Globale Lehrperspektiven in der Immobilienbranche
Prof. Alexander Redlein, Professor für Immobilien und Facility Management an der TU Wien, bringt eine einzigartige internationale Perspektive in die Diskussion über Innovationskraft. Seine Lehrtätigkeit erstreckt sich über drei Kontinente: In Europa an der TU Wien, in Amerika als Dozent an der Stanford University im Design Thinking Kurs und seit kurzem auch in Asien am renommierten Indian Institute of Technology in Mumbai.
„Ich darf Professor sein, der von Asien über Europa bis Amerika das Thema Immobilien und Innovation unterrichtet", fasst Redlein seine globale Lehrpräsenz zusammen. Diese umfassende Erfahrung ermöglicht ihm einen differenzierten Blick auf die verschiedenen Herangehensweisen an Innovation und Bildung in der Immobilienbranche weltweit.
Der Design Thinking-Ansatz als Innovationstreiber
In Stanford unterrichtet Redlein im Design Thinking Kurs, der ursprünglich von Larry Leifer konzipiert und inzwischen von Marco Steinberg übernommen wurde. Dort betreut er sowohl Studierende aus Stanford als auch aus Wien in der sogenannten “Innovation Challenge”. Diese Initiative ermöglicht es Studierenden, ein Jahr lang an innovativen Lösungen für Problemstellungen österreichischer Unternehmen zu arbeiten.
„Das Besondere am Design Thinking ist, dass ich sofort mit dem Kunden rede. Wir befragen den Kunden intensiv während des gesamten Designprozesses, was seine Needs und Pains sind", erläutert Prof. Redlein die Methodik. Dabei spielt die frühe Prototypenentwicklung eine zentrale Rolle: „Wir machen teilweise Prototypen, die nur 30-40 Euro kosten und die man problemlos wegschmeißen kann."
Der interkontinentale Vergleich: Innovationskraft, Fortschritt und Wettbewerbsfähigkeit
Bei der Frage nach der Innovationskraft im internationalen Vergleich hebt Prof. Redlein die Stärken und Schwächen der verschiedenen Kontinente hervor:
„In Amerika sehe ich eine sehr große Innovationskraft, weil es dort ein intensives Zusammenspiel zwischen den Universitäten und den Firmen gibt. In Silicon Valley existiert eine Gemeinschaft, wo Eliteuniversitäten wie Berkeley und Stanford intensiv mit dem Konsortium zusammenarbeiten. Die Studierenden gehen raus, gründen Start-ups und kommen wieder zurück, um sich auszutauschen."
Für Europa konstatiert Redlein hingegen eine gewisse Isolation: „Das wird in Österreich fast nicht gelebt. Oder in Europa. Da gibt es die Forscher, wir sitzen im Elfenbeinturm, und dann gibt es die Industrie."
Bei der Betrachtung Asiens differenziert Redlein: „In Asien muss ich gestehen, ist es sehr zu unterscheiden. Dort hast du sehr viele Leute und sehr viele Leute bedeuten auch, du hast sehr viele clevere Köpfe." Während er bei vielen Studierenden ein zu konformes Denken beobachtet, gibt es auch „sehr gute Studenten, die wirklich hinterfragen".
Die KI-Revolution: Amerika als Vorreiter
Ein besonders prägnantes Beispiel für den Innovationsvorsprung Amerikas sieht Redlein in der Auseinandersetzung mit Künstlicher Intelligenz: „Ich habe vor drei Jahren in Amerika auf der Gartenbank draußen im Campus sitzend über KI diskutiert – wie wir sie im Kurs einsetzen können und so weiter. Es hat ein bisschen gedauert, bevor wir an der TU Wien darüber diskutierten."
Dieser Zeitvorsprung in der Beschäftigung mit neuen Technologien gibt Amerika einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil: „Das ist für mich so das Thema, das sich in Amerika wie selbstverständlich zwei, drei Jahre früher entwickelt, bevor wir in Europa es vielleicht ansprechen."
Herausforderungen und Lösungsansätze für Europa
Prof. Redlein sieht in der lokalen Anwendung von KI-Technologien eine Chance für europäische Unternehmen: „Was mich persönlich als Forscher interessiert ist: Kann ich die Technologie nicht auch sinnvoll lokal trainieren, mit dem lokalen Wissen, auch wieder zum lokalen Nutzen für europäische Firmen?"
Er plädiert für eine intensivere Zusammenarbeit zwischen Forschung und Wirtschaft: „Ich würde mich super freuen, wenn österreichische Firmen zu mir kommen und wir gemeinsam darüber nachdenken. Wir haben vor 15 Jahren darüber geredet, ERP-Systeme mit Facility Management Systemen zu verschmelzen. Die Publikationen gibt es, die sind draußen."
Perspektiven für die Zukunft
In seinem Ausblick betont Redlein die Notwendigkeit einer verstärkten Kooperation zwischen Wissenschaft und Praxis in Europa, um den Innovationsrückstand aufzuholen: „Lassen Sie uns doch gemeinsam reden. Vielleicht sind wir manchmal sogar leider zehn Jahre zu früh dran, aber wir haben Ideen, die Sie dann nutzen können, um jetzt Produkte zu machen, die wirklich Vorreiter sind."
Die Überbrückung der Kluft zwischen akademischer Forschung und praktischer Anwendung stellt somit eine der zentralen Herausforderungen für die Stärkung der europäischen Innovationskraft in der Immobilienbranche dar. Prof. Redleins interkontinentale Erfahrungen bieten dabei wertvolle Einblicke in erfolgreiche Modelle der Zusammenarbeit, die als Vorbild dienen könnten.
