+ Investmentvolumen 2023 um über 30 % zurückgegangen.
+ Deutlich angepasstes Preisniveau über alle Assetklassen hinweg.
+ Entwickler reduzieren Ihre Aktivitäten stärker als befürchtet.
+ ESG und EU-Taxonomie erschweren Verkäufe von Bestandsimmobilien
Nach Ende des ereignisreichen Jahres 2023 stehen auch bereits die vorläufigen Zahlen des österreichischen Investmentmarktes fest. Wenig überraschend ist das Transaktionsvolumen im Jahr 2023 deutlich gesunken und mit knapp EUR 3 Mrd. um über 30 % hinter dem Vorjahreswert zurückgeblieben.
Hauptverantwortlich dafür waren die hohe Inflation und die zur Bekämpfung der Teuerung stark und schnell gestiegenen Zinsen, die das Kapitalmarktumfeld und den Investmentmarkt fundmental verändert haben. Dazu kamen die deutlich eingetrübten Konjunkturaussichten und nicht zuletzt die Insolvenzwelle rund um die Signa-Gruppe. Die Folgen sind eine starke Verunsicherung auf Banken- und Investorenseite, gestiegene Renditen und ein signifikanter Rückgang der Transaktionen.
Nachdem bereits seit einigen Wochen wieder eine Stabilisierung an der Zinsfront zu verzeichnen ist, die Zinsen am langen Ende sinken und die Inflation kontinuierlich zurückgeht, sieht die Branche allerdings auch wieder Licht am Ende des Tunnels. „Die Aktivitäten am Investmentmarkt nehmen seit Wochen wieder deutlich zu, Investoren steigen verstärkt in die Ankaufsprüfung von Objekten ein und mit Beginn des neuen Jahres werden nun auch die Akquisitionsziele der Investoren neu definiert, so dass davon auszugehen ist, dass der Markt wieder Fahrt aufnehmen wird,“ erläutert Michael Ehlmaier, geschäftsführender Gesellschafter der EHL Immobilien Gruppe.
„Alles grundsätzlich positive Zeichen für den Markt, jedoch sehen wir beim Preisniveau der gehandelten und in Prüfung befindlichen Immobilien in vielen Fällen immer noch ein starkes Auseinanderklaffen der Erwartungen von Käufer- und Verkäuferseite. Diese Lücke wird sich aber über die nächsten Monate weiter schließen, sodass wir definitiv ein stärkeres Transaktionsgeschehen als im Vorjahr erwarten“, so Franz Pöltl, geschäftsführender Gesellschafter der EHL Investment Consulting.
„Besonders stark von den Preisanpassungen des Marktes betroffen sind immer noch ältere, nicht ESG-konforme Bestandsimmobilien, die den Anforderungen der Investoren bzw. den vorgegebenen EU-Richtlinien hinsichtlich Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung nicht mehr entsprechen. Hier sind aufgrund der notwendigen Investitionen zu Verbesserung der Nachhaltigkeit z.T. signifikante Preisabschläge zu verzeichnen. Im Bereich neuwertiger, taxonomiekonformer Immobilien, welche die Nachhaltigkeits- und Qualitätsanforderungen erfüllen, ist die Preisanpassung schon in der Vergangenheit deutlich moderater gewesen und diese Objekte sind auch die ersten, die aufgrund der Angebotsknappheit wieder den Turnaround im Preis schaffen werden,“ ergänzt Markus Mendel, Geschäftsführer der EHL Investment Consulting.
Sehr schwer zu kämpfen haben derzeit weiterhin Projektentwickler, welche Herausforderungen auf allen Ebenen meistern müssen. Aufgrund der weiterhin teuren Finanzierungen, der noch immer hohen Baupreise und der gesunkenen Exit-Preise wurden bereits viele Baustellen eingestellt oder gar nicht erst begonnen. Die Konsequenzen liegen auf der Hand: Man wird im Laufe der nächsten Monate und Jahre in vielen Bereichen deutlich zu spüren bekommen, dass beispielsweise eine massive Anzahl dringend benötigter Wohnungen fehlt, qualitativ hochwertige Büros Mangelware sind oder auch sonstige Immobilienprojekte verschoben werden müssen.
Die Situation auf dem Investmentmarkt wird sicherlich auch in den nächsten Monaten herausfordernd bleiben. Die bereits erfolgten oder auch noch bevorstehenden Insolvenzen werden voraussichtlich zu einigen spektakulären Transaktionen führen, die den Markt wieder beleben werden.