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Nachhaltigkeit: Second Hand Baumaterialien bestellen wie über Ebay

Bisher ist die Beschaffung von Baumaterialien aus zweiter Hand ein aufwändiges Unterfangen. Da es keine zentralisierten Informationen gibt, wer was wo in welcher Menge und Qualität anbietet, gibt es auch keinen Markt. Vieles landet deshalb auf dem Müll, obwohl es sich wiederverwenden ließe. Diese Ressourcenverschwendung möchten die Start-ups Concular, Materialnomaden und Sumami ändern.

© Zinkevych_D

Momentan sind die Arbeitstage für Dominik Campanella, Co-Geschäftsführer des in Stuttgart und Berlin ansässigen Start-ups Concular, und sein 25-köpfiges Team deutlich länger als acht Stunden. Gemeinsam mit Siemens Real Estate organisieren sie den geordneten Rückbau des 50 Jahre alten Tagungszentrums des Konzerns am Starnberger See, das einem 13.000 Quadratmeter umfassenden Neubau weicht.

Die Dienste des Jungunternehmens sind gefragt, weil es eine digitale Plattform für den Handel mit gebrauchten Baumaterialien entwickelt hat, die es Immobilieneigentümern möglich macht, nicht mehr benötigte Gebäudeelemente und Einrichtungsgegenstände unkompliziert einer neuen Nutzung zuzuführen. 

Zweitverwertung ausrangierter Baumaterialien per Mausklick 

Die Prozedur funktioniert ähnlich wie ein Produktkauf über Ebay: Von Aufzügen über Glastüren bis zur Holzwandvertäfelung reicht die Palette der ausrangierten Objekte, die auf der Online-Plattform mit Beschreibung und Fotos, angefertigt vom Concular-Team, zu finden sind. Haben sich Käufer und Verkäufer gefunden und sind handelseinig geworden, sorgt das Start-up auf Provisionsbasis dafür, dass die Materialien von der Rückbau- zur Neubaustelle kommen und misst dabei zudem das eingesparte CO2 und den vermiedenen Müll.

Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten und für Klima und Umwelt. Denn der erneute Einsatz von Baumaterialien spart erstens Geld und zweitens Ressourcen sowie graue Energie, die in den Materialien steckt, was der CO2-Bilanz eines neuen Gebäudes zugute kommt.

„Bisher war die Wiederverwendung von Baustoffen nahezu nicht existent, da der Prozess nicht holistisch betrachtet wurde und nur Insellösungen existieren", sagt Dominik Campanella. Mit der Plattform-Lösung rückt die Etablierung zirkulärer Wertschöpfungsketten in der Bau- und Immobilienwirtschaft in greifbare Nähe.

Anwendung bei Objekten über 5.000 Quadratmeter

Die Referenzliste des 2020 gegründeten Unternehmens ist bereits lang. Neben der Dokumentation und Vermittlung wiederverwendbarer Materialien, die beim Umbau des 40.000 Quadratmeter umfassenden Karstadtgebäudes am Berliner Hermannplatz anfielen, gehören unter anderem die Begleitung des Umbaus der Mercedes-Benz Arena in Stuttgart und die der ehemaligen Zentrale der HSBC-Bank in Düsseldorf zu den umgesetzten Projekten.

Die beträchtlichen Größen erklärten sich dadurch, dass sich der Aufwand für das Sichten, Katalogisieren und Eintragen in die Datenbank derzeit erst ab einer Bruttogeschossfläche von 5.000 Quadratmetern lohne, so Dominik Campanella.

„Es braucht staatliche Unterstützung“

Damit möglichst viele oder idealerweise alle anfallenden recyclingfähigen Abbruchmaterialien einer neuen Nutzung zugeführt werden, sieht er die Politik in der Pflicht: „Es braucht staatliche Unterstützung, um wirkliche Mengen zu erreichen.“ Abgerissen werde schließlich ohne Ende. Was nötig wäre, damit der Handel mit Second-Hand-Baumaterialien in Schwung käme, seien verbindliche Recyclingquoten und die Maßgabe, dass zum Abriss vorgesehene Gebäude prinzipiell auf Wiederverwendbarkeit geprüft würden, wie etwa in Frankreich. Dort bedarf der Rückbau einer behördlichen Genehmigung und nicht wie in Deutschland nur einer Abrissanzeige.

