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Wird die Immobilienwirtschaft jemals digital?

vor 3 Wochen

4 Minuten

Aktuell hat die Branche "andere" Prioritäten. Aber: Wären Finanzierungs- und Vermarktungsthemen mit einem höheren Grad an Digitalisierung zu vermeiden gewesen. Oder noch wichtiger: Wie können digitale Tools helfen, die Zukunft in der Branche besser zu meistern?

Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft – Ein Blick auf Chancen, Herausforderungen und Zukunftsperspektiven

Die Digitalisierung hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen und verändert auch die Immobilienwirtschaft grundlegend. In einer Podiumsdiskussion, moderiert von Walter Senk, diskutierten Ronald Goigitzer, Christian Höll, Florian Huemer und Kristof Konstantin die aktuellen Entwicklungen, Herausforderungen und Potenziale digitaler Technologien in der Branche. Dieser Artikel fasst die wichtigsten Erkenntnisse und Argumente der Gesprächsrunde zusammen und bietet einen fundierten Überblick über den Stand und die Zukunft der Digitalisierung im Immobiliensektor.

Digitalisierung – mehr als nur Excel

Zu Beginn der Diskussion wurde die Frage gestellt, was Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft eigentlich bedeutet. Christian Höll definierte Digitalisierung als den Prozess, der vor allem darauf abzielt, manuelle Arbeit zu reduzieren, Medienbrüche zu vermeiden und Transparenz zu schaffen. Ein zentrales Ziel sei es, Daten verschiedener Applikationen zusammenzuführen, um dem Kunden einen umfassenden und effizienten Service bieten zu können – das sogenannte „One-Face-to-the-Customer“-Prinzip.

Dabei wurde auch die Rolle von Excel thematisiert: Trotz seines schlechten Rufs ist Excel nach wie vor ein weitverbreitetes Tool, das sich in Unternehmen nur langsam ablösen lässt. Dennoch sind die Teilnehmer sich einig, dass Digitalisierung weit über einfache Tabellenkalkulationen hinausgeht und tiefgreifende Veränderungen in den Geschäftsprozessen bewirken muss.

Unterschiedliche Perspektiven und individuelle Definitionen

Florian Huemer wies darauf hin, dass die Definition von Digitalisierung in der Immobilienbranche sehr subjektiv und individuell geprägt sei. Während Softwareanbieter Digitalisierung als umfassenden Prozess verstehen, sehen viele Makler sie oft nur als Nutzung einzelner Tools wie Social Media oder Chatbots. Diese Diskrepanz erschwere den Fortschritt und die Akzeptanz neuer Technologien.

Die Diskussionsteilnehmer betonten, dass Digitalisierung nur dann erfolgreich ist, wenn sie einen unmittelbaren Nutzen für den Anwender bringt – etwa durch Zeitersparnis, Fehlerreduktion oder Automatisierung von Routineaufgaben. Nur so könne der Mehrwert klar kommuniziert und von den Nutzern angenommen werden.

Künstliche Intelligenz als Game-Changer

Ein zentrales Thema war die Rolle der Künstlichen Intelligenz (KI) in der Immobilienwirtschaft. Die Experten sehen KI nicht nur als technisches Werkzeug, sondern als grundlegenden Paradigmenwechsel, der die Branche in den nächsten Jahren maßgeblich prägen wird. KI-gestützte Agenten könnten künftig viele manuelle Tätigkeiten automatisieren und so Effizienz und Qualität der Prozesse steigern.

Dabei wurde betont, dass der Erfolg von KI-Lösungen stark von der Datenqualität abhängt. „Garbage in, garbage out“ sei das entscheidende Prinzip: Nur wenn die zugrundeliegenden Daten sauber, strukturiert und vollständig sind, kann KI ihr Potenzial entfalten. Dies macht das Thema Data Governance zu einer der größten Herausforderungen und gleichzeitig zu einer Schlüsselaufgabe für die Branche.

Transparenz – Fluch und Segen

Transparenz wurde als ein zweischneidiges Schwert diskutiert. Einerseits ermöglicht Digitalisierung eine umfassende Einsicht in alle relevanten Informationen zu Immobilien und Prozessen – von der Sonnenlichtsimulation bis zur digitalen Möblierung. Dies kann die Kundenbetreuung verbessern und die Effizienz steigern.

Andererseits kann zu viel Transparenz auch Nachteile mit sich bringen, etwa wenn alle Informationen sofort für alle Interessenten zugänglich sind und dadurch Verkaufsprozesse erschwert werden. Die Teilnehmer waren sich einig, dass es wichtig ist, den Grad der Transparenz flexibel und unternehmensspezifisch zu steuern.

Change Management und kultureller Wandel

Die Einführung digitaler Technologien erfordert nicht nur technische Anpassungen, sondern auch einen kulturellen Wandel in den Unternehmen. Christoph Konstantin erläuterte, dass Transparenz und Digitalisierung auch zu einem Cultural Change führen, der von den Führungskräften aktiv gestaltet werden muss. Nur so können subjektive Einschätzungen durch datenbasierte Entscheidungen ersetzt und die Effizienz gesteigert werden.

Zukunftsausblick: Welche Technologien werden Pflicht?

Abschließend wagten die Experten einen Blick in die nächsten fünf Jahre. Die Prognose lautet, dass digitale Plattformen, die verschiedene Softwarelösungen integrieren und KI-basiert arbeiten, zunehmend zum Standard werden. Die Vision ist eine einheitliche Oberfläche, die alle relevanten Informationen und Prozesse bündelt und so den Arbeitsalltag von Maklern, Bauträgern und Verwaltern erheblich erleichtert.

Florian Huemer verwies auf die Entwicklung hin zur sogenannten Superintelligenz, die bis 2028/2029 erwartet wird. Diese werde nicht nur Daten strukturieren, sondern völlig neue Erkenntnisse und Lösungen generieren. Trotz dieser technologischen Fortschritte bleibt die persönliche Betreuung im Immobiliengeschäft weiterhin zentral, da es sich um ein People’s Business handelt.

Fazit

Die Podiumsdiskussion verdeutlicht, dass die Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft ein vielschichtiges und dynamisches Thema ist, das weit über die Einführung einzelner Tools hinausgeht. Wesentliche Erfolgsfaktoren sind die klare Kommunikation des Nutzens, die Sicherstellung hoher Datenqualität, die flexible Steuerung von Transparenz sowie die Bereitschaft zu kulturellem Wandel.

Künstliche Intelligenz wird als Schlüsseltechnologie gesehen, die Prozesse automatisiert und neue Möglichkeiten eröffnet. Gleichzeitig bleibt die persönliche Beziehung zwischen Maklern und Kunden unverzichtbar.

Die kommenden Jahre werden zeigen, wie schnell und umfassend sich die Branche transformiert – doch eines ist sicher: Digitalisierung ist kein vorübergehender Trend, sondern eine fundamentale Entwicklung, die die Immobilienwirtschaft nachhaltig prägen wird.

Diese Zusammenfassung begleitet die Videoaufzeichnung der Podiumsdiskussion und bietet einen kompakten Überblick für alle, die sich fundiert über die Digitalisierung in der Immobilienbranche informieren möchten.

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