Betrieb nach 30 Jahren eingestellt
Als die Konkurrenzsituation zwischen den Eisenbahngesellschaften durch die Verstaatlichung der Bahn im Jahr 1909 nicht mehr gegeben war und die Nordwestbahn durch die Auflösung Österreich-Ungarns an Bedeutung verlor, wurde der Betrieb eines großen Bahnhofes an diesem Standort bereits nach etwa dreieinhalb Jahrzehnten obsolet. In der Zwischenzeit hatte der Nordwestbahnhof auch den Bezirk gewechselt, denn seit 1900 ist das Areal Teil des 20. Wiener Gemeindebezirks.
Die Zeit danach …
In den Kriegs- und Zwischenkriegsjahren musste er immer wieder als Zwischenlösung herhalten, bis schließlich das Gelände des Nordwestbahnhofs in den 1970er Jahren zu einem damals modernen Güter- und Containerterminal mit Krananlagen und Lagerhäusern ausgebaut wurde. Bis Anfang 2017 wird er noch als Frachtenbahnhof genutzt. Dann wird der Terminal in das neue Güterzentrum Wien Süd (Wien Inzersdorf) übersiedelt. Damit ist der Nordwestbahnhof endgültig Geschichte und kann einem neuen Stadtteil Platz machen. Und der hat es in sich.
Der neue Stadtteil
Das Areal des Nordwestbahnhofes ist nämlich– neben dem Nordbahnhofgelände und dem Sonnwendviertel beim Hauptbahnhof– eines der großen innerstädtischen Stadterweiterungsgebiete Wiens. Bis ca. 2027 entwickelt die ÖBB-Immobilienmanagement GmbH gemeinsam mit der Stadt Wien auf diesem Areal einen neuen Stadtteil, der weitreichende Auswirkungen auf seine gesamte Umgebung haben wird. Realisiert werden Wohnungen für rund 12.000 Menschen, Büros für rund 5.000 Arbeitsplätze, Infrastruktur, Schulen und Kultur- und Freizeiteinrichtungen rund um einen ca. 10 Hektar großen Park, der das Herzstück des neuen Stadtviertels bilden wird.
Anpassung des Projektes
Da das „städtebauliche Leitbild“ für den Wiener Nordwestbahnhof aus dem Jahr 2008 stammt, wurde von der Stadt Wien beschlossen, gemeinsam mit der ÖBB als Grundeigentümer bis Ende 2016 die vorhandenen Entwürfe an die derzeitigen Gegebenheiten und Rahmenbedingungen anzupassen. Sie wurden dahingehend adaptiert, dass auf Grund der aktuellen und zukünftigen Nachfrage mehr Wohnfläche und weniger Büros geplant sind. Durch diese nicht vorhersehbaren, aber notwendigen Arbeiten im Vorfeld wird sich auch der eigentliche Baubeginn etwas verzögern, und es ist, nachdem der Frachtenbahnhof abgesiedelt wurde, etwa 2019/20 mit den ersten Bauarbeiten zu rechnen. Damit wird sich nicht nur das Areal, sondern die gesamte Umgebung entscheidend verändern.
Der Keil wird gezogen
Der Nordwestbahnhof steckt derzeit noch wie ein Keil in der Stadt und trennt wie kein anderer Bahnhof gewachsene Stadtgebiete voneinander ab. Ein massiver Störfaktor im städtebaulichen Gesamtbild wird wegfallen, und die Neunutzung des Bahnhofsgeländes bietet die historisch einmalige Chance, die beiden bislang durch Bahnanlagen getrennten Bezirksteile der Brigittenau zu verbinden. So ist auch das Konzept des neuen Stadtteils zu verstehen: als Schnittstelle mit zusätzlichen Qualitäten in den Bereichen Identifikation, Kommunikation, Vernetzung und Flexibilität, mit einer grünen Mitte als zentralem Freiraum und Durchgängen.
Einmalige Chance–auch für Investoren
Wie sich umliegende Stadtgebiete durch Großprojekte verändern können und massiv aufgewertet werden, konnte man bereits am 5. und 10. Bezirk im Zuge des Neubaus des Hauptbahnhofs beobachten, oder etwa am 2. Bezirk mit dem Viertel Zwei und dem Nordbahnhof. Während der 2. Bezirk schon seine Entwicklung nimmt, befindet sich der 20. Bezirk noch in der Warteschleife. Es ist prinzipiell zu erwarten, dass der Bezirk insgesamt eine enorme Aufwertung erfahren wird.
Innerstädtisch mit Altbestand
Man darf nämlich nicht vergessen, dass die Brigittenau relativ innerstädtisch liegt, zudem noch einen großen Altbestand an Zinshäusern aufweist und eine Gegend ist, die sich durch leistbares Wohnen klassifiziert. Wie groß die Auswirkungen dieser Veränderung auf die bestehende Zinshauslandschaft sein werden, lässt sich derzeit noch gar nicht genau abschätzen. Es ist aber zu erwarten, dass die Preise für Wohnraum in den kommenden Jahren auffällig anziehen werden.
Weitreichende Einflüsse
Die Einflüsse des neuen Stadtteils werden sich aber nicht nur in der direkt angrenzenden Umgebung zeigen. Das „Hinterland“ zwischen dem rechten Donauufer und den Gleisanlagen steht vor einem dynamischen Transformationsprozess. Die Entwicklungspotenziale reichen vom Brigittenauer Frachtenbahnhof über die Zulaufstrecke Nordwestbahnhof, Nordbahnhof, Praterstern, Prater, Messe und die Krieau, auch in die benachbarte Leopoldstadt und entlang dem Handelskai von der Floridsdorfer Brücke bis zur Reichsbrücke.
Akzeptanz durch die Bewohner
Der Erfolg des Projektes hängt in jedem Fall von der Akzeptanz durch die Bewohner ab, daher wurde auch die Bevölkerung im Rahmen eines Kooperativen Planungsverfahrens eingebunden. Neben den Experten, Architekten, Wirtschaftstreibenden und Stadtplanern bringen nämlich die Bürger und Bürgerinnen zusätzlich neue Ideen ein, da sie die zukünftigen Nutzer der urbanen Struktur sind. Vor allem haben sie das sogenannte „Grätzelwissen“, da sie in der betroffenen Umgebung schon lange wohnen. Je mehr sie eingebunden sind, desto höher ist auch die Akzeptanz des Neuen, und damit ist die beste Voraussetzung für die Integration in das veränderte Umfeld gegeben.
Auch wenn es noch einige Zeit dauert, der neue Stadtteil am Wiener Nordwestbahnhof wird ein großer Gewinn für alle sein: für die Stadt und für ihre Bewohner.
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