Bürogröße und Homeoffice: Eine unerwartete Wendung
Stockert betonte, dass sie auch zwei Jahre nach Corona die Größe ihres Büros nicht bereuen. Trotz der Zunahme von Homeoffice-Möglichkeiten bleibt das Büro ein wesentlicher Bestandteil ihrer täglichen Arbeitswelt. Er findet es spannend, dass in Bewerbungsgesprächen das Thema Homeoffice immer wieder aufkommt.
"Wir haben ein Homeoffice-Regulativ, das teilweise die Arbeit von zu Hause ermöglicht", erklärte Stockert. "Aber interessanterweise möchte bei uns kaum jemand tatsächlich im Homeoffice arbeiten."
Die Vorliebe für das Büro: Eine Generationenfrage?
Stockert schätzt, dass die Mitarbeiter bei FSM Rechtsanwälte im Durchschnitt zwischen 22 und 40 Jahre alt sind. Diese Altersgruppe zeigt eine starke Präferenz für die Arbeit im Büro:
"Die Leute in diesem Alter wollen ins Büro kommen. Sie suchen die soziale Interaktion. Besonders junge Berufseinsteiger haben ein großes Interesse daran, die Arbeitswelt von innen zu sehen, anstatt zu Hause am Küchentisch zu sitzen und auf dem Laptop zu arbeiten."
Diese Beobachtung wird durch die tägliche Praxis bestätigt. Jeden Morgen erhalten sie eine E-Mail mit Informationen darüber, wer im Homeoffice oder krank ist. Von den etwa 50 Mitarbeitern im Büro sind in den meisten Fällen nur 0 bis maximal 2 Personen im Homeoffice.
Die richtige Entscheidung: Investition in Büroflächen
Stockert ist überzeugt, dass die Entscheidung, 2020 in größere Büroflächen zu investieren, richtig war. "Wir haben auf das Miteinander im Büro gesetzt und daran geglaubt. Ich bin froh, dass wir jetzt ein großes Büro haben und nicht darauf gebaut haben, dass alle irgendwo in Coworking-Spaces sitzen werden."
Bei FSM Rechtsanwälte hat jeder Mitarbeiter seinen eigenen Arbeitsplatz, was die Attraktivität des Büros zusätzlich steigert.
Die Bedeutung des Erfahrungsaustauschs in der Rechtsbranche
Auf die Frage, ob der Erfahrungsaustausch zwischen jung und alt in der Rechtsbranche besonders wichtig sei, antwortete Stockert:
"Ich weiß nicht, ob das spezifisch für die Rechtsbranche ist. Ich glaube, es ist eher eine Frage davon, wie gerne man ins Büro geht und was einem dort geboten wird. In jeder Firma muss man viel lernen, wenn man jung anfängt. Eine Anwaltskanzlei ist da nicht unbedingt etwas Besonderes."
Er betonte jedoch die Bedeutung einer angenehmen Arbeitsatmosphäre: "Wenn man eine angenehme Arbeitsatmosphäre schafft, kann man dadurch einen Mehrwert generieren. Mehr soziale Interaktion führt zu einem besseren Gefühl bei den Mitarbeitern, was natürlich auch in unserem Interesse ist, um die Fluktuation niedrig zu halten."
Fluktuation in Anwaltskanzleien
Stockert räumte ein, dass die Fluktuation in Anwaltskanzleien nie ganz niedrig ist. "Wir versuchen unser Bestes, dass sie nicht hoch ist. Das gelingt uns mal besser, mal weniger gut. Aber gerade das Thema Büro ist für mich sehr relevant. Es geht darum, dass die Leute Zeit miteinander verbringen, sich kennenlernen und vielleicht auch Zeit abseits des Arbeitsalltags miteinander verbringen."
Der Büromarkt boomt trotz Homeoffice-Trend
Entgegen mancher Erwartungen geht die Nachfrage nach Büroflächen nicht zurück. Stockert verwies auf Statistiken, die zeigen, dass Büros nach wie vor stark nachgefragt werden:
"Büro geht nicht zurück, ganz im Gegenteil. Es werden Büros gemietet wie vor Corona und teilweise noch mehr. In Wien, wo es ohnehin einen Mangel an Flächen gibt, ist der Büromarkt sensationell, einer der florierendsten."
Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass die meisten Menschen nicht ausschließlich von zu Hause aus arbeiten möchten. Sie bevorzugen es, den Großteil ihrer Arbeitszeit im Büro zu verbringen, auch wenn sie gelegentlich die Möglichkeit zum Homeoffice nutzen.
