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Expo Real 3 – mein persönlicher Blick auf den dritten Messetag am Freitag

Der „Day After“ war der Freitag nicht, das ist erst der Samstag, aber es war schon erheblich weniger los. Am Stand „Europa Mitte“ war es wie immer sehr angenehm, und das bestätigten auch alle Anwesenden.

Fotocredit: dmv Verlag

Dort traf ich auch auf einen Wiener Rechtsanwalt, der auf meine Frage, wie es denn auf der Messe sei, meinte: „Die Stimmung auf der EXPO REAL ist krampfhaft besser als die Lage. Es ist, als würde jeder laut pfeifend durch den dunklen Wald laufen. Wissen Sie, es reden alle von den Zinsen, aber wir hatten Ende der 90er sogar höhere. Es war zu viel Spekulation am Markt. Das rächt sich nun, und die Konsequenzen sind schon eingetreten. Diejenigen, die überlebensfähig sind, werden wir nächstes Jahr hier wiedertreffen. Es erinnert mich sehr stark an 2007/2008.“

So ähnlich sieht das auch der Europa-Chef eines institutionellen Fonds, der weltweit Immobilien im Wert von 133 Millionen Dollar in Verwaltung hat: „Stay alive till ’25!“ Länger sollte es aber nicht mehr dauern. Darf es nicht mehr dauern.

Vor allem in Deutschland. Zahlreiche Bauträger haben mittlerweile ihre Bautätigkeit eingestellt. „Aus gutem Grund“, so der Fondsmanager: „Wenn sie ihr Projekt fertiggestellt haben, bekommen sie keinen Scheck mehr dafür.“ Sprich: Die Immobilien lassen sich nicht verkaufen. Die Transaktionen stehen. „In Schönheit sterben“, meinte dazu der Fondsmanager, und ehe das passiert, ist es wohl besser, die Bautätigkeit einzustellen und bis 2025 durchzuhalten. Es hilft also nichts, die Projekte in einer gewissen Zeit fertigzustellen. Günstiger ist, vorerst alle Aktivitäten abzudrehen. Und das tun die Deutschen. Daher wurde auch die Bautätigkeit vielerorts eingestellt. „Ich war in der Früh laufen“, so ein Anwalt, „aber ich habe keine Kräne gesehen.“ Vielleicht nur ein subjektiver Eindruck, aber er passt ins Bild. Dafür stehen die Kräne nun am Hauptbahnhof herum. So wie in den letzten Jahren auch, aber gut Ding braucht eben Weile. Selbst in München – nicht nur in Berlin. Hier der Bahnhof, dort der Flughafen.

Die deutsche „Immobilien Zeitung“ meint: „Die Banken können kein Interesse mehr daran haben, dass die Bauträger jetzt insolvent werden. Sie sollten darauf achten, dass keine Unternehmen mehr pleitegehen.“ Es hat sich nämlich herausgestellt, dass sich bei einer Insolvenz die Assets nicht vermarkten lassen.

Auch die offenen Fonds halten sich bei den Käufen zurück – so die Conclusio nach Gesprächen mit den Managern mehrerer offener Fonds. Obwohl sie so liquid sind? Bei den offenen Fonds werden demnächst die Mittelabflüsse beginnen. Die Manager wissen, wann die Bindungsfristen der Anleger vorbei sind und diese ihr Geld abziehen werden, um woanders zu investieren.

 Wie lange die aktuelle Situation anhalten wird, weiß keiner. Zuerst muss einmal Sicherheit einkehren, und das betrifft die Zinsen. „Mittlerweile gibt es eine fast einhellige Meinung zu den Zinsen“, so ein einheimischer Projektentwickler: Für das dritte oder vierte Quartal 2024 erwartet man allgemein die erste Zinssenkung. „Stay alive till ’25“ also. „Die Zinsen sind egal, sagt mein rechtsanwaltlicher Frühstückspartner auf dem Stand „Europa Mitte“: „Es muss nur alles ins Gleichgewicht kommen.“

Zurück zur EXPO. Auch wenn in München die Quadratmeterpreise bei Grundstücken (nicht bei Wohnungen) laut einigen Projektentwicklern um bis zu 25 Prozent nachgegeben haben – auf der EXPO merkt man bei den Standpreisen noch nichts davon. Unabhängig davon „glauben wir, dass es nächstes Jahr noch mehr Lounge-Flächen geben wird“, so ein heimischer Projektentwickler über die Entwicklung der Freiflächen. Ähnlich schreibt auch das deutsche Nachrichtenportal „Thomas Daily“: „Kleinere Teams, Lounge-Bereiche, wo sonst Unternehmen ausstellten, Stände mit einem statt früher zwei Stockwerken. Auf der EXPO REAL war zu spüren, dass die Zeiten schwieriger geworden sind.“

Positiv ist zu vermerken, dass sich die „Anzugsmentalität“ (Krawatte inklusive) immer mehr aufweicht. Dazu haben sicherlich auch die IT-Profis beigetragen. Es zählt eben nicht mehr die Kleidung, sondern das, was man kann. Es geht darum, was man leistet, und nicht darum, wie man erscheint. Egal, ob mit Jeans und T-Shirt oder Anzug und Krawatte.

„Mehr Sein als Schein“ – das wird sicherlich die Immobilienwirtschaft in den kommenden Jahren beherrschen. Wir sehen ohnehin, dass dies ein Trend unserer Zeit ist.

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Geschrieben von:

Walter Senk

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  • Erschienen am:
    06.10.2023
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