Second Hand Baumaterialien auch in der Schweiz und in Österreich 

Auch in der Schweiz formiert sich progressiver Widerstand gegen die Ressourcenverschwendung. Seit April 2021 bietet das unweit von Solothurn beheimatete Start-up Sumami (Abkürzung für Sustainable Material Mining) analog zum Pendant in Deutschland das effiziente Recycling von Baumaterialien über eine Online-Handelsplattform an.

Auch das Schweizer Team um die Gründer Karl Martin und Gerwin Schüffl stößt mit seinen Dienstleistungen auf reges Interesse. Gegenwärtig unterstützen sie die Architekturbüros Verve Architekten und :mlzd bei der Planung eines circa 4.300 Quadratmeter großen, recyclingfähigen Wohnquartiers auf dem Areal der ehemaligen Feuerwehrwache am Viktoriaplatz in Bern.

In Österreich holen die Wiener Materialnomaden das Thema Recycling aus der Nische. „Ein großer Teil der Arbeit ist der Wissenstransfer“, sagt Mit-Gründerin Andrea Kessler im Interview mit dem Architekturmagazin Nextroom. Gemeinsam mit Industriebetrieben, Architekturbüros oder auch der Stadtverwaltung lerne man den Umgang mit der gebauten Umgebung und bereits bestehenden Bauteilen. 

Vorstufe zur DIN-Norm

In Deutschland erarbeitet Concular aktuell mit dem Deutschen Institut für Normung (DIN) und weiteren Partnern, darunter die Senatsverwaltung Hamburg, der Abbruchverband Nord sowie die RWTH Aachen und die Hochschule Trier, eine DIN SPEC – eine Art Vorstufe zur DIN-Norm – für Pre-Demolition-Audits, mit dem Ziel, ein einheitliches Verfahren zur Aufnahme von Materialien in Gebäuden zu schaffen, damit diese beim Rückbau nicht wie derzeit auf der Deponie landen, sondern hochwertig wieder genutzt werden können. „Mit dem entwickelten Standard können wir die Politik motivieren, diesen zu übernehmen“, hofft Dominik Campanella.

Es ist also keine Frage, ob der Handel mit recycelten Baumaterialien in großen Stil kommen wird, sondern wann die kritische Masse erreicht sein wird, damit sich das Geschäft ökonomisch rechnet. Ökologisch ist es allemal geboten.

Dieser Artikel erschien auf www.immobilien-aktuell-magazin.de – auf dieser Webseite finden Sie noch zahlreiche weiterführende Artikel zum Immobilienmarkt in Deutschland.

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Geschrieben von:

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Dagmar Hotze, freie Autorin: „Seit 2008 beschäftige ich mich intensiv mit dem Themenkomplex "Nachhaltigkeit" und welche Auswirkungen die damit verbundenen Handlungsfelder auf die Immobilienwirtschaft haben. Eine äußerst spannende Zeit, zumal wenn man sich der Branche von außen nähert. Denn die Hintergründe als "Nicht-Immobilistin" zu verstehen, die die Branche zur Beschäftigung mit "Sustainability" geführt haben, brauchte seine Zeit. Gefordert war - und ist mehr denn je - Zusammenhänge zu erkennen. Mit dem Hinzukommen von technologischen Neuerungen und gesellschaftlichen Veränderungen muss der Blick auf eine Immobilie deutlich erweitert werden, statt sie - wie bisher - lediglich als Wirtschaftsgut zu betrachten. Zukünftig wird die Immobilie Teil des Internets der Dinge sein. Darüber hinaus besteht die Notwendigkeit zu mehr Transparenz und einer offeneren Kommunikation. Alle Faktoren zusammengenommen, stellen bisherige Managementprozesse, aber auch Geschäftsmodelle und insbesondere die Unternehmenskultur vor neue Herausforderungen. Womit sich die Immobilienbranche in guter Gesellschaft mit anderen Wirtschaftssektoren befindet. Querdenken ist gefragt und vernetztes Handeln angeraten, jedoch kaum Praxis. Das wird sich ändern (müssen). Um so interessanter ist es, die bevorstehende Transformation journalistisch zu begleiten." https://www.dagmarhotze.de

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  • Erschienen am:
    14.02.2023
  • um:
    07:01
  • Lesezeit:
    4 min
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