Die Position Österreichs im europäischen Vergleich
Im europäischen Kontext weist Österreich einen vergleichsweise hohen Windenergieanteil auf, wenngleich die Ausbaudynamik in den vergangenen Jahren spürbar nachgelassen hat. „Wir hatten ein paar gute Jahre, die sehr gut gezeigt haben, dass da sehr viel zu holen ist und dass wir unser Potenzial durchaus ausnützen können", erläutert Maringer die aktuelle Situation. Gleichzeitig verdeutlicht er, dass diese positiven Entwicklungsphasen eher die Ausnahme als die Regel darstellen und der Sektor immer wieder mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert ist.
Politische Rahmenbedingungen als entscheidender Faktor
Auf die Frage nach den größten Hindernissen für den Windenergieausbau nennt Maringer primär den Mangel an politischer Konsequenz. „Was wir jetzt brauchen, ist politische Konsequenz. Das heißt, wir brauchen Flächen in den Bundesländern, auf denen wir Windenergie errichten können", führt der Verbandsgeschäftsführer aus. Als Referenzmodell verweist er auf Deutschland, wo in jedem Bundesland mindestens zwei Prozent der Landesfläche für Windenergie reserviert werden müssen – ein Ansatz, der trotz geringerer tatsächlicher Bebauung einen stabilen Ausbau und verlässliche Rahmenbedingungen ermöglicht.
Die Erfahrungen der letzten zwei Jahrzehnte in Österreich zeigen deutlich, wie entscheidend stabile politische Vorgaben für die Branchenentwicklung sind. „Die letzten fünf Jahre, wo es relativ stabil war, haben gezeigt, dass das sehr gut ist, wenn es politische, stabile Rahmenbedingungen gibt. Und da hatten wir auch Rekordzubauten", resümiert Maringer die jüngere Entwicklung.
Windenergie im unternehmerischen Kontext
Im wirtschaftlichen Bereich zeichnet sich ein zunehmend positiver Trend ab. Investoren suchen nicht nur langfristige Anlagemöglichkeiten, sondern legen verstärkt Wert auf eine gesicherte Energieversorgung. In diesem Zusammenhang haben insbesondere größere Unternehmen mit erheblichem Energiebedarf begonnen, direkt Strom von Windparks zu beziehen – eine Entwicklung, die das Marktpotenzial der Windenergie unterstreicht.
Demokratisierung der Energieversorgung
Die Windkraft bietet zudem signifikante Potenziale für kleinere Energiegemeinschaften und Bürgerinitiativen. „Auf jeden Fall. Es kommt darauf an, wie klein die Energiemenge ist. Aber natürlich kann Windenergie auch für Energiegemeinschaften oder für größere Energiegemeinschaften oder Bürgergemeinschaften Energie liefern", bekräftigt Maringer die Vielseitigkeit der Windenergienutzung.
Bedeutung des fachlichen Austauschs
Veranstaltungen wie die TPA Energy Tomorrow 2025 leisten einen wesentlichen Beitrag zur fachlichen Diskussion und Bewusstseinsbildung. Der Austausch zwischen Experten und Entscheidungsträgern schafft eine Plattform für fundierte Debatten und kann maßgeblich zur Weiterentwicklung des Sektors beitragen. „Es geht ja immer darum, welche Leute tauschen sich miteinander aus. Und hier ist sicher eine sehr homogene Gruppe von Leuten, die miteinander über diese Themen diskutiert", unterstreicht Maringer den Wert solcher Fachveranstaltungen.
Ausblick und Handlungsbedarf
Die österreichische Windenergie steht an einem entscheidenden Wendepunkt. Mit bereits 16 Prozent Anteil am Stromverbrauch bildet sie eine substantielle Säule der nationalen Energieversorgung, verfügt jedoch über weitaus größeres Ausbaupotenzial. Die Realisierung dieses Potenzials erfordert jedoch konsequentes politisches Handeln, insbesondere bei der Flächenbereitstellung, sowie stabile und verlässliche Rahmenbedingungen für Investoren und Projektentwickler.
Das Gespräch mit Florian Maringer verdeutlicht: Die Windenergie in Österreich hat beachtliche Erfolge erzielt, steht jedoch vor der Herausforderung, diese Dynamik zu verstetigen und auszubauen, um langfristig einen noch signifikanteren Beitrag zur österreichischen Energiewende leisten zu können.