Laut dem aktuellen CBRE Wohnungsmarktbericht Österreich 2025 bleibt der Grazer Markt trotz rückläufiger Fertigstellungen in ruhigem Fahrwasser – sowohl im Miet- als auch im Eigentumssegment sind derzeit keine auffälligen Bewegungen zu beobachten.
„Der Wohnungsmarkt profitiert von einem guten Angebot aus Bestandsflächen, Neubautätigkeit, moderaten Preisen und einer weiterhin hohen Lebensqualität“, sagt Sigrid Filzmoser, Standortleiterin von CBRE in Graz. Insgesamt werden im Jahr 2025 in Graz in etwa 920 neue Wohnungen fertiggestellt – das entspricht einem Rückgang von jeweils über 40 Prozent gegenüber den beiden Vorjahren. Grund dafür sind Bauverzögerungen, insbesondere beim Großprojekt Messequadrant (MQG) mit 570 Einheiten, dessen Fertigstellung nun für 2026 geplant ist. Zusätzlich sorgt der Level KS1 Tower an der Kärntner Straße für Belebung und damit für einen deutlichen Anstieg der Fertigstellungen im kommenden Jahr.
Trotz der heuer niedrigen Neubauleistung bleibt der Markt ausgeglichen. „Der Rückgang führt derzeit nicht zu Engpässen, da die vergangenen Jahre von einem überdurchschnittlich hohen Bauvolumen geprägt waren“, sagt Marc Steinke, Leiter Research bei CBRE Österreich. Viele Bauträger reagieren zudem auf die aktuellen Verhältnisse und zeigen bei neuen Projekten Zurückhaltung.
Leichte Preisanstiege im Eigentum, stabile Mieten
Der durchschnittliche Kaufpreis für Neubauwohnungen in Graz liegt 2025 bei rund 5.100 Euro pro Quadratmeter – ein leichter Anstieg, der vor allem auf höhere Baukosten zurückzuführen ist. Die Mieten zeigen hingegen eine stabile bis leicht rückläufige Tendenz: Die Spitzenmiete liegt aktuell bei 13,60 Euro pro Quadratmeter, was einem leichten Rückgang von minus 0,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
„Das hohe Angebot aus den vergangenen Jahren sowie der überdurchschnittliche Anteil von Anlegerwohnungen wirken dämpfend auf den Mietmarkt“, sagt Filzmoser. Viele dieser Wohnungen gelangen nach dem Verkauf als Mietobjekte erneut auf den Markt, was das Angebot weiter erhöht.
Generell befindet sich der österreichische Wohnungsmarkt auch im Jahr 2025 in einer Phase der Anpassung. „Zwar haben die gesunkenen Zinsen und das Auslaufen der KIM-Verordnung die Rahmenbedingungen für Entwickler etwas verbessert, dennoch bleibt das Marktumfeld von rückläufiger Bautätigkeit geprägt“, sagt Steinke.
ESG beeinflusst Finanzierung
Ein wesentlicher Faktor bei der Optimierung der Projekte ist mittlerweile auch im Wohnsektor das Thema ESG. Immer mehr Bauträger und Entwickler lassen ihre Projekte zertifizieren, um den gestiegenen Anforderungen von Banken, Investoren und Mietern gerecht zu werden. ESG-Kriterien sind inzwischen ein zentrales Finanzierungskriterium: Banken müssen offenlegen, wohin ihre Mittel fließen, und gewähren für nachhaltig zertifizierte Gebäude häufig günstigere Konditionen.
Gewerbliche Bauträger mit Absicht einer zukünftigen Veräußerung greifen auf internationale Standards wie DGNB/ÖGNI um die EU-Taxonomie-Vorgaben zu erfüllen. Im Bestand wird eher nach BREEAM zertifiziert. Ein oft unterschätztes Potenzial liegt zudem in der Plausibilisierung älterer Energieausweise. „Rund ein Drittel wurden ursprünglich falsch berechnet. In manchen Fällen lässt sich dadurch sogar eine Taxonomie-Konformität erreichen, ohne umfassende Sanierungsmaßnahmen durchzuführen“, sagt Elvis Penjo, Leiter ESG bei CBRE.
Wohnen bleibt gefragte Assetklasse am Investmentmarkt
Mit einem Anteil von 44 Prozent am gesamten Transaktionsvolumen bleibt Wohnen österreichweit die gefragteste Assetklasse. Bereits im dritten Quartal wurde das gesamte Vorjahresvolumen übertroffen.
Die Spitzenrendite liegt aktuell bei 4,1 Prozent und damit 15 Basispunkte unter dem Vorjahreswert.
Institutionelle Fonds veräußern weiter Bestandsobjekte zur Liquiditätsbeschaffung. „Privatinvestoren aber auch zunehmend wieder internationale Käufer nutzen das Umfeld für selektive Ankäufe“, sagt Lukas Schwarz, Leiter Investment bei CBRE. Vor allem neue und gut gelegene Wohnprojekte bleiben stark nachgefragt.