Dr. Peter Wagesreiter, LL.M. (UPenn) ist Partner bei HSP.law und leitet das Banking & Finance Team der Kanzlei. Mit seinem Team berät er in- und ausländische Banken, Finanzdienstleister und Investoren im Bank-, Finanz- und Kapitalmarktrecht. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Ansiedelung von Banken im Zuge von Passporting und Zweigniederlassungen, wobei ein enger Zusammenhang mit dem Bereich Mergers & Acquisitions und Compliance besteht.
Dr. Wagesreiter sieht die Herausforderungen, die der AI Act mit sich bringt, aber auch Lösungsansätze. Eine der größten technischen Herausforderungen besteht darin, die komplexen KI-Systeme so zu erklären, dass sie für den Endanwender verständlich sind. Aus rechtlicher Sicht müssen Unternehmen sicherstellen, dass sie alle Anforderungen des AI Act erfüllen, wie Dokumentationspflichten und die Benennung von Ansprechpartnern.
Um den Herausforderungen zu begegnen, sind praktische Lösungen gefragt. Dazu gehört die Schulung von Mitarbeitern im Umgang mit KI-Systemen. Dr. Wagesreiter ist überzeugt, dass sich mit der steigenden Nachfrage auch ein entsprechendes Angebot an Schulungen entwickeln wird, sowohl von spezialisierten Anbietern als auch von der juristischen Beratungsbranche. Eine frühzeitige Auseinandersetzung mit den Anforderungen und eine sorgfältige Vorbereitung sieht er als Schlüssel zum Erfolg.
Ein wichtiger Aspekt des AI Act ist die erhöhte Transparenz für Endanwender. Durch sogenannte Model Cards sollen Anwender Auskunft über die eingesetzten KI-Anwendungen erhalten können. Allerdings sieht Dr. Wagesreiter hier die Schwierigkeit, die komplexen technischen Informationen so aufzubereiten, dass sie für Laien verständlich sind, ohne zu stark zu vereinfachen. Die Kontrolle der Einhaltung der Transparenzvorschriften sieht er als Aufgabe der geplanten KI-Behörde, aber auch Verbraucherschutzverbände könnten hier eine wichtige Rolle spielen.
Mehr Transparenz durch den AI Act
Der geplante AI Act soll zu mehr Transparenz im Bereich der künstlichen Intelligenz führen. Ein wichtiger Punkt sind dabei die sogenannten Model Cards, die als eine Art Auskunft dienen und wichtige Informationen zu den verwendeten KI-Systemen zusammenfassen. Anwender haben das Recht, Auskunft über die eingesetzten KI-Anwendungen zu verlangen und zu erhalten.
Wichtige Bestimmungen
Die Verordnung sieht vor, dass Unternehmen, die KI-Systeme entwickeln oder einsetzen, umfangreiche Informationen über diese Systeme bereitstellen müssen. Dazu gehören unter anderem Angaben zu den verwendeten Daten, den Zwecken der KI-Anwendung und den möglichen Risiken. Diese Informationen sollen es Anwendern ermöglichen, die Funktionsweise und Auswirkungen der KI-Systeme besser zu verstehen.
Verpflichtungen der Unternehmen
Unternehmen sind verpflichtet, die geforderten Informationen in verständlicher Form aufzubereiten und den Anwendern zur Verfügung zu stellen. Sie müssen sicherstellen, dass die bereitgestellten Angaben korrekt und aktuell sind. Zudem sieht der AI Act vor, dass Unternehmen Ansprechpartner benennen müssen, an die sich Anwender mit Fragen oder Beschwerden wenden können.
Möglichkeiten für Anwender
Durch die erhöhte Transparenz sollen Anwender in die Lage versetzt werden, fundierte Entscheidungen über den Einsatz von KI-Systemen zu treffen. Sie können die bereitgestellten Informationen nutzen, um die Funktionsweise der Anwendungen nachzuvollziehen und mögliche Risiken abzuschätzen. Bei Unklarheiten oder Problemen können sie sich an die benannten Ansprechpartner wenden und Auskunft einfordern.
Insgesamt zielt der AI Act darauf ab, das Vertrauen in KI-Anwendungen zu stärken, indem er für mehr Transparenz und Nachvollziehbarkeit sorgt. Unternehmen müssen umfangreiche Informationen bereitstellen, während Anwender von erweiterten Auskunftsrechten profitieren. Allerdings bleibt abzuwarten, wie verständlich und nutzerfreundlich die Informationen in der Praxis aufbereitet werden und ob die erhöhte Transparenz tatsächlich zu einem besseren Verständnis der komplexen KI-Systeme führen wird.
Schulung und Ausbildung der Anwender
Der AI Act sieht vor, dass Mitarbeiter, die mit KI-Systemen arbeiten, entsprechend geschult werden müssen. Dies muss von den Unternehmen nachgewiesen werden. Obwohl bis zur Umsetzung des Gesetzes im Jahr 2026 noch etwas Zeit bleibt, stellt sich die Frage, ob bis dahin genügend Angebote für solche Schulungen verfügbar sein werden.
Notwendigkeit von Schulungen
Die Schulung von Mitarbeitern im Umgang mit KI-Anwendungen ist von großer Bedeutung. Unabhängig von der Art der eingesetzten KI-Systeme müssen die Mitarbeiter in der Lage sein, die vorgegebenen Prozesse einzuhalten und zu überwachen. Dies ist notwendig, um die Verantwortung der Unternehmen im Rahmen des AI Act zu gewährleisten und mögliche Haftungsrisiken zu minimieren.
