Wenn Sie diese Zeilen lesen, gehören Sie zu denjenigen, die sich intensiv mit dem Thema Immobilen beschäftigen – und damit gehören Sie zu einer vergleichsweise kleinen Gruppe, die sich glücklich schätzen darf, in diesem Bereich ein entsprechendes Wissen zu besitzen.
Zuletzt habe ich auf der Wiener Immobilien Messe alle Podiumsvorträge an beiden Tagen moderiert. Es war interessant zu sehen, wie groß das Interesse und damit einhergehend das Informationsbedürfnis der Bevölkerung zum Thema Immobilien ist. Alle Podien waren mehr als gut besucht. Gleichzeitig ist mir dabei klar geworden, wie wenige Kenntnisse eigentlich bei vielen Besuchern vorherrschen und wie gering der Wissensstand des Durchschnittsösterreichers in Bezug auf Immobilien ist. (Nebenbei: Es wundert mich nicht mehr, dass man mit plumpen Polit-Slogans Wahlkampf betreiben kann und dabei Gehör findet.)
Selbst die Vorträge konnten hier nur einen Teil des Wunsches nach Wissen befriedigen. Das hat aber, wie ich feststellen möchte, nichts mit den Vorträgen selbst zu tun, die allesamt ein sehr hohes Niveau hatten und viel Wissen in klarer Form vermittelten.
Ein Erlebnis gab mir besonders zu denken, als ich gemeinsam mit Harald Schippl, der vor fünf Jahren die WIM gemeinsam mit Reed Exhibitions auf die Beine gestellt hat, auf der Bühne war und er über sein Spezialgebiet, das Reihenhaus, sprach. Die Fragen, die vom Publikum kamen, waren letztendlich bunt gemischt und wichen von seinem Vortragsthema teilweise weit ab. Warum?
Die Zuhörer nahmen die Chance wahr, einen Profi aus der Branche zu allen möglichen für sie wichtigen Themen zu befragen und auch seine Meinung zu aktuellen Situationen und Themen zu hören.
Diese Moderation zeigt mir wieder ganz klar, dass sich die Immobilienwirtschaft an einer sehr wichtigen Schnittstelle für die Bevölkerung befindet. Hier geht es um ein Grundbedürfnis, das – und ich muss mich wiederholen – mit mangelndem Wissen kombiniert ist. Verständlicherweise wird sich jemand nicht jahrelang mit Immobilien beschäftigen, wenn eine Immobilie zum Kaufen oder Mieten gesucht wird, sondern eben nur so lang, bis der passende Wohnraum gefunden ist. Und das ist der springende Punkt: Wir haben es mit Kunden und Kundinnen zu tun, die zwar gut informiert sind, aber eben nur gut und nur über einen bestimmten Zeitraum. Ihnen fehlen oft die entscheidenden Zusammenhänge und das Verständnis und Wissen, das eben nur ein Profi haben kann.
Das ist die große Verantwortung der österreichischen Immobilienwirtschaft, und dieser Verantwortung müssen wir uns bewusst sein!
Und noch etwas ist mir während der Messe aufgefallen: Das Ansehen der Immobilienbranche hat sich in den Augen der Bevölkerung verändert. Sie wird viel positiver wahrgenommen, als das noch vor Jahren der Fall war.
Und auch dessen sollten wir uns alle bewusst sein.