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Wolfgang Hesoun im Portrait

Er war Generaldirektor eines der größten Baukonzerne Österreichs und doch bezeichnet er den Stephansdom als seine Lieblingsimmobilie– oder gerade deswegen. Und die Donauinsel ist seiner Meinung nach das Urbeispiel gelungener Optimierung.

Den ersten bewussten Kontakt mit Immobilien knüpfte Wolfgang Hesoun in seiner Kindheit, da seine Eltern in Maria Enzersdorf ein kleines Haus gebaut hatten, in dem er aufwuchs. „Aktiver Kontakt mit Immobilien“ ergab sich, als er ein Grundstück in Brunn am Gebirge mit seinem eigenen Haus bebaute. „Da habe ich alles hautnah mitbekommen.“ Bei der Porr war Hesoun damals schon, allerdings nicht im Bausektor, sondern im Umweltsektor. Dennoch verfehlte der klingende Name seines Arbeitgebers seine Wirkung nicht und „es waren alle am Bau Beteiligten sehr vorsichtig und wollten möglichst wenig Fehler machen. So gesehen habe ich vom Nimbus Baufirma profitiert.“ Als einen sehr positiven Zugang bezeichnet Hesoun diese Erfahrung und letztendlich leitete er viele Jahre später an der Spitze den Konzern, der ihm damals den Weg zum Eigenheim ebnete.

Heute sitzt er als Generaldirektor von Siemens in einem Gebäude, das er als Porr-Chef damals noch verantwortet hat. Die Umwelt allerdings ist ihm immer noch eines der wichtigsten Anliegen. Mitte 2010 wurden die neuen Gebäudeteile Tower und Nordspange in der Siemens City offiziell eröffnet und rund 3.000 Siemens-Mitarbeiter haben dort einen neuen, modernen und komfortablen Arbeitsplatz. Mit dem „Green Building“-Konzept sinken auch die Belastungen für die Umwelt: Rund 200 Quadratmeter Sonnenkollektoren sorgen für Warmwasser im Restaurant und in den Konferenzzentren, rund 75% der Abluftenergie können durch Wärmetauscher effizient genutzt werden. Stehleuchten mit Anwesenheits- und Helligkeitssensoren, die Nutzung von Brauchwasser für WC-Anlagen und modernste hocheffiziente Steuerungs- und Regelsysteme sowie ein Energy Management System machen die Siemens City zu einer „Green City“. Hesoun über „sein“ einstiges Bauprojekt, in dem er jetzt seinen Arbeitsplatz hat: „Es ist ein gelungenes Projekt und eine Benchmark für das Büro der Zukunft.“ Ein Bürohaus muss als Gesamtobjekt gesehen werden. Bereits in der Planung muss darauf Bedacht genommen werden, die Life-Cycle-Kosten stehen immer im Vordergrund und nicht die günstigen Baukosten. Denn die Lebenserhaltungskosten eines Objektes überwiegen die Investitionskosten bei Weitem. Mehrkosten von 10% beim Bau werden spätestens bei der Hälfte der Nutzungsdauer kompensiert. „Jede Optimierung, die beim Bau etwas kostet, rechnet sich sehr rasch und dem müssen wir Rechnung tragen“, erklärt der Siemens-Chef. Auch gute Architektur stellt für ihn nicht zwangsläufig einen Mehraufwand dar, sondern ist bei „Leuchtturmprojekten“ sogar Voraussetzung, dass diese angenommen werden. Allerdings ist es mit guter Architektur alleine nicht getan: Das Gebäude muss alle notwendigen Kriterien erfüllen, die ein gut konzipiertes Projekt ausmachen– inklusive der professionellen Projektbetreuung.

„Ich glaube, dass man jeder Zeit die Möglichkeit geben sollte, sich architektonisch zu verwirklichen, aber es ist auch wichtig, erhaltenswertes Kulturgut zu bewahren“, erklärt Hesoun seine Ansicht zum Denkmalschutz. Zu streng werden die Regeln oft gehandhabt und schaffen damit bei neuen Projekten manchmal Probleme. „In der Projektentwicklung fehlt einem manchmal das Verständnis, dass jede Hinterhofstiege denkmalgeschützt ist“, formuliert es Hesoun etwas überspitzt. Für ihn hat beides seine Berechtigung: Neubau und Denkmalschutz– aber eben mit Maß und Ziel. Der Stephansdom und das Haas-Haus stellen daher in seinem Verständnis eher eine städtebauliche Ergänzung als ein „No-No“ dar: „Jeder, der den Platz betritt, erkennt das Reizvolle, und man kann über dieses Thema ewig diskutieren.“

Gerade in den europäischen Ostländern sieht Hesoun auch die echten Chancen für österreichische Firmen. Dort wird noch immer die Grundausstattung benötigt, mit Infrastruktur wie Schienen, Straßen, Krankenhäusern oder Schulen. Hesoun ist überzeugt: „Die Nachfrage wird dort steiler anwachsen.“ Infrastruktur schafft für ein Land (oder eine Region) die Basis, damit es sich entwickelt und Betriebe anzieht, die gesamtwirtschaftlich relevant sind. „Fehlende Infrastruktur“, so der Siemens-Vorstandvorsitzende, „steht der Entwicklung des Standortes im Weg.“

Übrigens: Die Donauinsel ist für Hesoun „das Urbeispiel gelungener Optimierung“, wie er selbst sagt: „ein Naherholungsgebiet faktisch in der Stadt, ohne dem Zweck des Hochwasserschutzes entgegenzuwirken. Das Top-Beispiel einer sinnvollen Investition in Immobilien.“

Text aus der Firmenzeitung MRGlobal der Metzger Realitäten Gruppe.

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  • Erschienen am:
    09.02.2012
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