So etwas haben wir noch nie erlebt
Die Strände von Miami, die schneebedeckten Hügel von Aspen oder die Hamptons in der Nähe von New York sind die Enklaven der Reichen und Schönen– der ganz Reichen, nämlich vom berühmten einen Prozent. Seit vielen Jahrzehnten gelten die Hamptons als Mekka der Superreichen und dienen vorrangig wohlhabenden US-Amerikanern als Wochenend- bzw. Sommerresidenz. Zahlreiche Milliardäre sowie Persönlichkeiten aus Industrie, Finanzwirtschaft, Film und Fernsehen haben hier ihr Domizil. Neben „The Hamptons“ werden auch der Skiort Aspen in Colorado und die noblen Gegenden von Miami derzeit von einem Preisverfall erfasst, der enorme Ausmaße angenommen hat. Es sah schon Ende 2015 nicht wirklich gut aus, aber die Zahlen für 2016 haben die schlimmsten Befürchtungen bestätigt: Der Markt bricht ein.
Der Aspen-„High End Luxury“-Häusermarkt– immerhin wurden in seiner besten Zeit zwei Milliarden Dollar im Jahr umgesetzt– erlebt einen Einbruch um fast 45%– das ergab die Datenauswertung von Land Title Guarantee Co. Lediglich 500 Millionen Dollar wurden hier im ersten Halbjahr für Häuser der Luxusklasse ausgegeben, während es im Vergleichszeitraum des Vorjahres noch knappe 940 Millionen gewesen sind, wie die Denver Post berichtet. Und das, obwohl der Luxusmarkt in Aspen zu den robustesten US-amerikanischen Märkten zählt, wo die Käufer Schlange standen und bereit waren, ab 10 Millionen Dollar in eine Immobilie zu investieren– bezahlt fast immer in bar. Sie sind verschwunden.
Nachfrage und Preise
Dass die mangelnde Nachfrage auf die Preise drückt, ist klar. 2015 kostete der durchschnittliche Quadratmeter in Pitkin County– bekannt für Luxusimmobilien– noch 15.000 Dollar, jetzt gibt es ihn schon um 11.000. Dazu muss aber auch gesagt werden, dass ab 2014 die Preise ziemlich angezogen haben und die Käufer der Meinung waren, dass sich dieser Aufwärtstrend weiter fortsetzen wird. Dass der Preisanstieg nicht nachhaltig war, zeigt sich jetzt allerdings ganz offensichtlich.
Warum?
„Fragen Sie ein Dutzend Marktbeobachter weshalb, und Sie bekommen ein Duzend Antworten“, schrieb eine amerikanische Zeitung über die aktuelle Situation: die Unsicherheit rund um die Präsidentschaftswahl, die Angst vor Trump, die Angst vor Clinton, wachsendes Handelsungleichgewicht mit China, der Brexit, die Achterbahnfahrt der Ölpreise, … Kurz und gut, es handelt sich um einen Verlust an Vertrauen in die Zukunft. Der Abwärtstrend hat sich zwar schon vor einigen Monaten abgezeichnet, aber dass es so schlimm kommen würde, damit haben die wenigsten gerechnet. Die Situation erinnert an das erste Halbjahr 2009, als der Markt im Zuge der Bankenkrise ebenfalls komplett nachgegeben hat.
Miami in Vice
Ähnlich die Situation in Miami, wo die Verkäufe von Luxus-Eigenheimen um 44% einbrachen. Laut jüngstem Bericht der Miami Association of Realtors ist die Situation am lokalen Luxusimmobilienmarkt genauso schlecht, wenn nicht schlechter als in den Hamptons und in Aspen. Schlechter deshalb, weil in Miami nicht nur die Verkäufe von Luxus-Wohneinheiten, sondern auch die von teuren Immobilien nachgaben, allerdings nur um 21%. Wie dem auch sei, Verkäufe dauern mittlerweile doppelt so lang wie noch vor einem Jahr– und meistens lassen sich die Immobilien nur mit Rabatt losschlagen. In Miami wird für den absackenden Markt auch der teure Dollar verantwortlich gemacht, denn hier, an den Stränden Floridas, sind es zahlreiche Ausländer, die Immobilien erworben und den Markt in den vergangenen Jahren gepuscht haben. Derzeit stehen rund 2.500 Immobilien ab einer Million Dollar zum Verkauf, und die Interessenten halten sich wohlweislich zurück. Wer weiß schon, wie weit der Preisrückgang noch gehen wird?