Angebot an Schulungen
Experten gehen davon aus, dass sich mit der steigenden Nachfrage nach KI-Schulungen auch ein entsprechendes Angebot entwickeln wird. Ähnlich wie in anderen Bereichen, beispielsweise im Finanzmarktsektor, wo Mitarbeiterschulungen bereits erfolgreich durchgeführt werden, sollte dies auch im KI-Bereich möglich sein. Insbesondere die juristische Beratungsbranche dürfte flexibel genug sein, um passende Schulungsangebote zu entwickeln. Dank der zunehmenden Akzeptanz von Online-Veranstaltungen, die durch die Corona-Pandemie beschleunigt wurde, sollten solche Schulungen auch remote durchführbar sein.
Erwartete Qualifikationen
Die genauen Inhalte und die Qualität der KI-Schulungen werden sich erst mit der Zeit zeigen. Allerdings ist davon auszugehen, dass viele Aspekte der Verantwortung im Umgang mit KI-Systemen für verschiedene Anwendungen ähnlich sein werden. Die Schulungen sollten die Mitarbeiter befähigen, die erforderlichen Prozesse zu verstehen, einzuhalten und zu überwachen, ohne dabei zu kompliziert zu werden. Eine praxisnahe Ausrichtung der Schulungen wird entscheidend sein, um die Mitarbeiter optimal auf den Einsatz von KI-Anwendungen vorzubereiten.
Verwaltungsaufwand durch den AI Act
Der geplante AI Act bringt nicht nur mehr Transparenz mit sich, sondern auch einen erhöhten Verwaltungsaufwand für Unternehmen. Die Verordnung sieht umfangreiche Dokumentationspflichten vor, um die Einhaltung der Vorschriften nachzuweisen. Unternehmen müssen detaillierte Informationen über ihre KI-Systeme bereitstellen, einschließlich der verwendeten Daten, der Zwecke der Anwendung und der möglichen Risiken.
Dokumentationspflichten
Die Dokumentationspflichten erfordern eine sorgfältige Erfassung und Aufbereitung der relevanten Informationen. Unternehmen müssen sicherstellen, dass die Dokumentation vollständig, aktuell und verständlich ist. Dies kann je nach Komplexität der KI-Systeme einen erheblichen Zeitaufwand bedeuten und erfordert möglicherweise zusätzliche personelle Ressourcen.
Kontrollmechanismen
Der AI Act sieht auch Kontrollmechanismen vor, um die Einhaltung der Vorschriften zu überwachen. Unternehmen müssen mit Überprüfungen durch die zuständigen Behörden rechnen. Dies kann Audits, Inspektionen oder Anfragen zur Bereitstellung von Informationen beinhalten. Die Vorbereitung auf solche Kontrollen und die Beantwortung von Anfragen erfordern ebenfalls Zeit und Ressourcen.
Kosten und Ressourcen
Die Umsetzung der Anforderungen des AI Act kann für Unternehmen mit erheblichen Kosten verbunden sein. Neben den personellen Ressourcen für die Dokumentation und Kontrolle können auch Investitionen in technische Anpassungen und Schulungen erforderlich sein. Gerade für kleinere Unternehmen kann dies eine Herausforderung darstellen.
Insgesamt bedeutet der AI Act einen Mehraufwand für Unternehmen, der sorgfältig geplant und budgetiert werden muss. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Verwaltungsaufwand in der Praxis gestalten wird und ob es möglicherweise Unterstützungsangebote oder Erleichterungen für betroffene Unternehmen geben wird.
Wie schätzen Sie den zusätzlichen Verwaltungsaufwand durch den AI Act für Ihr Unternehmen ein? Teilen Sie Ihre Meinung in den Kommentaren!
## Herausforderungen und Lösungen Der AI Act bringt nicht nur Vorteile, sondern auch Herausforderungen mit sich. Unternehmen müssen sich auf technische, rechtliche und praktische Hürden einstellen, um den Anforderungen des Gesetzes gerecht zu werden.
Technische Herausforderungen
Eine der größten technischen Herausforderungen besteht darin, die komplexen KI-Systeme so zu erklären, dass sie für den Endanwender verständlich sind. Die bereitzustellenden Informationen dürfen weder zu kompliziert noch zu vereinfacht sein. Es gilt, die richtige Balance zu finden, um Transparenz zu schaffen, ohne die Nutzer zu überfordern.
Rechtliche Herausforderungen
Aus rechtlicher Sicht müssen Unternehmen sicherstellen, dass sie alle Anforderungen des AI Act erfüllen. Dazu gehört auch die Einhaltung von Dokumentationspflichten und die Benennung von Ansprechpartnern. Die KI-Behörde wird eine wichtige Rolle bei der Kontrolle spielen. Interessant könnte auch die Möglichkeit für Verbraucherschutzverbände sein, gegen Verstöße vorzugehen.
Praktische Lösungen
Um den Herausforderungen zu begegnen, sind praktische Lösungen gefragt. Dazu gehört die Schulung von Mitarbeitern im Umgang mit KI-Systemen. Bis zur Umsetzung des Gesetzes im Jahr 2026 bleibt noch etwas Zeit, aber Unternehmen sollten frühzeitig mit der Planung beginnen. Es ist davon auszugehen, dass sich mit der steigenden Nachfrage auch ein entsprechendes Angebot an Schulungen entwickeln wird. Dabei können sowohl spezialisierte Anbieter als auch die juristische Beratungsbranche eine wichtige Rolle spielen.
Insgesamt gilt es, die Herausforderungen des AI Act anzunehmen und proaktiv nach Lösungen zu suchen. Nur so können Unternehmen die Vorteile der erhöhten Transparenz nutzen und gleichzeitig den administrativen Aufwand bewältigen. Eine frühzeitige Auseinandersetzung mit den Anforderungen und eine sorgfältige Vorbereitung sind der Schlüssel zum Erfolg.