligungs GmbH ist laut Gläubigerschutzverband KSV1870 an 44 Gesellschaften (mittelbar) beteiligt. Geschäftsführer der Imfarr Beteiligungs GmbH sind Nemat Farrokhnia und Ernst Gassner. Im Hintergrund war bei der Imfarr laut Medienberichten lange auch Nematollah Farrokhnia (77) präsent, der über 30 Jahre beim Baukonzern Strabag im Spitzenmanagement saß und später auch Aufsichtsrat des Mitbewerbers Porr war. Die Imfarr Beteiligungs GmbH gehört laut Firmenbuch („WirtschaftsCompass“) zu 94 Prozent der Imfarr HDG Beteiligungs GmbH, die wiederum im Eigentum der ACF Privatstiftung der Familie Farrokhnia und von Günter Werginz steht und zu 6 Prozent der JG Gamma Holding GmbH von Werginz.
Der Wiener Immobilieninvestor ist laut eigenen Angaben von den aktuellen negativen Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt „besonders schwer getroffen“ worden und die konjunkturellen sowie geopolitischen Unsicherheiten hätten die Nachfrage nach Büroimmobilien in Deutschland „vollständig zum Erliegen gebracht“. Das „unerwartet rasch gestiegene Zinsumfeld“ habe zu deutlich höheren Finanzierungskosten und gleichzeitig zu weniger Nachfrage nach Immobilien geführt. Deswegen hätten Immobilienprojekte „nicht im geplanten Umfang bzw. im geplanten Zeitrahmen umgesetzt und fertiggestellt werden bzw. Verkaufstransaktionen nicht finalisiert werden“ können.