Im Hauptabendprogramm wird tagtäglich die Schlacht um Prozente gespielt. In der Hauptrolle die Werbefamilie eines Möbelhauses, das Rabatte bis an die Schmerzgrenze verspricht. Die Spots treffen den Nerv der Zeit – durch die Teuerung bleibt den Österreichern immer weniger in der Geldbörse. Laut Markus Kitz-Augenhammer, Vorstand der IMMOBILIENRENDITE AG, erleben Diskonter einen Boom: „Ketten wie NKD, KiK und Deichmann, die günstige Produkte anbieten, sind mittlerweile in fast allen Fachmarktzentren Österreichs zu finden. Und machen Markenartiklern Konkurrenz. Auf dem Gewerbeimmobilienmarkt findet ein Verdrängungs- wie Preiswettbewerb statt.“
Eine Neuerung ist in Form spartenübergreifender Geschäfte mit einem breiten Sortiment zu bestaunen: zum Beispiel bei Action, Pepco und Tedi – ihr Angebot reicht fast von der Wiege bis zur Bahre. Maker-Experte Kitz-Augenhammer: „Tedi hat sein Ladenkonzept von 400 Quadratmeter auf 600 bis 800 vergrößert. Action nimmt sogar 2.000 Quadratmeter und zieht gerade in jene Einkaufscenter ein, in denen Markenartikler Platz gemacht haben.“ Mit Thomas Philipps – eine Art Gartencenter inklusive Haushaltswaren, Deko, Beautyprodukten und Spielzeug – ist ein neuer Spieler auf das heimische Handelsfeld gelaufen. Zum Beispiel im oberösterreichischen Ennscenter am Römerfeld der IMMOBILIENRENDITE AG. Das Konzept geht auf: „Wenn am Freitag die Flugblätter mit Aktionen ausgeschickt werden, stehen die Menschen am Samstag und Montag vor dem Geschäft Schlange.“
Tiefe Preise, teure Lagen
Im Interior-Bereich zeigt die „Diskontitis“ ihr adrettes Gesicht: Flying Tiger Copenhagen macht mit bunten Gadgets Butlers, Kare & Co. Konkurrenz. IMMOBILIENRENDITE AG-Vorstand und Veranlagungs-Experte Michael Rajtora: „Die niedrigen Preise erfordern allerdings ein Investment in gute bis ausgezeichnete und damit teure Lagen. Flying Tiger Copenhagen zieht in Österreich nur in Einkaufsstraßen mit hoher Frequenz ein, beispielsweise nahe der Wiener Mariahilfer Straße oder in der Wollzeile.“
Im Lebensmittelsektor treten einander die Diskonter ebenfalls auf die Füße: Lidl sucht in punkto Lage wie Klientel gerne die Nähe zu Hofer. Der Erfolg von Letzterem beruht auf der günstigen Kopie von Markenprodukten. Konkurrenz bekommen beide nun aus Deutschland: von Norma – der Neuling setzt von Salzburg und Oberösterreich aus zur Eroberung Rest-Österreichs an.
Billiger, billiger bei Deko, Essen & Co.
Die Schlacht um Rabatte hat alle Branchen erreicht und in Einkaufszentren wie -Straßen bereits sichtbare Spuren hinterlassen: Kleine Geschäfte mit Eisen-, Holz- oder Bastelwaren mussten weichen. Zugunsten großer Baumärkte wie Obi, Bauhaus oder Hornbach – willkommen in der „Rabattitis“. Modeboutiquen und Fashionketten mit bekannten Brands überleben ebenfalls nur in der City. An ihre Stelle treten verstärkt Diskonter: H&M, Zara oder Primark. Auch etablierte Schuhgeschäfte bekommen Günstig-Konkurrenz, teilweise sogar aus dem eigenen Reihen: von Shoe4You, Jello und Pepco. Auch in der Welt von Duschgels, Lippenstiften und Toilette-Papier regiert der Preis: DM punktet nach dem Vorbild von Hofer mit günstigen Eigenmarken.
Das gleiche Spiel in anderen Branchen: Der Markt ist auf den Hund gekommen – im Wortsinn: Kleine Tier(bedarfs)-Handlungen kämpfen um ihr Überleben. Große mit Günstig-Angeboten fahren einen Expansionskurs: Kölle-Zoo, Futterhaus und Fressnapf.
Sport ist Mord
Prozente versus Spottpreise. Diskonter gegen Markenartikler – die Folgen sind in Fachmarkzentren auf dem Land wie der Wiener Innenstadt zu sehen.
Die Ausnahme der Regel ist in der Sportartikelbranche zu finden: Sportsdirect schluckte zuerst die Intersport-Eybl-Filialen. Doch das Expansionskonzept des Diskonters geriet ins Stocken. Auch der norwegische Sporthändler XXL musste die Österreich-Expansion vorerst stoppen und gibt Flächen zurück. Resümee von IMMOBILIEN-RENDITE AG-Vorstand Mathias Mühlhofer:
„Österreich ist ein Land mit vielen sportlichen Menschen. Sie sind an hohe Standards in punkto Qualität und Service gewöhnt: Die Chance für kleine Händler, in der gnadenlosen Schlacht um Kunden, Preise und Rabatte zu überleben. Der Sturm von Sportartikel-Diskontern ist ausgeblieben – bislang.“