Die neue Flexibilität: Homeoffice als Option
Stockert sieht einen wesentlichen Unterschied zur Situation vor der Pandemie: "Der Unterschied zu früher ist, dass man sich heute nicht mehr genieren muss, wenn zum Beispiel eine Waschmaschine geliefert wird. Früher musste man versuchen zu argumentieren, warum man an diesem Tag nicht ins Büro kommen kann. Heute kann man einfach sagen, dass man im Homeoffice ist und die Dinge von zu Hause aus erledigt."
Diese neue Flexibilität wird geschätzt, auch wenn sie bei FSM Rechtsanwälte selten in Anspruch genommen wird. "Bei uns gibt es praktisch niemanden, der längere Zeit im Homeoffice ist", betonte Stockert.
Das Homeoffice-Gesetz: Notwendig oder überflüssig?
Im Jahr 2021 wurde in Österreich das Homeoffice-Gesetz eingeführt. Auf die Frage, ob dieses Gesetz aus Sicht einer Führungskraft notwendig war, antwortete Stockert:
"Das Homeoffice-Gesetz hat gewisse Dinge, die damals ohnehin schon so gelaufen sind, gesetzlich legitimiert. Es ging vor allem um Haftungsfragen, zum Beispiel was passiert, wenn ich mich zu Hause im Homeoffice verletze."
Er erläuterte weiter: "Das Gesetz regelt auch, dass ich als Arbeitgeber keinen Arbeitnehmer verpflichten kann, im Homeoffice zu sein. Umgekehrt kann der Arbeitnehmer auch nicht einseitig entscheiden, nur im Homeoffice zu arbeiten. Es basiert auf Freiwilligkeit und erfordert eine schriftliche Vereinbarung."
Fazit: Die Zukunft der Arbeit ist hybrid
Das Gespräch mit Benedikt Stockert von FSM Rechtsanwälte zeigt deutlich, dass trotz der zunehmenden Akzeptanz von Homeoffice das Büro weiterhin eine zentrale Rolle in der Arbeitswelt spielt. Besonders für jüngere Mitarbeiter und Berufseinsteiger bleibt das Büro ein wichtiger Ort des Lernens, der sozialen Interaktion und des professionellen Wachstums.
Die Investition in attraktive Büroflächen zahlt sich aus, indem sie die Mitarbeiterzufriedenheit steigert und die Fluktuation reduziert. Gleichzeitig bietet die Option zum gelegentlichen Homeoffice die nötige Flexibilität, um persönliche und berufliche Verpflichtungen besser in Einklang zu bringen.
Die Erfahrungen von FSM Rechtsanwälte spiegeln einen breiteren Trend wider: Die Zukunft der Arbeit liegt in einem hybriden Modell, das die Vorteile des Büros mit der Flexibilität des Homeoffice kombiniert. Dabei bleibt das Büro der Hauptarbeitsplatz, während Homeoffice eine willkommene Option für besondere Situationen darstellt.
Für Immobilienanwälte in Wien und andere Fachkräfte in der Rechtsbranche bedeutet dies, dass sie weiterhin auf persönliche Präsenz und direkten Austausch setzen, während sie gleichzeitig die Möglichkeiten der digitalen Arbeit nutzen. Diese Balance zwischen Tradition und Innovation wird entscheidend sein, um sowohl die Bedürfnisse der Mitarbeiter als auch die Anforderungen des modernen Arbeitsmarktes zu erfüllen.
zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Das finde ich gut, weil Arbeiten meiner Meinung nach grundsätzlich von überall möglich sein sollte. Trotzdem ist das soziale Gefüge, gerade für uns als Dienstleister im Peoples-Business, sehr wichtig. Wir sollten als Team gut funktionieren, und dafür ist die Präsenz im Büro entscheidend.
Das Gesetz hat im Grunde nur das festgeschrieben, was der Arbeitsmarkt ohnehin verlangt. Wenn man heute junge Talente gewinnen will, muss man Homeoffice-Optionen anbieten. Es hat aber auch gewisse Unschärfen und Unklarheiten bereinigt, die es früher gab. Daher finde ich das Gesetz nicht sinnlos, sondern durchaus nützlich.
Allerdings kam es vielleicht etwas zu spät. Aber als gelernte Österreicher sind wir es gewohnt, dass Gesetze oft mit Verzögerung kommen. Das Wichtigste ist, dass es nun eine klare Regelung gibt, die sowohl Arbeitgebern als auch Arbeitnehmern Sicherheit bietet.
Als Immobilienanwalt in Wien sehe ich, dass trotz des Homeoffice-Trends die Nachfrage nach Büroflächen nicht zurückgeht. Viele Unternehmen, einschließlich Anwaltskanzleien, schätzen weiterhin die Vorteile eines physischen Büros für Teamarbeit, Kundengespräche und den fachlichen Austausch. Die Zukunft liegt wohl in einem ausgewogenen Modell, das Büroarbeit und Homeoffice-Möglichkeiten kombiniert.
