Holzbau als zukunftsweisende Lösung
Sissi Kettl zeigt sich als große Befürworterin des Holzbaus. "Wir planen sehr gerne in Holz," erklärt sie. Ihr Büro arbeitet bevorzugt mit KLH-Platten anstelle von Ständerkonstruktionen. Kettl hebt die Vorteile des Holzbaus hervor:
- Besseres Gefühl auf der Baustelle
- Angenehmer Geruch
- Schnellere Bauweise
- Gesünderes Baumaterial
Sie betont: "Mir persönlich ist kein Argument bekannt, warum man nicht mit Holz bauen soll, solange man jetzt nicht in die 6, 7, 8 Geschosse geht. Aber auch das geht."
Innovative Materialien und Forschung
Kettl berichtet von spannenden Entwicklungen im Bereich nachhaltiger Baumaterialien. Sie erwähnt einen Besuch im Waldviertel, wo in Zusammenarbeit mit der TU Wien an "Pilzblöcken" geforscht wird - einem potenziellen Baustoff der Zukunft. Obwohl solche Innovationen noch nicht in der breiten Bauwirtschaft angekommen sind, sieht Kettl hier großes Potenzial: "Die Zeit wird kommen."
Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft
Trotz des wachsenden Bewusstseins für Nachhaltigkeit sieht Kettl noch große Herausforderungen bei der Umsetzung einer echten Kreislaufwirtschaft im Bausektor. Sie nennt als Beispiel die Schwierigkeiten bei der Wiederverwendung alter Bauteile:
"Vor dem Hintergrund dieses ganzen Dschungels an Zertifizierungen etc., die wir auch haben, nehme ich so ein einfaches Beispiel von einer alten Leuchte, die irgendwo aufgehängt werden soll in einem Neubau. Wer kann die aufhängen? Wer kann die Zertifizierungen bringen?"
Diese regulatorischen Hürden erschweren oft die praktische Umsetzung von Kreislaufwirtschaftskonzepten.
Notwendigkeit von Anreizen und Förderungen
Kettl betont die Wichtigkeit von Anreizen zur Förderung nachhaltiger Bauweisen. Sie sieht Potenzial in Förderungen, insbesondere im Bereich der Haustechnik. Gleichzeitig erkennt sie die Herausforderungen für Besitzer von Altbauten an, besonders im Hinblick auf das Mietrechtsgesetz und die oft begrenzten finanziellen Möglichkeiten für energetische Sanierungen.
Fortschritte und zukünftige Herausforderungen
Trotz der bestehenden Schwierigkeiten sieht Kettl positive Entwicklungen, insbesondere in der zunehmenden Verwendung von Holz als Baustoff. "Das hat sich wirklich massiv geändert und das ist natürlich schon der Weg, das ist schon die richtige Richtung," stellt sie fest.
Dennoch mahnt sie zur Eile: "Man sieht, wir tun vieles. Man sieht, wir sind auf einem guten Weg. Aber man sieht auch ganz eindeutig, wir sind noch viel zu langsam, um unseren Kindeskindern eine Welt zu übergeben, die gleich lebenswert ist wie unsere."
Fazit
Sissi Kettls Einblicke zeigen, dass die Baubranche vor einem bedeutenden Wandel steht. Während innovative Materialien und Methoden wie der Holzbau bereits Einzug halten, bleiben regulatorische Hürden und die praktische Umsetzung der Kreislaufwirtschaft große Herausforderungen. Um eine nachhaltige Zukunft zu gestalten, bedarf es nicht nur technologischer Innovationen, sondern auch angepasster Regularien und gezielter Förderungen. Nur so kann die Bauindustrie ihren Beitrag zu einer lebenswerten Zukunft für kommende Generationen leisten.