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Die Zweiteilung der Preise am Wohnungsmarkt

Nicht nur die rasant ansteigenden Baukosten, sondern auch Inflation und Zinserhöhung beeinflussen die Situation am Wohnungsmarkt.

© s/w

„Das ist keine Delle, sondern die Vollbremsung einer ganzen Branche“ – so titelte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ vor Kurzem wegen der Entwicklungen in der Immobilienwirtschaft. Genauer gesagt meinte sie damit die Errichtung der Gebäude: „Angesichts steigender Zinsen und höherer Kosten warnt die Immobilienbranche vor einem Ende des Baubooms. Der Wohnungsneubau breche massiv ein, teilte der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) zu einer Umfrage unter seinen rund 1.600 Mitgliedern mit. Die meisten Unternehmen stellten ihre geplanten Projekte zurück oder hätten sie bereits ganz aufgegeben.“

Rückzug der Bauträger

Ähnliches ist auch in Österreich zu beobachten. Wer Projekte in Bau hat, stellt sie fertig, mit neuen Projekten ist man zurückhaltend. Andreas Holler, Geschäftsführer der BUWOG, meinte Ende Juni: „Ich kenne kaum einen Bauträger, der nicht seine Projekte auf Hold setzt oder verschiebt, sofern er nicht schon alles fixiert hat. Wir können alles, was in Bau ist, fertigstellen, aber bei den neu zu startenden Projekten tüfteln wir gerade, und wenn wir da nichts schaffen, dann werden wir verschieben. Das Problem hat jeder.“

Projektentwicklung ist ein Hochrisikogeschäft, und wenn Faktoren dazukommen, die außerhalb der Einflusssphäre der Projektentwickler liegen, so werden sich diese in den kommenden Zeiten einfach zurückhalten. „Mehr Risiko geht nicht“, wie ein Branchenteilnehmer sagte. Wer kann, wird sich zurückziehen und die weiteren Entwicklungen auf den Märkten beobachten.

Führt knappes Gut zu steigenden Preisen?

Wir sind gewohnt, dass sich das Rad regelmäßig weiterdreht und Projekte auf den Markt kommen. Jetzt ist bereits seit ein paar Monate Sand im Getriebe, und es ist nicht zu erwarten, dass sich die Situation schlagartig verbessert. Die Frage ist, wie sich diese Stagnation auf die Preise auswirken wird. Im Normalfall würde man sagen, dass bei einem Gut, das knapper wird, auch die Preise automatisch steigen werden. Das könnte aber nur bedingt geschehen, denn die geänderten Kreditbedingungen, die seit Anfang August in Kraft sind, werden sich sicherlich ebenfalls auf den Markt bzw. die Kaufmöglichkeiten auswirken.

Neue Regelung für Wohnkredite kommt zur falschen Zeit 

„Die neuen Regeln für die Vergabe von Wohnkrediten kommen zu einer Unzeit“, kritisiert Michael Pisecky, stellvertretender Obmann im Fachverband Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer Österreich. Auch Gerald Gollenz, ebenfalls stellvertretender Obmann des Verbands, zeigt sich skeptisch: „Durch die fast zeitgleiche Anhebung der Zinsen wird es aber vor allem für Jungfamilien immer schwieriger, Eigentum zu begründen. Die Kombination aus Eigenkapitalquote, sprich Eigenmitteln, und monatlichem Nettoeinkommen wird für viele potenzielle Eigentümer zu einer unüberwindlichen Hürde.“ Dazu kommen weiter steigende Baukosten. Nach einer Studie der Beratungsgesellschaft Pricewaterhouse-Coopers (PwC), die dem „Handelsblatt“ exklusiv vorliegt, werden Bauherren zumindest noch in den nächsten zwei Jahren einen weiteren Preisanstieg erleben. „Wir gehen davon aus, dass die Baupreise für Immobilien in den kommenden beiden Jahren um mehr als 20 Prozent steigen werden“, sagt Harald Heim, Partner und Immobilienspezialist bei PwC Deutschland.

 Teilung des Marktes

Was in den kommenden Monaten durchaus passieren kann, ist, dass sich der Markt stärker teilt. Auf der einen Seite gibt es Ware, die sich enorm schnell verkaufen lässt, da genügend potenzielle Nachfrager vorhanden sind. „Wir haben ein Haus in der Wiener Innenstadt vermittelt und waren in vier Wochen 20 Prozent über dem Kaufpreis“, berichtet etwa Markus Arnold, Geschäftsführer von Arnold Investments. Auf der anderen Seite existieren Wohnungen, bei denen die Durchschnittskäufer schon in den letzten Monaten mit Eigenmitteln und Fremdfinanzierung an das finanzielle Limit gegangen sind. Für die Bauträger eine unangenehme Situation, denn es wird ihnen ein Teil der potentiellen Kunden wegfallen. So mancher wird vorerst – auch in Anbetracht der kommenden Energieprobleme – von einem Kauf Abstand nehmen. Wie sich das auf die Preise auswirken wird, hängt stark davon ab, wie sehr sich diese Käuferschicht zurücknehmen wird (müssen). Das wird der Herbst zeigen.

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  • Erschienen am:
    18.08.2022
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