Es regnet nicht mehr, und die Wolken verziehen sich langsam. Leider betrifft das nur das Wetter, denn bei den aktuellen geopolitischen Vorgängen das nicht so, und diese spielen zum Leidwesen der Anwesenden immer stärker in die Immobilienbranche hinein. Birgit Kraml, Rechtsanwältin und Partnerin bei DLA Piper, meint enerviert: „Die interessanteste Erkenntnis der EXPO ist, dass wir uns mit Themen beschäftigen, über die wir nicht einmal in unseren schlimmsten Alpträumen gesprochen hätten. EKZs werden im Falle eines Krieges in Lazarette transformiert – bei einem Symposium hier auf der EXPO wird bereits über so eine Situation gesprochen. Normalerweise sprechen wir auf der Messe über rechtliche Themen oder über Transaktionen, und jetzt müssen wir uns über Verteidigungsszenarien unterhalten und die Nutzung von Immobilien für Verteidigungszwecke?“
Die Rechtsanwältin hat natürlich recht. Dass wir uns mit solchen Themen befassen müssen, ist schon sehr bedenklich, aber liest man die Mainstreammedien, dann soll das ja seine Berechtigung haben. Ich persönlich glaube nicht daran – ich denke, mit dem Kriegsgeschrei aus Deutschland soll von anderen Dingen abgelenkt werden. Aber zumindest in einem Punkt zeigt sich bei unseren Nachbarn so etwas wie eine gute Stimmung. „In Deutschland ist die Korrektur bei den Preisen schon weiter fortgeschritten“, meint Christoph Lukaschek von OTTO Immobilien: „Daher tut sich da schon mehr als in Österreich.“ Der Leiter der Investmentabteilung stellt fest, dass „Österreich noch etwas hinten nachzieht, aber wir sehen, dass deutsche Investoren bereits verstärkt den Markt beobachten“.
ESG, Nachhaltigkeit oder Geld sparen? Egal, es läuft auf das Gleiche hinaus, heißt jetzt nur anders. ESG ist zwar etwas in den Hintergrund gerückt, aber dafür Geld sparen in den Vordergrund. „ESG ist nicht der springende Punkt“, meint Andreas Millonig, Geschäftsführer von Anda: „Es geht ums Geld, und es geht um Kostenersparnis im laufenden Betrieb der Immobilie.“ Mit Anda hat Andreas Millonig ein Monitoring-Tool geschaffen, das Energie- und Medienverbräuche in Echtzeit misst, damit die „Kunden feststellen können, wo sie unnötigerweise Geld ausgeben, und die Ausgaben ohne Optimierungskonzepte oder Arbeiten reduzieren können“.
Apropos reduzieren … „Auffällig ist, wenn man mit offenen Augen durch die Messe geht, dass sehr viele freie Flächen kaschiert werden“, so einer der Besucher: „So viel Gastronomie und Meeting Points.“
Ich treffe noch Manfred Wiltschnigg, GalCap Europe, der auf dem Weg zu einem Interview mit einem Schweizer Medium ist. Er zeigt sich sehr zufrieden mit der Messe: „Unsere Gespräche sind alle gut gelaufen.“ Warum ein Interview mit einer Schweizer Zeitung? „Die Schweiz steht bei uns wenig auf dem Radar und umgekehrt. Dabei gibt es durchaus Sympathien auf beiden Seiten.“ Geld ist ebenfalls genug vorhanden, denn „die institutionellen Investoren aus der Schweiz haben einige Milliarden zu investieren“. Noch tun sie das zum größten Teil im eigenen Land, aber damit steigen die Preise, und daher möchte man sich auch im Ausland umsehen.
Mario Schiavon, Rechtsanwalt bei Urbanek Law, hat ein gelungenes Fazit der Messe, das ich Ihnen nicht vorenthalten möchte:
„Die EXPO REAL 2025 war keine Messe der großen Versprechungen, sondern der klugen Fragen. Inmitten geopolitischer Unsicherheiten und ökonomischer Volatilität zeigte sich die Branche erstaunlich selbstreflektiert: Die Immobilienwirtschaft hat verstanden, dass Zukunft nicht gebaut, sondern gedacht werden muss.
Besonders augenfällig war die Rolle der Banken. Diese traten nicht als expansive Kreditgeber auf, sondern als kritische Kuratoren von Risiko und Relevanz. Die Finanzierungslandschaft ist geprägt von Vorsicht, Granularität und dem klaren Signal: Wer heute Kapital will, muss mehr bieten als Quadratmeter – nämlich Sinn, Nachhaltigkeit und strategische Tiefe.
Die Messe war ein Realitätsraum, kein Showroom. ESG, Digitalisierung und urbane Resilienz waren keine Buzzwords, sondern Prüfsteine für Investitionsfähigkeit. Wer hier überzeugen wollte, musste nicht laut, sondern klug sein.
Die EXPO REAL 2025 hat gezeigt: Die Branche ist wach, die Banken sind wachsam – und der Markt beginnt wieder zu denken.“