Seit der Finanzkrise 2008 hat übrigens das Interesse an Investitionen in Land- und Forstwirtschaften in ganz Europa angezogen – und nicht nur bei adeligen Familien. Speziell naturbelassene Gegenden, wie es viele von ihnen in Österreich gibt, waren in den vergangenen Jahren besonders gefragt.
Kaum Flächen auf dem Markt
Sie sind es zwar immer noch, doch sind derzeit in Österreich – wenn man von großen Flächen ab 115 Hektar ausgeht – kaum vernünftige land- und forstwirtschaftliche Liegenschaften zu bekommen. Ab 115 Hektar kann man nämlich bereits von einer Eigenjagd sprechen, und daher sind sie besonders begehrt. Beinahe verhält es sich mit diesen außergewöhnlichen Besitztümern wie mit den berühmten Wiener Zinshäusern: Wer eines hat und es nicht unbedingt verkaufen muss, der tut das auch nicht. So ist es nur verständlich, dass die vermögenden Österreicher, die Entsprechendes suchen, derzeit auch über die Grenzen schauen. Speziell in den CEE/SEE-Staaten sind sie als Käufer aktiv. Wobei neben Wäldern auch landwirtschaftliche Flächen gekauft werden.
Hohe Stabilität in unsicheren Zeiten
Das Engagement ist verständlich, denn die Krise des Euroraums erhöht die Bedeutung von Sachwerten, und hier zählen die land- und forstwirtschaftlichen Flächen eindeutig zu den großen Gewinnern. Geringe Komplexität und hohe Stabilität sprechen in den meisten denkbaren Krisenszenarien für sie; dazu kommt eine äußerst geringe Konjunkturabhängigkeit, wodurch sie als Substanzwerte die Anforderungen klassischer inflationsgeschützter Anlagen erfüllen. Investitionen in Land und Forstwirtschaft werden nicht stark mit der Verschuldungskrise und den Aktien- und Anleihemärkten korrelieren. Forst- und Agrarflächen gelten in Zeiten niedriger Zinsen aber nicht nur deshalb als sicherer Hafen.
Nachfrage garantiert
Eine wachsende Weltbevölkerung, steigender globaler Wohlstand mit Anpassungen in den Ernährungsgewohnheiten und zahlreiche alternative Verwendungsmöglichkeiten für landwirtschaftliche Erzeugnisse (Bioethanol, Biogas etc.) garantieren eine stabile Nachfrage. Die ökonomischen Perspektiven für Produzenten landwirtschaftlicher Güter waren selten so gut.
Assetklasse „Holz“
In den Vereinigten Staaten gibt es schon lange die Möglichkeit, sich an den Renditen einer Agrarfläche zu beteiligen. Dort ist die Assetklasse „Holz“ längst fester Bestandteil der Portfolios institutioneller Anleger. Seit mehr als 30 Jahren dürfen in den USA öffentliche und private Pensionskassen sowie Stiftungen Wald- und Forstplantagen kaufen. Mitte der 80er-Jahre besaßen institutionelle Anleger Wälder im Gesamtwert von rund 70 Millionen US-Dollar, heute sind es mehr als 25 Milliarden US-Dollar. Zu den größten privaten Waldbesitzern weltweit gehörten zeitweise die Stiftungsfonds der Universitäten Harvard und Yale. Auch in Deutschland und der Schweiz gehen immer mehr Fondsinitiatoren mit Beteiligungsangeboten auf Investorensuche. Dabei reicht das Spektrum von der Salzburger Blumenwiese bis zum Dschungel im Amazonas.
Preissteigerungen vorprogrammiert
Was die Anlage besonders interessant macht: Immobilienprofis gehen davon aus, dass landwirtschaftliche Flächen – und hier vor allem Agrarflächen – unabhängig von einem niedrigen Anfangsniveau in den kommenden fünf Jahren ihren Wert verdoppeln können. Einige rechnen sogar mit noch höheren Steigerungen. Die Bewertung von land- und forstwirtschaftlichen Flächen ist eine komplexere Angelegenheit, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Daher gibt es nur wenige Bewerter, wie in Österreich zum Beispiel die Metzger Realitäten Gruppe, die sich auf diese Art von Grund und Boden spezialisiert haben.
Die Lage– etwa sonnen- oder schattenseitig– spielt natürlich eine Rolle, ebenso der Baumbestand und dessen Altersstruktur– zwischen Tannen, Buchen, Eschen und Eichen erkennt der Profi wesentliche Unterschiede, die den Preis beeinflussen. Wobei hier ein weiterer Punkt hinzukommt: Befahrbare Forstwege, um das Holz abzutransportieren, sind ebenfalls wertsteigernd. Wer nämlich einen Wald besitzt, der muss ihn auch pflegen (lassen), und dazu gehört auch, Bäume zu fällen. Die Bezirksforstinspektion in Österreich kontrolliert, ob dies ordnungsgemäß geschieht.
Bei einem Forst ist allerdings auch die Größe wesentlich, denn ab 115 Hektar entspricht er schon den Voraussetzungen für eine Eigenjagd, und das hebt natürlich den Preis. Für 115 Hektar Eigenjagd im Wienerwald muss der Pächter schon mit 60.000 Euro pro Jahr rechnen, während das gleiche Jagdgebiet in Südkärnten lediglich 7.000 Euro Pacht einbringen würde– es wirkt sich also auch die Nähe zu urbanen Großräumen wertsteigernd aus