Die Zeiten sind unsicher wie seit langem nicht mehr, die horrend hohen Energie- und Rohstoffkosten führen zu Preisexplosionen in nahezu allen Wirtschaftsbereichen. Für die Baubranche scheint es im Vergleich zur Covid-Krise diesmal nicht mit einem blauen Auge getan, sie sieht sich massiv betroffen. Viele Investitionen werden gestoppt, Projekte verschoben, seriöse Kalkulationen sind auf Grund der sich ständig ändernden Lieferkonditionen nahezu unmöglich geworden. Da darf es nicht wundern, dass das aktuelle Baubarometer nach unten zeigt. Denn über 58 % der befragten Unternehmen erwarten für die nächsten 12 Monate eine rückläufige Gesamtentwicklung der Bauwirtschaft, nur 22,6 % eine positive – das ist die negativste Prognose seitdem die halbjährlichen Erhebungen der INFO-TECHNO Baudatenbank durchgeführt werden. Das Blatt hat sich seit Jänner diesen Jahres gewendet, denn damals gingen nur rund 17 % von Rückläufen aus, fast 57 % zeigten sich optimistisch. Mit einer unveränderten Entwicklung auf hohem Niveau rechneten zum Jahresstart knapp 26 %, heute sind es noch 19 %. Der erfreuliche Aufwärtstrend, der sich nach der Corona bedingten Delle im April 2020 abbildete, ist abgerissen.
Dieser Negativ-Trend zeigt sich auch in der Beurteilung der Geschäftslage im Vergleich zum Jahresbeginn. Denn 31 % der Befragten sprechen von einer schlechteren Situation, im Jänner letzten Jahres waren es nur 19,2 %. Zum Alltime-High im boomenden Jahr 2018, in dem nur knapp über 10 % mit einer Verschlechterung rechneten, fehlen damit 20 %.
21,5 % der Unternehmen erwarten aktuell eine bessere Geschäftslage als zu Jahresbeginn, zu dem sich 30,3 % positiv zeigten (30,3 %). Die Zahl jener, die mit keinen Veränderungen gegenüber dem Jänner rechnen, ist mit 47,5 % im August zu 50,3 % im Jänner stabil geblieben – ein positiver Aspekt, zeigten vor einem halben Jahr doch alle Zahlen auf Wachstum.
Das Barometer zeigt nach unten
Die Baubranche scheint verunsichert, die Stimmung trübt sich ein, nicht zuletzt auf Grund der Auftragslage, die von vielen mit Skepsis gesehen wird. 17,8 % sprechen aktuell von „sehr guten“ Auftragseingängen für die zweite Jahreshälfte, zu Jahresmitte 2021 waren es über 29 %, 32,3 % sehen sich „gut“ ausgelastet, 29 % geben ein „Befriedigend“. Die Zahl jener, die die Auftragseingänge aktuell als „genügend“ bezeichnen, hat sich in den letzten 12 Monaten mehr als verdoppelt, von 6 % auf 14,9 %. Aber, nur 6 % geben derzeit ein „ungenügend“, ein erfreulich guter Wert, liegt er doch unter dem Schnitt der letzten vier Jahre.
Und wie steht es um die Auftrags-Eingangserwartung für das zweite Halbjahr im Vergleich zum ersten Halbjahr? Auch bei dieser Frage zeigen sich die befragten Unternehmen mit viel Skepsis. 43 % gehen von einer Verschlechterung aus, nur 15,1 % von einer Verbesserung, knapp 42 % rechnen mit keiner Veränderung. Im August 2020 erwarteten noch 27 % eine bessere Auftragslage für die zweite Jahreshälfte, im Sommer 2019 war es sogar ein Drittel aller Befragten.
Mitarbeiterzahl bleibt stabil
Angesichts dieser Einschätzungen verwundert es nur wenig, dass die Unternehmen in Hinsicht auf Investitionen in den Personalstand Vorsicht zeigen. Fast 62 % meinen, dass sich die Zahl Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den nächsten drei Monaten nicht verändern wird, 17,3 % planen eine Aufstockung, 13,6 % der Befragten gehen davon aus, dass sich der Personalstand im dritten Quartal reduzieren wird, im Vergleich zum Jahr 2021 ist das ein Plus von rund 5 %. Damals planten noch 28 % die Zahl ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu steigern.
Das aktuelle Baubarometer der INFO-TECHNO Baudatenbank spiegelt Verunsicherung und Skepsis wider, der Aufwärtstrend der Konjunktur scheint bis auf Weiteres gestoppt. Das nächste Baubarometer der INFO-TECHNO Baudatenbank, das Zu Beginn nächsten Jahres erstellt wird, wird zeigen ob es sich aktuell nur um eine Konjunkturdelle handelt.
Zum Download: www.baubarometer.at